Fastenkurs: Nach dem Fasten waren die Schmerzen weg

Rainer Heller bietet Fastenbegleitwochen in Winnenden an. Bei seinem Fasten für Gesunde nehmen die Fastenden mehrere Tage lang nur Brühe, Säfte und Tee zu sich. Doch was bringt der Nahrungsverzicht? Hat das Ganze auch Nebenwirkungen? Drei Teilnehmer schildern ihre Erfahrungen.

Die Fastengruppe trifft sich jeden Abend in der Paulinenpflege in Winnenden, um eine Brühe miteinander zu schlürfen. Foto: Heike Rau / Adobe Stock

© Heike Rau - stock.adobe.com

Die Fastengruppe trifft sich jeden Abend in der Paulinenpflege in Winnenden, um eine Brühe miteinander zu schlürfen. Foto: Heike Rau / Adobe Stock

Von Melanie Maier

Rems-Murr. Eine Woche lang keine feste Nahrung zu sich nehmen, sondern nur Saft, Brühe und Tee – wer das noch nie gemacht hat, kann sich kaum vorstellen, dass man beim Fasten für Gesunde keinen Hunger hat. „Das ist so“, bestätigt Heide Mühlbach aus Althütte. „Ich habe es vorher selbst nicht geglaubt, aber durch die vollständige Darmentleerung ist das Hungergefühl spätestens nach zwei Tagen komplett weg.“ Das Fasten, sagt die 80-jährige Rentnerin, habe ihr sogar so gutgetan, dass sie es von nun an jedes Jahr machen möchte.

Schon zwei Mal hat Mühlbach an einer der begleiteten Fastenwochen teilgenommen, die Rainer Heller seit 2020 mehrmals im Jahr in der Paulinenpflege in Winnenden anbietet. Der fachärztlich geprüfte Fastenleiter orientiert sich an der Methode des Militärarzts Otto Buchinger (1878 bis 1966), der mit dem Nahrungsverzicht angeblich sein Gelenkrheuma los wurde. Nach zwei Tagen leichter Kost, die den Magen schon einmal auf die Essensebbe vorbereiten soll, wird der Darm durch die Einnahme einer Glaubersalzlösung ganz entleert. Dann kann es mit dem Fasten losgehen. In den Kursen von Rainer Heller treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zudem allabendlich, um sich auszutauschen und zusammen eine Gemüsebrühe zu schlürfen. Dazu stehen Vorträge, Waldbaden, Yoga und Aromatherapie auf dem Programm.

Viele überzeugt, dass in der Gruppe gefastet wird

Doch weshalb tut man sich den Verzicht überhaupt an? Heide Mühlbach hatte von dem Kurs in der Zeitung gelesen und wollte es einfach mal ausprobieren. Merita Daferi, Altenpflegerin aus Nellmersbach, wurde vom Whatsapp-Status einer Arbeitskollegin inspiriert. Ein Bekannter von Heller, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ließ sich von ihm überreden, doch einmal zu einem Infoabend zu kommen. Dass in der Gruppe gefastet wird, hat ihn überzeugt. Vor etwa 30 Jahren habe er schon mal auf eigene Faust, mit Hilfe eines Buchs, gefastet, berichtet der 56-jährige Selbstständige aus Backnang. „Das hat mir aber gar nicht gefallen, ich hatte immer Hunger“, erinnert er sich. Dieses Mal sei dem nicht so gewesen.

Ein bisschen „Muffe“ habe er vor dem Kaffeeentzugskopfschmerz gehabt, der manche Fastenden in den ersten Tagen trifft. „Das kam in der Gruppe beim einen oder anderen vor“, weiß er. „Manche hatten auch Rückenschmerzen. 90 Prozent hatten aber keine Probleme.“ Auch er selbst sei schmerzfrei geblieben. Im März 2022 nahm er erstmals an einer Fastenbegleitwoche teil. „Man tut Darm und Leber etwas Gutes. Und das Schöne ist, dass man nebenbei ein bisschen abnimmt.“ Zehn Kilo habe er im vergangenen Jahr verloren – auch weil er nach dem Fasten die Ernährung umstellte, sich mehr bewegte. Nach den Weihnachtsfeiertagen waren die Kilos wieder drauf. „Jetzt war es wieder an der Zeit“, sagt er. Falls er es zeitlich schaffe, könnte er sich auch vorstellen, zweimal jährlich zu fasten.

„Sogar meinen Kindern ist aufgefallen, dass ich entspannter bin.“

Das hat sich auch Merita Daferi vorgenommen. Sie ist von den positiven Effekten des Fastens überzeugt. Bevor sie es im September 2022 erstmals ausprobierte, kannte die Muslimin es nur vom Ramadan. „Das Fasten für Gesunde wird oft so beschrieben, dass körperlich ein Reset-Knopf gedrückt wird – und so ist es wirklich“, schwärmt die 33-jährige Altenpflegerin. „Ich habe noch nie so viel Kraft gehabt und war in der Zeit viel entspannter. Das ist sogar meinen zwei Kindern aufgefallen“, sagt sie und lacht.

Vor dem Fasten hatte sie vom vielen und schweren Heben bei ihrer Arbeit so starke Schmerzen in der Hüfte und im Rücken, dass sie nicht lange sitzen konnte. „Die waren nach dem Fasten komplett weg. Und sie sind auch nicht wiedergekommen“, sagt Daferi. Allerdings hatte sie die Fastenwoche eigenständig auf 14 Tage verlängert. Es sei ihr nicht schwergefallen weiterzumachen, sagt sie. „Ich hatte das Gefühl, die Welt um mich herum rennt und ich schaue mir alles in Ruhe an.“ Vor Kurzem hat sie erneut an einer Fastenbegleitwoche teilgenommen. Und hat sie wieder verlängert. Dieses Mal hat sie ein paar Tage vorher angefangen. Zum Fastenabschluss wollte sie unbedingt mit den anderen den ersten Apfel essen.

Für wen ist Fasten möglich?

Kein Problem Gesunde Erwachsene können problemlos ein paar Tage fasten. Bei längerer Fastenzeit, Medikamenteneinnahme oder Erkrankungen sollte vorher eine Rücksprache mit dem Hausarzt gehalten werden. In der Gruppe kann das Heilfasten – vor allem beim ersten Mal – leichter fallen.

Lieber nicht Nicht fasten sollten Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sowie Personen, die eine Essstörung haben oder hatten. Auch bei bestimmten Krankheiten, etwa Gicht oder Gallenbeschwerden, sollte aufs Heilfasten verzichtet werden.

Mehr Infos Weiterführende Informationen zum Thema findet man auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Ernährung unter https://t1p.de/w1e5m. Alles über die Fastenbegleitwochen von Rainer Heller erfährt man im Internet auf der Webseite www.flow-seminare.com.

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Erstellt:
16. März 2023, 06:00 Uhr

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