Nach Schreuder-Aus: Rosen leitet Hoffenheimer Trainerteam

dpa Zuzenhausen. Die TSG 1899 Hoffenheim stand in dieser Saison vor allem in den Schlagzeilen, wenn es um Schmähungen gegen ihren Mäzen Dietmar Hopp ging. Jetzt sorgt der einstige Dorfclub mit einer Trainertrennung für Aufsehen.

Alfred Schreuder (l) und Alexander Rosen unterhalten sich vor Spielbeginn. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild

Alfred Schreuder (l) und Alexander Rosen unterhalten sich vor Spielbeginn. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild

Die TSG 1899 Hoffenheim hat sich über Nacht von ihrem Chefcoach Alfred Schreuder getrennt und will nun mit einem sechsköpfigen Trainerteam noch den Sprung in die Europa League schaffen. „Ich werde extrem nah dabei sein und die ganze Sache steuern. Aber nicht im Trainingsanzug und nicht in Fußballschuhen“, sagte Sportchef Alexander Rosen nach der überraschenden Entscheidung des Fußball-Bundesligisten am Dienstag. Ausschlaggebend waren nach Clubangaben „Differenzen bei der Zukunftsplanung“ mit dem Niederländer, der nach einem knappen Jahr als Nachfolger von Starcoach Julian Nagelsmann gehen musste.

Rosen verfügt über die Trainer-A-Lizenz, ihm stehen in den restlichen vier Spielen der Kraichgauer gleich fünf Personen zur Seite: der bisherige Schreuder-Assistent Matthias Kaltenbach, Torwarttrainer Michael Rechner, Videoanalyst Timo Gross sowie Marcel Rapp und Ex-Profi Kai Herdling aus der clubeigenen Akademie. Für die neue Spielzeit sei aber „grundsätzlich davon auszugehen, dass wir eine externe Lösung erwarten können“, so Rosen.

Schreuder stolperte auch über eine miserable Heimbilanz mit acht zum Teil krachenden Niederlagen. Sein bis 2022 laufender Vertrag sei im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst worden. Der 47-Jährige konnte nie aus dem Schatten Nagelsmanns treten, dessen Assistenz er einst war. Zur ersten Bewährungsprobe für Rosen und sein Team kommt nun am Freitagabend ausgerechnet RB Leipzig mit Nagelsmann.

„In wichtigen Detailfragen waren wir unterschiedlicher Auffassung, so dass eine Zusammenarbeit über das Saisonende hinaus keinen Sinn mehr macht“, erklärte Rosen. Details nannte er nicht, räumte aber ein, dass es dabei auch um Personalien ging. So ist bei den Hoffenheimern weiter offen, was mit dem von Schalke 04 bis zum 30. Juni ausgeliehenen Nationalspieler Sebastian Rudy passiert. Die Saison sei „auf jeden Fall nicht konstant gewesen“, betonte Rosen.

Nach dem 2:2 in Düsseldorf sei „eine große Dynamik“ entstanden, so Rosen. „Die Gespräche gingen bis gestern in die späte Nacht. Wir haben uns dann zu diesem klaren Schritt entschlossen.“ Die Mannschaft wurde am Vormittag, als sie zum angesetzten Training erschien, informiert und erstmal wieder nach Hause geschickt.

Schreuder kam im vergangenen Sommer und war zuvor Assistent von Erik ten Hag bei Ajax Amsterdam. Vier Spieltage vor Saisonende liegt die TSG auf dem siebten Tabellenplatz, der bei einem DFB-Pokalsieg von Bayer Leverkusen oder Bayern München für die Teilnahme am internationalen Geschäft reicht. Zuletzt verschwand der Club, bei dem Senkrechtstarter Nagelsmann als jüngster Chefcoach der Liga-Historie für viel Aufsehen sorgte, aber immer mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung. Dabei hatte Schreuder einst als Assistent von Nagelsmann dessen Aufstieg mit geprägt. Bei der Suche nach einem Nachfolger wird die TSG wohl auf einen Coach setzen, der den einstigen Dorfverein wieder mehr ins Rampenlicht rückt.

„Leider konnten wir uns nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen, wie wir die TSG in die Zukunft führen möchten. Ich bedauere diese Entwicklung. Dass man unterschiedliche Meinungen hat, ist im Berufsleben aber nun einmal nicht ungewöhnlich. Man muss dann ehrlich miteinander sein und die entsprechenden Konsequenzen ziehen“, sagte Schreuder. Auch sein Bruder und Co-Trainer Dick Schreuder verlässt den nordbadischen Club. Es ist der neunte Trainerwechsel in dieser Bundesliga-Spielzeit.

Nagelsmann hatte Schreuder einst als „Hardliner“ bezeichnet: „Ich glaube, er spricht mit seinen Spielern deutlich härter als ich.“ Den Hoffenheimern war in dieser Saison auch etwas die Spielfreude verloren gegangen. Der Niederländer trat allerdings auch unter schwierigen Voraussetzungen an: So verkaufte die TSG vor dieser Runde Leistungsträger wie Nico Schulz (Borussia Dortmund), Nadiem Amiri und Kerem Demirbay (beide Leverkusen) für hohe Transfererlöse. Zudem fiel der Star des Teams, der kroatische WM-Zweite Andrej Kramaric, immer wieder mit Verletzungen aus.

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Erstellt:
9. Juni 2020, 13:24 Uhr

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