Nach Hamsterkäufen wird Brennholz auch im Raum Backnang knapp

Steigende Gas- und Ölpreise und die Angst, im Winter frieren zu müssen, haben die Nachfrage sprunghaft steigen lassen. Trotzdem wird nicht mehr Holz eingeschlagen als in anderen Jahren. Private Waldbesitzer könnten davon jetzt profitieren.

Kilian Knötzele (links) und Jürgen Baumann vom Kreisforstamt begutachten die Holzernte bei Oppenweiler. Wer sich ein Los Brennholz sicher wollte, musste dieses Jahr früh dran sein.Foto: Kornelius Fritz

Kilian Knötzele (links) und Jürgen Baumann vom Kreisforstamt begutachten die Holzernte bei Oppenweiler. Wer sich ein Los Brennholz sicher wollte, musste dieses Jahr früh dran sein.Foto: Kornelius Fritz

Von Kornelius Fritz

Oppenweiler. Sauber aufgestapelt liegen die Baumstämme im Wald oberhalb von Schiffrain am Wegesrand. In den nächsten Tagen werden die Käufer mit der Motorsäge anrücken und die Stämme zu Brennholz verarbeiten. Ihr Los haben sie sich schon vor Monaten gesichert. Wer jetzt erst kommt, hat Pech gehabt. „Für die nächsten Monate sind wir ausverkauft“, sagt Jürgen Baumann vom Kreisforstamt.

War die Nachfrage nach Brennholz in den vergangenen Jahren immer relativ konstant, so spüren die Förster in den 13 Revieren des Rems-Murr-Kreises nun einen sprunghaften Anstieg. Er könne diesen zwar nicht genau beziffern, sagt Jürgen Baumann, „aber ein Drittel mehr ist sicher nicht übertrieben“.

Da sind einerseits Neukunden, die sich nun für den Umstieg von Gas oder Öl auf den Brennstoff Holz entschieden haben. Andererseits bestellen auch viele Stammkunden mehr als üblich: „Das ist wie zu Beginn der Coronapandemie mit dem Klopapier“, sagt Baumanns Kollege Kilian Knötzele. Aus Panik vor Energieknappheit und einem weiteren Preisanstieg will sich mancher offenbar Vorräte anlegen. Es seien sogar Bestellungen von Leuten eingegangen, die noch gar keine Holzheizung besitzen, erzählt Bauman kopfschüttelnd.

Viele private Besitzer kümmernsich kaum um ihren Wald

Das Problem: Die Förster können ihr Angebot nicht einfach der gestiegenen Nachfrage anpassen. „Wir dürfen deshalb nicht mehr Holz einschlagen“, erklärt Knötzele. Im Sinne einer nachhaltigen Forstwirtschaft darf nur so viel geerntet werden, wie im selben Zeitraum nachwächst. Die zulässigen Mengen sind in Zehnjahresplänen festgeschrieben. Und die Förster wollen auch nicht die komplette Ernte als Brennholz verfeuern. Denn es gibt ja noch viele andere Verwendungsmöglichkeiten für den Rohstoff Holz, etwa auf dem Bau, für Möbel oder die Produktion von Zellstoff. „Diese Kunden müssen wir natürlich auch weiter berücksichtigen“, stellt Knötzele klar.

Die faire Verteilung war für die Förster keine leichte Aufgabe

Obwohl der Landkreis zu 40 Prozent mit Wald bedeckt ist, ist Holz auf einmal ein knappes Gut geworden. Die faire Verteilung war für die Förster keine leichte Aufgabe. Im Zweifel seien langjährige Kunden und Ortsansässige bevorzugt worden, erklären Baumann und Knötzele.

Sollte der Nachfrageboom anhalten, hoffen die Förster, dass künftig noch mehr private Waldbesitzer ihr Holz auf den Markt bringen. Insgesamt 8500 gibt es im Rems-Murr-Kreis, viele von ihnen besitzen nur sehr kleine Flächen, um die sie sich oft gar nicht kümmern. Dabei sei der Aufwand überschaubar: „Unsere Revierleiter bieten den Eigentümern eine kostenlose Beratung vor Ort an“, erklärt Jürgen Baumann (siehe Anhang). Mit den Pflegearbeiten könnten die Eigentümer dann ein Forstunternehmen beauftragten und am Ende bleibe ihnen sogar noch ein Gewinn durch den Holzverkauf. „Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um seinen Wald zu pflegen“, findet Baumann. Auf diese Weise könne man das Angebot an regionalem Holz erhöhen.

Moderater Preisanstieg im Vergleichzu anderen Energieträgern

Kurzfristig wird dies aber wohl nicht gelingen. Deshalb appellieren die Förster an die Kunden, nicht mehr Brennholz zu kaufen, als sie tatsächlich benötigen. Für den kommenden Winter hilft der Kauf ohnehin nichts mehr, weil frisch geschlagenes Holz mindestens ein Jahr trocknen muss, ehe es verheizt werden kann. Wird es zu lange gelagert, verliert es wieder an Heizwert.

Außerdem sollte man auch die Arbeit nicht unterschätzen, die mit dem Sägen und Spalten von Langholz verbunden ist. Für die Ausrüstung, von der Motorsäge bis zum Anhänger, fallen zudem weitere Kosten an. Wer nicht ausschließlich mit Holz heizt und nur gelegentlich ein Feuer im Kamin entzünden möchte, sollte daher lieber fertiges Brennholz bei einem Händler kaufen, empfehlen die Experten.

„Holz ist ein regionales Produkt und macht einen autark von ausländischen Einflüssen.“

Wer sich aus Überzeugung für eine moderne Holzheizung entscheidet, der kann allerdings auf die Unterstützung der Förster zählen. „Holz ist ein regionales Produkt und macht einen autark von ausländischen Einflüssen“, sagt Kilian Knötzele, der selbst ausschließlich mit Holz heizt. Stamme der Brennstoff aus nachhaltiger Forstwirtschaft, könne dieser Energieträger sogar klimaneutral sein, wenn die freigesetzte Menge an CO2 bei der Verbrennung die CO2-Bindung der nachwachsenden Bäume nicht übersteigt. Und auch der Preis dürfte sich im Vergleich zu anderen Energieträgern nur moderat verteuern. Für einen Festmeter Buchenholz bezahlt man beim Förster dieses Jahr etwa 85 Euro, das sind 10 Euro mehr als im vergangenen Jahr.

Beratung für Waldbesitzer Das Kreisforstamt unterstützt private Eigentümer bei der Pflege ihrer Waldgrundstücke und bei der Holzvermarktung. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer: 07191/8954367 oder per E-Mail an forst@rems-murr-kreis.de.
Auf die Einheit kommt es an

Beim Holzkauf sollte man darauf achten, in welcher Einheit die jeweilige Menge angegeben ist. Denn obwohl diese ähnlich klingen, gibt es entscheidende Unterschiede. Wer einen „Meter Holz“ bestellt, sollte also genau hinschauen, was damit gemeint ist.

Festmeter Bei unbearbeiteten Baumstämmen wird der Preis pro Festmeter angegeben. Ein Festmeter entspricht dabei einem Kubikmeter reine Holzmasse.

Raummeter Diese Einheit wird für bereits gesägtes und gespaltenes Brennholz verwendet. Ein Raummeter entspricht dabei einem Würfel aus gestapelten Scheiten mit einer Kantenlänge von jeweils einem Meter. Wegen der Zwischenräume entspricht die reine Holzmasse eines Raummeters nur etwa 0,7 Festmetern.

Schüttraummeter Wurden die Scheite bereits zu ofenfertigem Brennholz mit einer Kantenlänge von 25 bis 30 Zentimetern zerkleinert, so wird die Menge in Schüttraummeter angegeben. Das entspricht dem Inhalt einer Gitterbox mit einem Kubikmeter Inhalt, in die die Scheite lose reingeschüttet wurden. Da die Zwischenräume noch größer sind, besteht ein Schüttraummeter nur etwa zur Hälfte aus Holz.

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Erstellt:
29. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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