Fahrradaktivist Natenom
Nach tödlichem Unfall: Land baut Radweg aus
Im Januar 2024 ist der Radaktivist Natenom bei einem Unfall ums Leben gekommen. Autofahrer reagierten hämisch, Verkehrsminister Hermann war betroffen – und handelt jetzt.

© dpa/Uli Deck
Die Fahrradfahrerlobby reagierte bestürzt auf den Unfalltod von Fahrradaktivist Natenom.
Von Eberhard Wein
Knapp zwei Jahre nach dem tödlichen Unfall des Pforzheimer Radaktivisten Andreas Mandalka auf einer Landesstraße bei Neuhausen im Enzkreis soll die Unfallstrecke sicherer werden. Der erste Schritt dazu ist ein Verwaltungsakt. Demnach wechselt ein parallel verlaufender Forstweg den Besitzer. Statt der Gemeinde Neuhausen ist künftig das Land für den Unterhalt des Weges zuständig. Er werde nun zu einem straßenbegleitenden Radweg ausgebaut, teilte das Landesverkehrsministerium in Stuttgart mit.
„Der tödliche Unfall von Andreas Mandalka war ein schmerzlicher Anlass, der uns noch einmal deutlich gemacht hat, wie wichtig sichere Radverbindungen sind“, sagte der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) unserer Zeitung. Radfahrer sollten sich sicher fühlen können – „gerade entlang von stark befahrenen Landstraßen“. Mit dem Wechsel der Zuständigkeit übernehme das Land Verantwortung für diesen Weg und bereite die Sanierung vor. „Ein eigener, attraktiver und gut ausgebauter Radweg ist die sichere Alternative zur Nutzung der Landstraße.“
Unfallfahrer muss Geldstrafe zahlen
Mandalka, der unter dem Synonym Natenom als Fahrradblogger bundesweit bekannt war, war am 30. Januar 2024 auf der Landesstraße 574 zwischen Neuhausen und dem Teilort Schellbronn (Enzkreis) von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden. Laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft fuhr der 77-jährige Autofahrer ungebremst mit Tempo 80 bis 90 auf den Radfahrer auf. Die Sichtverhältnisse waren gut; Natenom trug eine Warnweste und hatte sein Licht eingeschaltet.
Die Ermittler kamen zu dem Schluss, dass der Autofahrer den Radfahrer „aus Unachtsamkeit gänzlich übersehen“ habe. Das Amtsgericht erließ wegen fahrlässiger Tötung einen Strafbefehl von 150 Tagessätzen und sprach ein zweimonatiges Fahrverbot aus. Zu einem öffentlichen Strafprozess kam es nicht, weil der Autofahrer seinen Einspruch gegen den Strafbefehl wieder zurückzog. Seither ist er rechtskräftig, und der Unfallfahrer vorbestraft.
Kompromisslos für Radfahrerrechte
Bei manchen Autofahrern galt Natenom wegen seines kompromisslosen Eintretens für Fahrradfahrerrechte schlicht als Provokateur. Im Internet gab es teils hämische Kommentare. Den Waldwirtschaftsweg, der teilweise direkt neben der Fahrbahn, teilweise etwas abgesetzt im Wald verläuft, hatte der 43-Jährige wegen der dortigen Schlaglöcher und Verschmutzungen aus Überzeugung nicht genommen. Nach Auskunft der Behörden bestand wegen des Zustands seit 2021 auch keine Benutzungspflicht für Radfahrer mehr.
Jetzt soll der zweieinhalb Kilometer lange Weg zu einer attraktiven Alternative werden. Zur Festlegung des notwendigen Sanierungsumfangs werde zunächst mit Hilfe von Bohrungen die Aufbaustärke des Asphalts ermittelt. Diese Untersuchungen sollen in den nächsten Wochen beauftragt werden, teilte das Verkehrsministerium mit. Die Sanierung sei dann im kommenden Jahr geplant.