Mulde in der Wiese kann Hochwasser speichern

Die Gemeinde Weissach im Tal will zusätzlichen Retentionsraum als Ausgleich für innerörtliche Entwicklungsprojekte schaffen.

Weissach hat immer wieder mit Hochwasser zu kämpfen, so zum Beispiel Ende Mai 2013. Dem Schutz vor Überschwemmungen muss die Gemeinde daher hohe Priorität einräumen.Archivfoto: E. Layher

© Edgar Layher

Weissach hat immer wieder mit Hochwasser zu kämpfen, so zum Beispiel Ende Mai 2013. Dem Schutz vor Überschwemmungen muss die Gemeinde daher hohe Priorität einräumen.Archivfoto: E. Layher

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. Bei zwei Enthaltungen hat der Gemeinderat jetzt beschlossen, den Bau einer sogenannten Retentionsmulde an der Welzheimer Straße in Unterweissach auszuschreiben. Das projektierte Becken zwischen der Welzheimer Straße und der Weißach soll zusätzlichen Rückhalteraum für Hochwasser schaffen, um Volumenverluste aufzufangen, die durch anderweitige Projekte entstehen.

Der Clou dabei: In die Retentionsmaßnahme können sich private Bauherren einkaufen und damit den für ihr Vorhaben erforderlichen Ausgleich schaffen. Die reinen Baukosten für die Mulde sind auf 129000 Euro veranschlagt, hinzu kommen unter anderem Ausgaben für Ausgleichsmaßnahmen, Planung und Gutachten. Damit ergeben sich Gesamtkosten von geschätzten 177000 Euro.

Das Vorhaben Retentionsmulde Seewiesen hatte der Gemeinderat im Prinzip bereits im September 2018, also vor fast zwei Jahren, in Gang gesetzt. Damals gab das Gremium dem Rathaus grünes Licht, um den wasserrechtlichen Genehmigungsantrag beim Landratsamt einzureichen und das Ingenieurbüro Frank aus Backnang mit den weiteren Planungen zu beauftragen. Inzwischen liegt, wie die Verwaltung jetzt im Gemeinderat berichtete, die wasserrechtliche Genehmigung vor – damit könne nun die Ausschreibung vorgenommen werden.

Strenges Bauverbot in Überschwemmungsgebieten

Zugrunde liegen dem Projekt verschiedene Maßgaben aus dem Wasserhaushaltsgesetz. Danach gilt für die in den Hochwassergefahrenkarten genau festgelegten Überschwemmungsgebiete einerseits ein strenges Bauverbot. Dieses betrifft nicht nur Neubauten, sondern auch Erweiterungen, und es schließt zudem die Ausweisung von neuen Baugebieten aus. Andererseits bietet das Gesetz die Möglichkeit, Hochwasserrückhalteraum, der bei entsprechenden Bauvorhaben verloren ginge, zeitgleich in geeigneter Form zu kompensieren – eine Klausel, ohne die die bauliche Entwicklung in vielen Ortskernen, so auch in Weissach, nahezu auf null gesetzt wäre. Einen entsprechenden Bedarf an Retentionsraum sieht die Gemeindeverwaltung durch diverse innerörtliche Entwicklungsmaßnahmen und künftige Bauvorhaben, speziell im Zusammenhang mit der laufenden Ortskernsanierung, die eine Neugestaltung entlang der Welzheimer Straße einschließlich angrenzender Flächen vorsieht, aber auch durch Neubauprojekte in der Welzheimer Straße sowie die Reaktivierung der Rombold-Brache.

Im Zusammenhang mit der Mulde legt die Gemeinde – so verlangen es die Bestimmungen – ein Hochwasserschutzregister an, in dem das Datenmaterial über die Rückhalteräume erfasst und fortlaufend aktualisiert wird. So ergibt sich ein zentraler Pool an Rückhaltekapazitäten, in den sich auch private Bauherren bei Bedarf einkaufen können.

Die Planung berücksichtigt als Gewässerrandstreifen einen Mindestabstand der Mulde von zehn Metern zur bestehenden Weißach-Böschung. Die Mulde selbst soll flache Böschungen mit einer Neigung von 1:6 erhalten, sie kann sich füllen, wenn die Weißach Hochwasser führt. Das Oval wird rund 40 Meter lang und 45 Meter breit. Die Tiefe liegt zwischen einem halben und anderthalb Metern, im Schnitt ist es ein Meter. Die Sohle der Mulde erhält ein Gefälle von etwa 0,3 Prozent zum Auslaufbereich in Richtung Weißach, der wie ein Flaschenhals angelegt wird. Das geplante Becken fasst dann etwa 1100 Kubikmeter.

Der Baubeginn soll – je nach Wetterlage – im Januar nächsten Jahres erfolgen. Damit wird den landwirtschaftlichen Pächtern die Möglichkeit gegeben, in diesem Jahr die Fläche noch zu nutzen. Die Wiese dient als Futtergrundlage.

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Erstellt:
18. Juni 2020, 16:00 Uhr

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