Nach dem Sieg in der Relegation: Feierlaune unter den VfB-Fans

Im offiziellen VfB-Fantreff Backnangs, dem Kick and Rush in der Wilhelmstraße, verfolgen die Vereinstreuen aus der Umgebung das Relegationsrückspiel. Auch der frühe Rückstand bringt die eingefleischten Fans nicht aus der Fassung, am Ende wird gejubelt.

Die Tore des VfB Stuttgart werden im Kick and Rush gebührend gefeiert. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die Tore des VfB Stuttgart werden im Kick and Rush gebührend gefeiert. Foto: Tobias Sellmaier

Von Lorena Greppo

Backnang. Die Stimmung im „Kick and Rush“ ist gelöst vor dem Relegationsrückspiel des VfB Stuttgart in Hamburg. Das 3:0 aus dem Hinspiel ist eine gute Grundlage, ist man sich einig. Auch wenn sogar noch mehr drin gewesen wäre. Sei’s drum. Die ersten Gäste sind bereits bei der Öffnung der Fankneipe um 19 Uhr gekommen, berichten Diana Hägele und Märie Bader, die an der Theke gekonnt die Biergläser füllen – natürlich mit VfB-Logo darauf. Auch für die beiden Frauen wird der Abend eher entspannt. „An den Spieltagen ist mehr los“, sagt Märie Bader. Zum einen seien gut 50 Mann, inklusive des Wirts Michael Hägele, ins Stadion gefahren. Zum anderen ist das Wetter schön und das Spiel wird im Free-TV übertragen, zählt Diana Hägele als Gründe auf. Dennoch: Alle Tische sind belegt und auch an der Bar nehmen Fans Platz.

Der Großteil der Gäste sind Altbekannte, die auch namentlich begrüßt werden, wie etwa der Backnanger Stammtisch rund um Ewald Schwarz, den alle nur Blackie nennen. Sie sind bei jedem VfB-Spiel im „Kick and Rush“ und fiebern mit. „Wir sind einiges gewöhnt“, sagt Ewald Schwarz über seinen Verein. Auch Maxi Rikker, Marcel Müller und Janosch Biedenbach sind leidgeprüft. Sie fahren öfters zu Auswärtsspielen, heute schauen sie die Begegnung aber lieber gemütlich in der Kneipe. „Es waren einige Hochs und Tiefs dabei diese Saison“, blickt Marcel Müller zurück. Da muss Maxi Rikker aufhorchen: „Hochs? Wo waren die denn?“, fragt er nach. Bei den Heimspielen sei es besser gelaufen, lautet die Antwort. Auswärts dagegen könne man die guten Spiele an einer Hand abzählen. Immerhin: Für diesen Abend sind die drei optimistisch. Der Ligaverbleib sollte schließlich eine sichere Bank sein, oder? „Ich sag mal, zu 95 Prozent“, räumt Janosch Biedenbach ein. Es könne schließlich immer noch sein, dass der VfB durch eine dumme Aktion ein frühes Tor kassiert „und dann geht vielleicht das Nervenflattern los“.

Was muss sich ändern? Daraufgibt es keine einfachen Antworten

Die Prophezeiung sollte sich bewahrheiten, zumindest in Teilen. In der sechsten Spielminute bringt Sonny Kittel mit einem satten Distanzschuss den Hamburger SV in Führung. Durch das Kick and Rush geht ein Raunen, gefolgt von einer paar deftigen Flüchen. „Das gibt’s doch nicht“, ruft jemand. Das hatten sich die Kneipengäste anders vorgestellt. Trotzdem, das große Zittern bleibt aus – sowohl bei den Spielern des VfB als auch bei den Fans in Backnang. Zu komfortabel ist die Ausgangslage bis dahin. Der vermeintliche Ausgleich gut zehn Minuten später wird bejubelt, die Entscheidung des Schiedsrichters auf Abseits harsch kritisiert.

Die beiden Frauen hinter der Bar versorgen ihre Gäste ohne Unterlass mit frischen Getränken. „Vom Spiel bekommen wir meistens gar nicht so viel mit“, erzählen sie. Anhand der Reaktionen der Besucher bemerken sie, wann sich ein Blick auf den Bildschirm lohnt. An den Diskussionen um Taktik und Spielqualität beteiligen sie sich für gewöhnlich nicht. „Gefachsimpelt wird mit dem Chef“, sagt Diana Hägele.

Dabei begnügen sich die Fans allerdings nicht mit einfachen Antworten. Was genau sich beim VfB Stuttgart ändern muss, damit es wieder besser läuft, kann niemand so genau sagen. „In letzter Zeit spielen wir nur noch gegen den Abstieg. Es ist ein Abwärtstrend, aber niemand weiß so richtig, wie man wieder rauskommt“, analysiert Maxi Rikker. Das Fansein war schon schöner, aber die Gäste im Kick and Rush stehen auch in schweren Zeiten hinter ihrem Verein. Blackie Schwarz will sich nicht auf Diskussionen um nötige Veränderungen einlassen: „Aus dem Alter zum Fachsimpeln bin ich raus. Du musst es nehmen, wie es kommt“, sagt er.

Am Ende des Abend hallendie Fangesänge durch den Gastraum

Ein anderes Mitglied des gleichen Stammtischs, das lieber nicht mit Namen in der Zeitung auftauchen möchte, ärgert sich über so manche überhastete Reaktion des Vereins – allem voran die vielen Trainerwechsel. „Das ist eine Katastrophe, denen wird überhaupt nicht die Chance gegeben, etwas zu ändern.“ Und dann fällt am Tisch doch noch ein Satz fürs Phrasenschwein: „Wir müssen mehr Tore schießen und weniger Tore kriegen.“

Immerhin dieser Wunsch wird im Laufe des Abend noch erfüllt, mit drei Toren in der zweiten Halbzeit macht der VfB Stuttgart den Sack zu und sichert sich den Klassenverbleib. Mit jedem Tor wird die Stimmung in der Backnanger Fankneipe ausgelassener. Die Tore werden bejubelt, nach dem Führungstreffer stimmen die Kneipengäste Fangesänge an. „Nie mehr zweite Liga“, schallt es durch den Raum. Als eine weinende HSV-Anhängerin auf dem Bildschirm zu sehen ist, ruft jemand: „Net heula, Mädle, ihr kenned des doch scho!“, und erntet Gelächter. Das 1:3 in der Nachspielzeit ist für die VfB-Fans dann noch das i-Tüpfelchen der guten Laune. Die einen zahlen direkt nach dem Abpfiff und machen sich auf den Nachhauseweg, andere bestellen noch einmal eine Runde Getränke und singen fröhlich: „Oh, wie ist das schön!“

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Erstellt:
6. Juni 2023, 16:02 Uhr

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