Nach Rekordhitze kommt leichte Abkühlung

dpa Offenbach/Berlin. Die Temperaturen sinken in den nächsten Tagen, allerdings kündigen sich auch heftige Gewitter an. In vielen Regionen kämpfen die Menschen mit Wasserknappheit und Bränden.

Zu viel Sonne für die Sonnenblume. Foto: Sebastian Kahnert

Zu viel Sonne für die Sonnenblume. Foto: Sebastian Kahnert

Nach den historischen Hitzetagen können sich die Menschen in Deutschland auf leichte Abkühlung freuen. Gleichzeitig kündigen sich Unwetter an, und auch die negativen Folgen der Rekordtemperaturen werden vermehrt spürbar.

Ab Samstag sei die große Hitzewelle vorbei, sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach. Am Wochenende drohen Unwetter; der DWD hält Überflutungen und sogar Hagel für möglich. Die extrem hohen Temperaturen der vergangenen Tage führen vielerorts auch zu Wasserknappheit.

Am Wochenende werden in mehreren Bundesländern außerdem erneut hohe Ozonkonzentrationen erwartet. In Nordrhein-Westfalen soll nach Angaben des Umweltbundesamtes am Samstag die Warnschwelle von 240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten werden. Am Sonntag geht die Belastung demnach leicht zurück. Die Meldegrenze (180) soll aber dennoch übertreten werden. Auch in Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz soll an beiden Tagen diese Schwelle überschritten werden.

Die gute Nachricht: Hoch „Yvonne“ wandert nach Skandinavien ab und macht Platz für das Tiefdruckgebiet „Vincent“. Das bringt statt Sahara-Hitze feuchte und etwas kühlere Atlantikluft. Spätestens am Sonntag fällt die Temperatur daher meist unter 30 Grad.

Damit steigt allerdings auch das Gewitterrisiko. Am Samstag gibt es im Südwesten, am Sonntag fast überall ein erhöhtes Unwetterpotenzial. Örtlich könnten laut DWD in kurzer Zeit bis zu 40 Liter pro Quadratmeter fallen - da die Böden meist sehr trocken sind, können sie das Wasser nicht aufnehmen, und es kann zu Überflutungen kommen.

Der DWD bestätigte außerdem den neuen deutschen Hitzerekord von 42,6 Grad im niedersächsischen Lingen. Der am Donnerstag gemessene Wert sei korrekt, sagte ein Sprecher am Freitag nach einer Überprüfung der Messwerte.

Der DWD hatte zu den Rekordergebnissen vom Donnerstag geschrieben: „Heiß, heißer, Deutschland - Ein Tag für die Wettergeschichte“. Demnach wurden an 25 Messstationen 40 Grad oder mehr gemessen, an 15 Stationen wurde der Rekordwert aus Kitzingen übertroffen. Die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg twitterte: „Vorläufiger neuer deutscher Hitzerekord... 42,6°C! Über 2° wärmer als der alte Rekord. Der gestern aufgestellt wurde...“

Angesichts der Hitze forderte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) die Unternehmen in Deutschland auf, auf genug Schutz ihrer Mitarbeiter zu achten. „In solchen Ausnahmesituationen wie aktuell müssen sich die Betriebe flexibel zeigen und sich gut um ihre Angestellten kümmern“, sagte Heil der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Viele Arbeitnehmer müssten trotz Hitze schwer arbeiten, viele auch im Freien. Heil rief die Unternehmen zu praktischen Lösungen auf.

Unterdessen weitete sich der Waldbrand bei Jüterbog in Brandenburg am Freitag erneut aus. Inzwischen seien 100 Hektar Wald in Flammen, berichtete der stellvertretende Bürgermeister. Der Brand könne wegen der Munitionsbelastung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz weiter nur mit zwei Hubschraubern aus der Luft bekämpft werden.

Auf dem früheren Truppenübungsplatz bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern brach erneut ein Feuer aus. Der Brand im nordöstlichen Teil des Waldgebietes konnte aber schnell gelöscht werden. Anfang Juli hatten bei einem Großbrand am Rand des Übungsplatzes mehrere Orte vorsorglich evakuiert werden müssen.

Der Landkreis Harz rief die Menschen zum Wassersparen auf, weil Bäche und sogar größere Flüsse vielerorts von der Austrocknung bedroht sind. Besonderen Grund zur Sorge gebe das Grundwasser, einige Bäume zeigten bereits deutliche Trockenschäden, teilte die Kreisverwaltung in Sachsen-Anhalt mit.

Auch bei der Deutschen Bahn verursachte die Hitze der vergangenen Tage einige Probleme wie Verspätungen und Zugausfälle. „Der Hitzerekord mit über 40 Grad hat auch unsere Technik an die Grenzen gebracht - sowohl bei den Zügen, als auch im Schienennetz“, sagte ein Bahn-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb habe es auch mehr Störungen als sonst gegeben. Der Sprecher berichtete unter anderem von vereinzelten Weichenstörungen und ausgefallenen Klimaanlagen. Außerdem mussten Züge zeitweise pausieren, um die überhitzten Fahrmotoren abkühlen zu lassen. Hinzu kamen Böschungsbrände an den Strecken.

Die Zahl der hitzebedingten Zugausfälle habe im niedrigen zweistelligen Bereich gelegen. Man sei aber alles in allem recht gut durchgekommen, Techniker seien Tag und Nacht im Einsatz gewesen, um Störungen im Schienennetz zu beseitigen, hieß es weiter.

In anderen Ländern Europas war die Hitzewelle ebenfalls zu spüren. In Paris fiel nach der Rekordhitze mit mehr als 42 Grad erster Regen - und löste spontanen Jubel aus. Wegen der Dürre wüteten in Frankreich am Freitag aber auch zahlreiche Flächenbrände. Die Tour de France hingegen hatte mit sintflutartigen Regen- und Hagelschauern zu kämpfen, weswegen die 19. Etappe am Freitag abgebrochen wurde. Die Abfahrt des Col d'Iseran in den Alpen war nach einer riesigen Schlammlawine nicht mehr passierbar.

In Belgien überstiegen die Temperaturen in dieser Woche erstmals überhaupt die 40-Grad-Marke. Am heißesten wurde es laut dem Königlichen Meteorologischen Institut mit 41,8 Grad am Donnerstag in der flämischen Gemeinde Begijnendijk. Das waren glatte drei Grad mehr als der alte Hitzerekord von 2015. In Brüssel konnten sich Senioren kostenlos in Museen abkühlen.

Ein Reh flüchtet über ein abgebranntes Feld in der Region Hannover. Die Feuerwehren in Niedersachsen kämpfen mit zahlreichen Feldbränden. Foto: Julian Stratenschulte

Ein Reh flüchtet über ein abgebranntes Feld in der Region Hannover. Die Feuerwehren in Niedersachsen kämpfen mit zahlreichen Feldbränden. Foto: Julian Stratenschulte

Hochbetrieb am Ostseestrand von Warnemünde, während im Hintergrund die Scandlines-Fähre „Copenhagen“ einläuft. Foto: Bernd Wüstneck

Hochbetrieb am Ostseestrand von Warnemünde, während im Hintergrund die Scandlines-Fähre „Copenhagen“ einläuft. Foto: Bernd Wüstneck

Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes hinter dem Freibad in Lingen: Die niedersächsische Stadt war am Donnerstag mit 42,6 Grad der heißeste Ort in Deutschland. Foto: Christophe Gateau

Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes hinter dem Freibad in Lingen: Die niedersächsische Stadt war am Donnerstag mit 42,6 Grad der heißeste Ort in Deutschland. Foto: Christophe Gateau

Im Lingener Schwimmbad zeigt ein Thermometer 46,9 Grad an - allerdings in der prallen Sonne. Foto: Martin Remmers

Im Lingener Schwimmbad zeigt ein Thermometer 46,9 Grad an - allerdings in der prallen Sonne. Foto: Martin Remmers

Am Elbstrand in Hamburg: Ausflügler sitzen bei hochsommerlichen Temperaturen am Strand von Övelgönne. Foto: Bodo Marks

Am Elbstrand in Hamburg: Ausflügler sitzen bei hochsommerlichen Temperaturen am Strand von Övelgönne. Foto: Bodo Marks

Gesehen an der Tür eines Geschäfts in der Geilenkirchener Innenstadt: „Hitzefrei - Am 24. und 25.7.2019 schließen wir um 14 Uhr“. Foto: Caroline Seidel

Gesehen an der Tür eines Geschäfts in der Geilenkirchener Innenstadt: „Hitzefrei - Am 24. und 25.7.2019 schließen wir um 14 Uhr“. Foto: Caroline Seidel

Stolzer Rekordhalter: Georg Schmitz, Oberbürgermeister von Geilenkirchen, kauft sich ein Eis - und will auch seinen Rathaus-Mitarbeitern eines ausgeben. Foto: Caroline Seidel

Stolzer Rekordhalter: Georg Schmitz, Oberbürgermeister von Geilenkirchen, kauft sich ein Eis - und will auch seinen Rathaus-Mitarbeitern eines ausgeben. Foto: Caroline Seidel

Tret- und Ruderboote im Münchener Olympiapark: Am Wasser ist es zumindest ein paar Grad kühler als in der Stadt. Foto: Sven Hoppe

Tret- und Ruderboote im Münchener Olympiapark: Am Wasser ist es zumindest ein paar Grad kühler als in der Stadt. Foto: Sven Hoppe

Das Thermometer an der Vertretung der Vereinten Nationen in Bonn zeigt 42 Grad an. Offiziell wurden in Bonn-Roleber Temperaturen von 40,6 Grad gemessen. Foto: Oliver Berg

Das Thermometer an der Vertretung der Vereinten Nationen in Bonn zeigt 42 Grad an. Offiziell wurden in Bonn-Roleber Temperaturen von 40,6 Grad gemessen. Foto: Oliver Berg

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Erstellt:
27. Juli 2019, 10:03 Uhr

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