Naturschützer: Weniger Experten können Arten bestimmen

dpa/lsw Stuttgart. Schmetterlinge, Frösche, Bienen und Spinnen: Alles Arten, die wichtig sind für den Naturkreislauf. Und Arten, bei denen sich immer weniger Menschen auskennen. Was tun?

Mit Schulgärten und Exkursionen, Lehrerfortbildungen und im Dialog mit Hochschulen wollen Naturschützer das Wissen um die Arten in der Tier- und Pflanzenwelt verbessern. „An den meisten Hochschulen spielt die Taxonomie, also die Lehre von der Klassifizierung der Arten, nur noch eine Nebenrolle; an Kindergärten und Schulen sieht es nicht besser aus“, kritisierte der Präsident des Landesnaturschutzverbandes (LNV), Gerhard Bronner, am Montag in Stuttgart.

„Das Wissen um die Arten droht zu einer Art Geheimwissenschaft zu werden“, warnt auch Albert Reif, der ehemalige Leiter der Professur für Standorts- und Vegetationskunde der Universität Freiburg. Er koordiniert die „Initiative Artenkenntnis“ des LNV. Ihr Ziel ist es, das Wissen über die Arten zu stärken und zu fördern.

Die Lehre der Arten sei „das Einmaleins der gesamten Biologie“, mahnt der Verband. Es sei nicht möglich, das Insektensterben zu untersuchen oder Bauplanungen zu gestalten, ohne Arten bestimmen zu können. „Der gesamte Schutz der Biodiversität ist infrage gestellt.“

Für den Nachwuchsmangel macht der Verband auch das rigide Artenschutzgesetz verantwortlich, das die Entnahme besonders geschützter Arten ohne Behördenerlaubnis verbietet. „Ein Kind muss aber die Möglichkeit haben, auch mal einen Grashüpfer in die Hand zu nehmen oder eine Blume abzuzupfen“, sagte Bronner. „Es muss ja nicht unbedingt eine Orchidee sein.“

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Erstellt:
27. Januar 2020, 13:18 Uhr

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