Nachfolger für den Waldschrat gesucht
Nach zwei Jahren als inoffizieller Vertreter des Schwäbisch-Fränkischen Walds tritt Sven Vollbrecht nicht mehr zur Wahl an
In der Facebook-Gruppe „Rund um den Schwäbisch-Fränkischen Wald“ wird im Februar ein neuer Schwäbischer Waldschrat gewählt. Dieser soll als Gegenpart zur Waldfee die Region und die Gruppe nach außen hin vertreten. Vier Kandidaten haben sich zur Wahl gestellt. Der bisherige „Amtsinhaber“ Sven Vollbrecht ist nicht darunter.

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Nach zwei Jahren als „Schwäbischer Waldschrat“ verabschiedet sich der Backnanger Sven Vollbrecht von seinem Amt. Foto: G. Markert
Von Lorena Greppo
BACKNANG. „Dafür, dass es eigentlich eine Schnapsidee war, ist wirklich viel daraus geworden“, zieht Initiator Jan Vogel eine Zwischenbilanz. Gemeinsam mit zwei Freunden hat der Großerlacher die Facebook-Gruppe „Rund um den Schwäbisch-Fränkischen Wald“ ins Leben gerufen. Darin teilen die inzwischen knapp 2000 Mitglieder beispielsweise Veranstaltungsankündigungen in der Region oder Bilder mit Naturmotiven. Weil es im Naturpark ja nicht nur Frauen gebe, kam in der Gruppe vor gut zwei Jahren die Idee auf, der Waldfee, der offiziellen Repräsentantin des Schwäbisch-Fränkischen Walds, einen männlichen Vertreter zur Seite zu stellen. In den vergangenen Jahren füllte der Backnanger Sven Vollbrecht diese Stelle aus.
Für die dritte Runde der Waldschrat-Wahl hat sich der 39-Jährige nun nicht mehr aufstellen lassen. „Es waren schöne zwei Jahre und ich bin auch ein bisschen traurig, dass sie vorbei sind“, sagt er. Er habe auch schon mehrfach die Aufforderung „Mach’s doch noch einmal“ zu hören bekommen, dennoch ließ sich Vollbrecht nicht erweichen. Im vergangenen Jahr habe das Waldschrat-Amt oftmals hintenanstehen müssen, etwa weil der Backnanger für den Gemeinderat kandidierte und auch respektable 3000 Stimmen auf sich vereinte. Und ein weiterer Grund sprach dafür, nicht noch einmal anzutreten: „Das Gefühl der Verpflichtung fällt jetzt für mich weg.“ Denn er habe die Region und die Gruppe schließlich würdig vertreten wollen. Nun könne er einfach nur jene Veranstaltungen besuchen, die ihm Spaß machen.
Fassanstich in Althütte war ein Highlight

© Photographer: Messow
Jan Vogel
Einen festgelegten Terminplan gibt es für den Waldschrat nicht, hebt Jan Vogel hervor. „Es soll kein Zwang dahinter sein“, erklärt er. Schließlich sei der Waldschrat im Gegensatz zur Waldfee kein offizieller Repräsentant des Naturparks, das Ganze sei auch keine kommerzielle Sache. Gleichzeitig weiß Vogel: „Es gibt bestimmt viele Gruppenmitglieder, die sich erhoffen, dass der Waldschrat zu ihren Festen kommt.“ Eingeladen werde auch Vollbrechts Nachfolger voraussichtlich häufig. „Da muss der neue Waldschrat einfach abwägen, wo er hin möchte. Für eine Person ist es schwierig, an einem Wochenende auf 20 Veranstaltungen zu gehen“, fügt er schmunzelnd an. Der Amtsinhaber hat diesbezüglich gute Erinnerungen. „Es ist toll, wie die Figur des Waldschrats angenommen wurde. Viele Vereine haben mich zu ihren Festen eingeladen“, sagt Vollbrecht. Dass er am Vatertag in Althütte beim Musikverein das Fass anstechen durfte, sei für ihn ein Highlight gewesen. Ebenso die Treffen mit der Schwäbischen Waldfee, „nachdem das Theater beigelegt war“.
Damit spielt der Backnanger auf die Kritik an, die sein „Amt“ anfangs bekommen hat. Vor allem Althüttes Bürgermeister Reinhold Sczuka hatte Bedenken geäußert, dass ein in der Facebook-Gruppe gewählter Waldschrat die offiziell von der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald gekürte Vertreterin der Region ins Lächerliche ziehen könne. „Das war nie unsere Absicht“, macht Jan Vogel klar. Dass nicht jeder mit der Aktion einverstanden ist, sei absolut legitim. In der Facebook-Gruppe hatte der Initiator deshalb im November auch zur Abstimmung gestellt, ob die Waldschrat-Wahl in eine weitere Runde gehen solle. 184 Mitglieder hatten sich dafür ausgesprochen, nur drei Neinstimmen gab es.
Die vier Kandidaten stehen für verschiedene Aspekte der Region
Seitdem haben sich vier Kandidaten aufstellen lassen, einer davon ist Jan Vogel selbst. Der 37-Jährige aus Großerlach nennt als seine Motivation, dass ihm der Naturpark einfach am Herzen liegt. Zu seinen Interessen zählt er daher im Wald spazieren zu gehen, Musik zu hören, die Facebook-Gruppe zu administrieren und sein Ehrenamt als Vorsitzender des Vereins für historisches Handwerk und lebendige Geschichte. Der Maurermeister besucht derzeit die Bautechnikerschule in Schwäbisch Hall. Mit Blick auf die Konkurrenz sagt er: „Ich finde, es sind interessante Kandidaten, die verschiedene Aspekte der Region vertreten.“ Er stehe dabei für das Interesse an Geschichte, wolle aber auch Aktivitäten wie eine Flurputzete anstoßen.

Kandidat Gerald Markert ist Gruppenmitglied der ersten Stunde und fungiert inzwischen ebenfalls als Administrator. Der 47-jährige Kirchberger ist in der Automobilbranche tätig. „Ich habe mich aufstellen lassen, da ich unsere Region sehr gerne habe. Ich bin hier geboren und finde es wunderschön hier.“ In der Gruppe hatte Markert zuvor auch zahlreiche Naturaufnahmen geteilt, denn Fotografie gehört zu seinen Hobbys, ebenso wie Motorradfahren, Snowboardfahren und das Erlernen der finnischen Sprache. Sven Vollbrecht habe „die Messlatte sehr hoch gelegt“, aber er wolle „die Region alternativ mit einem Augenzwinkern repräsentieren“.

Mario Utz
Der dritte Bewerber heißt Mario Utz, ist 35 und kommt aus Mainhardt. Der Angestellte im Lebensmitteleinzelhandel ist in Wüstenrot aufgewachsen, schreibt er in seiner Kandidatenvorstellung. „Hobbys sind seit Kurzem meine Hühner und wenn es die Zeit zulässt, fahre ich gerne Mountainbike.“

Tom Müller mit Dachsdame Elsa
Die Runde komplettiert Tom Müller aus Alfdorf. Als bestätigter Wildtierschützer und Jäger mache er es sich zur Aufgabe, „durch die Transparenz der Jägerschaft in der Öffentlichkeit mit alten Vorurteilen aufzuräumen“. Er wolle im Lernort Natur aufzeigen, dass Kühe eben nicht lila sind und das Schnitzel nicht in der Tiefkühltruhe seinen Ursprung hat. Der Naturentfremdung gelte es, entgegenzuwirken. Sein launig in Schwäbisch gehaltenes Vorstellungsschreiben fand in der Gruppe bereits Anklang. „Groß gworda mit Schbätzla ond Soß“, schreibt er darin über sich selbst.
Als „ganz patente Kerle“ bezeichnet der amtierende Waldschrat die Kandidaten und gibt ihnen einen Tipp mit auf den Weg: „Wenn sie einfach sie selbst sind, dann wird das schon klappen. Hauptsache, sie verstellen sich nicht, denn das merken die Menschen.“ Auch wenn er in diesem Jahr nicht zur Wahl steht, will Vollbrecht nicht ausschließen, zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht noch einmal zu kandidieren. Jetzt will der Vater einer Tochter erst einmal mehr Papa sein als Waldschrat.
Bis zum 31. Januar haben die Kandidaten noch Zeit, für sich zu werben. Die Wahl zum Waldschrat 2020 startet dann am 1. Februar um 10 Uhr in der Facebook-Gruppe „Rund um den Schwäbisch-Fränkischen Wald“.