Nagellack für alle!

Die Kinder- und Jugendfreizeit des Kreisjugendrings Rems-Murr findet erstmals nicht im Mönchhof statt, sondern in Mettelberg. Die Gruppe der Acht- bis Vierzehnjährigen genießt die Tage im Ausweichquartier und das abwechslungsreiche Programm in vollen Zügen.

Beim Linedance beobachten die vier Jungs aufmerksam ihre Vortänzerin und wiederholen konzentriert die Schritte. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Beim Linedance beobachten die vier Jungs aufmerksam ihre Vortänzerin und wiederholen konzentriert die Schritte. Foto: A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Murrhardt. Üblicherweise findet die jährliche Sommerfreizeit des Kreisjugendrings (KJR) im Schullandheim Mönchhof statt, doch dieses stand heuer nicht zur Verfügung. Da im Murrhardter Weiler Mettelberg das KJR-eigene Freizeit- und Schulungsheim liegt, hatte es sich als Ausweichquartier angeboten: „Mönchhof goes Mettelberg“. Ellen Klinger vom Arbeitskreis Freizeiten zeigt sich glücklich über diese Lösung, denn mit dem eigenen Haus habe man besser planen können. Bei anderen Freizeitheimen habe man nicht sicher sein können, ob sie coronabedingt geöffnet haben würden oder nicht. Eine zusätzliche Erleichterung ist, dass kurz vor Freizeitbeginn die Maskenpflicht gelockert wurde, sodass man innerhalb des Hauses auf die Maske verzichten könne. Dafür setzt man auf eine sorgfältige Teststrategie. Bei der Ankunft hatten die Kinder einen negativen Coronatest vorweisen müssen, während ihres Aufenthalts wurde noch weitere zwei Male getestet. Doch das ist für die Kinder schon Routine, das kennen sie schließlich schon von der Schule.

„Metal Berg rockt“ begrüßt ein großes Schild die Besucher und macht gleich klar, was das diesjährige Motto der Freizeit ist. Musik nämlich. Jeden Tag steht eine andere Musikrichtung auf dem Plan, egal ob Metal oder Country. Der Streifzug durch die verschiedenen Stilrichtungen hat wohl Eindruck gemacht, vier Jungs haben sich an diesem Vormittag zum gemeinsamen Linedance zusammengefunden. Jawohl – vier Jungs! Aufmerksam und konzentriert beobachten sie ihre Vortänzerin und ahmen die Schrittfolge nach. Die schnellen Schrittwechsel scheinen ihnen keine Probleme zu bereiten. Zwei weitere Jungs kickern.

Die sechs Betreuer lassen sich für jeden Tag ein buntes Programm einfallen

Im großen Gemeinschaftsraum machen es sich Kinder auf bequemen Matten gemütlich, sie haben sich für den Programmpunkt „Chillen“ entschieden, die vergangene Nacht war kurz. Auf einem Tisch stehen Kisten mit Perlen. Die Hobbygruppen sind gerade mitten im Gange. Jan und Lara erläutern den Tagesablauf: Aufstehen, Frühstück, Hobbygruppen, Mittagessen, Backstage Club, Hobbygruppen, Abendessen, Abendprogramm und schließlich ab ins Bett. Naja, zumindest normalerweise. Gestern war Kinoabend, und da man es sich sowieso mit Schlafsäcken gemütlich gemacht hatte, kam die spontane Idee auf, das gemütliche Lager zu belassen und hier zu schlafen. Für das Abendprogramm hatten sich die sechs Betreuer einiges einfallen lassen, Spieleabend, Gruselabend, Rockdisco mit entsprechendem Outfit.

Wie waren denn die Nächte sonst so in den vergangenen zehn Tagen? „Erstaunlich ruhig“, kommt die Antwort von Betreuer Peter Schreiber wie aus der Pistole geschossen. Überhaupt sei in diesem Jahr die Gruppe sehr ruhig und harmonisch gewesen, so gut wie keine Streitereien habe es zwischen den Acht- bis Vierzehnjährigen gegeben.

Schreiber war schon bei vielen Freizeiten dabei, seit acht Jahren ist er Mitglied beim Arbeitskreis Freizeiten. „In diesem Jahr wieder eine Freizeit machen zu können, sich wieder mit den anderen Mitgliedern des AKs zu treffen, das ist auch für uns schön“, sagt Schreiber. Und den Kindern gefällt es außerordentlich gut. Selbst wenn man zuerst eigentlich keine Lust auf Ferienfreizeit hat, wie der zwölfjährige Jan zugibt. Er ist zusammen mit seinem Bruder hier und war auch im vergangenen Jahr schon dabei. Jetzt ist er froh, dass er hier ist. Sein Highlight war der Ausflug nach Murrhardt. Unter anderem auch deshalb, weil man für den Stadtausflug das Handy wiederbekommen hat. Das musste nämlich zu Beginn der Freizeit abgegeben werden. Die Jugendlichen sollten schließlich etwas gemeinsam machen und sich nicht mit dem Smartphone beschäftigen. „Wir haben mehr oder weniger sinnlose Sachen gekauft“, lacht Jan. „Und Süßis.“ Oder auch mal einen Schuhabstreifer. Lara hat der Escape Room am besten gefallen: „Das Zimmer, das am schnellsten fertig war, hat gewonnen.“ Und hat beim Kinoabend ein besonders bequemes und gemütliches Plätzchen vorbereitet bekommen. Da sie mit den „Girls 4 Power“ Teil des Siegerteams war, hat sie das natürlich besonders genossen.

Trotz des schlechten Wetters das Beste aus der Situation gemacht

Leider hat das Wetter nicht immer mitgespielt, sodass man den großen Garten nicht so intensiv nutzen konnte wie erhofft. Aber man hat das Beste draus gemacht – wie oft kommt man schon dazu, eine Runde Schlammcatchen auszuprobieren, ohne dass sich entsetzte Eltern die Haare raufen?

Ein besonderer Programmpunkt war der Besuch von Danielle Gehr, Inklusionsbeauftragte des Kreisjugendrings Esslingen. Einen ganzen Tag lang wurde das Thema Inklusion behandelt, nicht nur durch einen Vortrag, sondern auch durch verschiedene Workshops war es gelungen, das Thema für die Kinder erlebbar zu machen. Etwa durch das Einüben von Gebärden.

Langweilig war es den 17 Jungs und Mädels sicher nicht bei dem abwechslungsreichen Programm, das sich die Betreuer überlegt hatten. Zudem gab es jeden Nachmittag im Backstage Club die Möglichkeit, eigene Wünsche und Vorschläge einzubringen. Vielleicht etwas überraschend gehörte das Nägellackieren zu den Favoriten: „Nagellack kommt gut an“, sagt Peter Schreiber. Und zwar bei Jungs und bei Mädels. So lautete das Motto „Nagellack für alle!“.

Viel zu schnell sind die zehn Tage vergangen, schon lauern die drei Ps über der Gruppe: putzen, putzen, putzen. Der letzte Tag steht ganz im Zeichen des Großreinemachens. Man hofft darauf, im kommenden Jahr wieder die Kinder- und Jugendfreizeit durchführen zu können. Und fest eingeplant ist dann auch wieder eine Freizeit für 14- bis 17-Jährige. Da soll es nämlich nach Kroatien gehen.

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Erstellt:
3. September 2021, 16:00 Uhr

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