Murrpromenade wird zum Schmuckstück

Rad- und Fußweg Obere Walke in Backnang ist fertiggestellt – Mehr als ein Jahr Bauzeit – Projekt verschlingt 1,1 Millionen Euro

Einer der unattraktivsten Straßenzüge Backnangs ist in den vergangenen Monaten zu einem wahren Schmuckstück umgebaut worden. Die Rede ist von der Oberen Walke. Nach über einem Jahr Bauzeit samt Sperrung wurde der neue Geh- und Radweg vergangene Woche völlig geräuschlos seiner Bestimmung übergeben. Gekostet hat das Projekt insgesamt 1,1 Millionen Euro.

Auf die Fertigstellung des sanierten Wegs Obere Walke haben viele Radfahrer und Fußgänger lange gewartet. Der Eindruck der ersten Nutzer ist eindeutig: Der neue Weg einschließlich der geänderten Uferböschung ist prächtig geworden. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Auf die Fertigstellung des sanierten Wegs Obere Walke haben viele Radfahrer und Fußgänger lange gewartet. Der Eindruck der ersten Nutzer ist eindeutig: Der neue Weg einschließlich der geänderten Uferböschung ist prächtig geworden. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Gute Nachrichten für die Stadt Backnang: Es existiert eine Baustelle weniger. Nach etwa 14 Monaten Bauzeit konnte jetzt der neue Weg entlang der Murrpromenade auf Höhe der Oberen Walke wieder freigegeben werden. Allerdings nicht in der Form früherer Tage. Waren dort einst in grauer Tristesse Autos geparkt, so ist die Passage entlang der Murr heute den Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Die haben den Weg auch sogleich in Beschlag genommen. Gestern bevölkerten viele Spaziergänger und Radler die Passage zwischen der Feuerwehr und dem einstigen Adolff-Wehr. Fünf Sitzgelegenheiten im Stil der Bänke der Grabenstraße oder der Bleichwiese laden zum Verweilen ein. Steinquader in unterschiedlichster Länge und Anordnung mit Sitzplatten.

Wer dort ausruht, hat einen wunderbaren Blick auf die Murr, die in diesem Bereich in idyllischer Ruhe dahinfließt. Vogelgezwitscher und Sonnenstrahlen machen den Platz zu einem friedlichen Ort, der – spätestens in der Zeit nach Corona – von der Bevölkerung bestimmt gut angenommen wird. Noch dazu, wenn in naher Zukunft einmal die Obere Walke bebaut werden sollte. An einer Stelle auf halber Länge der knapp 500 Meter langen Passage führt eine zwei Meter breite Treppe 14 Stufen hinab bis an die Murr. Daneben laden fünf hohe und breite Sitzstufen à la Bleichwiese geradezu zum Sonnenbaden ein. Ein Mann nutzt gestern die Gelegenheit, seine Angel zu testen. Er lacht: „Das wird im Sommer bestimmt eine schöne Badestelle.“ Ein anderer sitzt daneben in der Sonne und schwärmt: „Ein geniales Plätzchen.“ Neben allen Sitzgelegenheiten wurden neue Mülleimer mit integriertem Hundekottütenspender aufgestellt, damit auch jeder, der guten Willens ist, die Gelegenheit erhält, die Hinterlassenschaft seines Vierbeiners aufzuheben und zu entsorgen.

Kraftfahrzeuge wurden aus diesem Bereich der Murrpassage verbannt

An der Abzweigung von der Annonay-Straße machen zwei rot-weiße Poller und ein Rad-/Fußwegschild unmissverständlich klar, dass die neue Fahrbahn nicht für Kraftfahrzeuge gedacht ist. Vielmehr ist der Neubau für Fahrradfahrer und Fußgänger reserviert. Dank dieses Lückenschlusses existiert nun eine durchgängige innerstädtische Geh- und Radwegeverbindung entlang der Murr zwischen der Sulzbacher Brücke und den Murrbädern Backnang Wonnemar. Ebenfalls neu an der Einmündung sind drei Mehlbeerbäume, die von den Verantwortlichen gepflanzt worden sind. Und entlang der Allee zur Murr hin wurden auch zwei Winterlinden neu gesetzt. Sie sind der Ersatz für jene Bäume, die aufgrund der Bauarbeiten gefällt werden mussten. Doch damit nicht genug, was alles für die Natur getan wurde: An einigen Stellen wurde die Murr mit Buchten erweitert. Die Uferböschung in diesen Abschnitten führt senkrecht nach unten und wurde mit Kokosgewebematten gegen Erosion gesichert. Es handelt sich bei diesen Stellen um Eisvogelwände. Sie sollen dem gern gesehenen Vogel das Brüten ermöglichen und erleichtern.

Nachdem die Bauzäune und Verkehrsleiteinrichtungen am vergangenen Freitag abgebaut worden sind, ist die Neugestaltung des Murrufers und des Uferwegs in der Oberen Walke weitestgehend abgeschlossen. Letzte Restarbeiten im Gartenbau wie die Bearbeitung der Grünfläche und die Ansaat werden laut einer Pressemitteilung der Stadt Backnang in den nächsten Tagen noch fertiggestellt.

Info

Die Murrpromenade ist Bestandteil des übergeordneten Stromberg-Murrtal-Radwegs, der auf einer Länge von 152 Kilometern von Karlsruhe nach Gaildorf führt.

Auf dem neuen Teilstück von zirka 450 Metern Länge wurde die bestehende Fahrbahn mit Gehweg zurückgebaut und ein vier Meter breiter Geh- und Radweg mit seitlichen Sitzgelegenheiten und einer Sitztreppe zur Murr errichtet. Das Murrufer wurde durch die Schaffung kleiner Buchten, durch Steinschüttungen und den Einbau von Röhrichtwalzen ökologisch aufgewertet, um so die Ansiedlung von Fischen und Kleinstlebewesen im Uferbereich zu fördern.

Die Kosten der Maßnahme, die seit Anfang März 2019 umgesetzt wurde, belaufen sich auf über 1,1 Millionen Euro. Von Bund und Land wurden Fördergelder in Höhe von 600000 Euro hierfür bewilligt. Weitere 850000 Euro sind für die Kanalsanierung und den Hochwasserschutz fällig.

Die Arbeiten am neuen Uferweg haben im März des vergangenen Jahres begonnen und sollten eigentlich bis Ende September 2019 abgeschlossen sein. Die vor allem für Radfahrer sehr ärgerliche Verdoppelung der Bauzeit beruhte in erster Linie auf Unstimmigkeiten zwischen dem Auftraggeber und den verschiedenen Bauunternehmen beziehungsweise den Verantwortlichen vor Ort. Erst als Letztere ausgetauscht wurden, lief es auf der Baustelle besser.

Ursprünglich sollte der neue Fuß- und Radweg im Rahmen des Citytriathlons am nächsten Sonntag mit einer kleinen Feier offiziell eröffnet werden. Aufgrund der Coronaeinschränkungen und der Absage des Sportevents wird jedoch daraus nichts, sodass die Stadt den Weg nun völlig geräuschlos seiner Bestimmung übergeben hat. Ob die Feier zu einem späteren Zeitpunkt noch nachgeholt werden kann und soll, steht derzeit laut Backnangs Pressesprecherin Christine Wolff noch nicht fest.

Zum Artikel

Erstellt:
22. April 2020, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Stadt & Kreis

Die Konfirmandenarbeit hat sich sehr verändert

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Konfirmandenarbeit stark verändert. Beispiele aus der Region zeigen, dass der Unterricht längst nicht mehr als reine Unterweisung mit Auswendiglernen gesehen wird.

Stadt & Kreis

Backnang will Kiffen auf dem Straßenfest verbieten

Die Stadtverwaltung in Backnang plant, das Rauchen von Cannabis auf dem Straßenfest zu untersagen. Auch andernorts wird das Kiffen trotz Teillegalisierung verboten bleiben, beispielsweise in Freibädern. Viele Gastrobetreiber wollen keine Joints in ihren Außenbereichen.