Mutmaßlicher Räuber will reinen Tisch machen

Die Straftaten sollen alle unter Drogeneinfluss begangen worden sein, sagt er und hofft auf ein zweites Mal Entziehungsanstalt.

Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

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Von Heike Rommel

Backnang/Winnenden. Nach seinem überraschenden Geständnis (wir berichteten) will der 28-jährige Winnender, der sich vor dem Stuttgarter Landgericht für mehrere Straftaten in Backnang und Winnenden verantworten muss, reinen Tisch machen. Am dritten Verhandlungstag in dem Prozess um schweren versuchten Raub und weitere Vergehen hat er sich offen zu seiner Drogensucht bekannt in der Hoffnung, dass er nach einer gescheiterten Unterbringung in einer Entziehungsanstalt noch einmal dort hinkann. Der Mann ist bei der Polizei gut bekannt, er hat auch schon mehrere Jahre im Jugendgefängnis verbracht.

Joints habe er geraucht wie Zigaretten und jeden Tag fünf bis zehn Tabletten Tillidin eingeworfen. Er stand fast ständig unter Drogeneinfluss, bekannte der 28-Jährige, welcher schon seit jungen Jahren viel Zeit seines Lebens in der Haft verbracht hat. „Ich war zu dieser Zeit auf jeden Fall ein Arsch. Zu jedem“, blickte der Angeklagte vor der siebten Strafkammer unter Vorsitz von Richter Rainer Skujat auf seine Taten zurück, darunter auch Vergehen, die vom Amtsgericht Waiblingen ans Landgericht Stuttgart verwiesen wurden.

„Es ging um Schulden“, sagte ein 19jähriger Zeuge aus Winnenden, der am 30. Oktober 2019 Schmiere bei einem Privatwohnungseinbruchsdiebstahl in einer Backnanger Sozialeinrichtung stand. Der Angeklagte habe einen Baseballschläger dabei gehabt und ein weiterer Mittäter, den er nicht kenne, einen Teleskopschlagstock. „Er wollte unbedingt da rein“, schilderte der Zeuge, wie sich der 28-Jährige unter Bedrohung von Mitbewohnern Zutritt zum Zimmer des Bewohners verschaffte, der ihm angeblich 100 Euro schuldete und mit dessen Zimmertresor, in welchem sich 200 Euro sowie ein Mobiltelefon befanden, er die Flucht ergriff.

Aus Österreich reiste am dritten Verhandlungstag ein Bauleiter zum Stuttgarter Landgericht an, der am späten Abend des 17. November 2020 zufällig Augenzeuge des mutmaßlichen versuchten besonders schweren Raubs in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung an der Winnender Markthalle wurde. Er sah, wie der Angeklagte zur Fassade der Markthalle lief, ein Kantholz holte und dieses einem stehenden Mann gegen den Schädel schlug. Der Mann sei zu Boden gegangen und dann auch noch getreten worden, bevor der Täter schnellen Schritts die Flucht ergriffen habe. Er und weitere Passanten, so der Österreicher, hätten sich um den Verletzten gekümmert. Ob dieser seinen Rucksack noch bei sich gehabt hätte, wisse er nicht. Der Rucksack des Opfers ist bis heute verschwunden.

Am 2. Oktober 2020 soll der Angeklagte mit anderen eine weitere Person verprügelt und dieser eine Bierflasche auf den Kopf geschlagen haben, um gleich darauf zu flüchten. Der Verletzte wurde mit einer Platzwunde ins Krankenhaus gebracht. Am 17. Juli 2019 wiederum soll er rund 100 Gramm Marihuana, eine leere Spritze und 38 Cannabissamen in der Wohnung in einem Teilort von Winnenden gehabt haben. Zwischen dem 4. September und dem 4. Oktober 2019 habe er Schlüssel für einen Motorroller geklaut und am 26. Februar 2020 sei er ohne Fahrerlaubnis mit einem solchen – frisierten und nicht versicherten – auf dem Radweg in der Winnender Seehalde herumgefahren. Das alles gehört auch noch zur Anklage gegen den 28-Jährigen Winnender, über den seine Bewährungshelferin keinen schlechten Bericht in Sachen Resozialisierung abgegeben hat. Sie hob positiv hervor: Der 28-Jährige habe derzeit einen Arbeitsvertrag und seine Freundin stehe auch zu ihm.

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Erstellt:
19. Mai 2023, 16:00 Uhr

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