Museums-Einbruch: Zwei Verdächtige weiter auf der Flucht

dpa Berlin/Dresden. Dass der Zugriff auf die mutmaßlichen Juwelendiebe nicht ganz perfekt lief, wurde schnell klar: Zwei Verdächtige konnten entkommen, nach ihnen fahndet die Polizei. Unklar ist, ob sie die Observation bemerkten oder ob etwas durchsickerte.

Polizeibeamte gehen zu einem Wohnhaus in Berlin. Foto: Paul Zinken/dpa

Polizeibeamte gehen zu einem Wohnhaus in Berlin. Foto: Paul Zinken/dpa

Zwei Tage nach den drei Verhaftungen wegen des spektakulären Juwelendiebstahls in Dresden sind zwei weitere Verdächtigen noch immer auf der Flucht. Die Fahndung nach den 21-jährigen Zwillingsbrüdern aus dem Berliner Clan-Milieu läuft nach Angaben der Behörden „mit Hochdruck“.

Inzwischen gingen 40 Hinweise aus der Bevölkerung ein, „eine heiße Spur befindet sich bislang nicht darunter“, teilten die federführende Staatsanwaltschaft und die Polizei in Dresden mit. Der Fahndungsaufruf war am Mittwochabend auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ erwähnt und das Fluchtauto des einen Mannes bereits am Abend zuvor gefunden worden.

Obwohl die beiden Verdächtigen fliehen konnten, sehen die Behörden „nach bisheriger Einschätzung keine konkreten Anhaltspunkte“ für Einsatzdefizite. „Die im Einsatzkonzept vorgesehene zeitgleiche Festnahme aller fünf dringend Tatverdächtigen konnte nicht realisiert werden“, erklärten sie in ihrer Stellungnahme zu einem Bericht der „Bild“-Zeitung über Pannen bei der Verhaftung der mutmaßlichen Täter. „Das Bewegungsverhalten der Zielpersonen war nur sehr begrenzt vorhersehbar.“ Entsprechend dynamisch sei die Entwicklung des Einsatzes gewesen. Entscheidungen orientierten sich daran, den Gesamterfolg und die Sicherheit der Einsatzkräfte nicht zu gefährden.

Bei der Großrazzia waren drei der Tatverdächtigen, Mitglieder der polizeibekannten arabischstämmigen Remmo-Großfamilie, gefasst worden. Laut dem „Bild“-Bericht, der sich auf Einsatzprotokolle stützt, soll die Polizei fünf junge Männer vor dem Zugriff observiert und abgehört haben. Es habe zuvor Hinweise auf eine akute Fluchtgefahr gegeben. Gegen 3.00 Uhr wurde der erste Verdächtige festgenommen, weil er mit einem Auto durch Berlin raste. Danach sollen die Verdächtigen verstärkt Nachrichten ausgetauscht haben und mehrere Handys ausgeschaltet worden sein. Die Polizei halte es nicht für ausgeschlossen, dass der geplante Einsatz bekannt war oder bemerkt wurde, so die „Bild“-Zeitung.

Am frühen Morgen habe einer der jetzt gesuchten Männer seine Wohnung verlassen und sei mit dem Auto weggefahren. Zunächst konnte er wohl noch verfolgt werden, dann verlor die Polizei ihn. Auch sein Bruder verschwand plötzlich. Kurz vor 5.00 Uhr soll die Polizei einen anderen Mann festgenommen haben, weil sie ihn für einen der Verdächtigen hielt. Er war aber unbeteiligt.

Polizei und Staatsanwaltschaft machen derzeit keine Angaben zu Einzelheiten, „aus ermittlungs- und fahndungstaktischen Gründen“. Die flüchtigen Zwillinge sollen zusammen mit den drei bereits verhafteten Komplizen am 25. November 2019 in den historischen Teil des Dresdner Schatzkammermuseums Grünes Gewölbe eingebrochen sein und dort wertvollen Juwelen-Schmuck gestohlen haben. Die Polizei war den Verdächtigen unter anderem durch Aufnahmen mehrerer Überwachungskameras und Spuren am Tatort sowie in einem später gefundenen Fluchtauto auf die Spur gekommen.

Bei den umfangreichen Durchsuchungen in Berlin stellten die Ermittler Werkzeuge, Festplatten, Computer und Handys sicher. In einigen Wohnungen fanden sie zudem nach Angaben vom Donnerstag Macheten, Äxte und Schreckschusswaffen.

© dpa-infocom, dpa:201119-99-390107/7

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Erstellt:
19. November 2020, 13:33 Uhr

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