Naturschutz aus und mit Leidenschaft

Malermeister und Jäger Wilfried Hönig pflanzt Wildblumenwiesen für die Umwelt und erfreut damit auch Spaziergänger

Wilfried Hönig kümmert sich mit großem Engagement um Flächen der Gemeinde und zaubert dabei mit seinen Wildblumenwiesen Farben in die Landschaft. Das alles mit großem zeitlichen und finanziellen Aufwand. Täglich ist er unterwegs und erfreut sich, aber auch viele Spaziergänger mit der von ihm gepflanzten Blütenpracht.

Wilfried Hönig ist im Glück. Auf einer Fläche von rund 2500 Quadratmetern hat er Wildblumen eingesät und wachsen lassen. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Wilfried Hönig ist im Glück. Auf einer Fläche von rund 2500 Quadratmetern hat er Wildblumen eingesät und wachsen lassen. Foto: A. Becher

Von Andreas Ziegele

BURGSTETTEN. Wir treffen Wilfried Hönig im Büro seines Malermeisterbetriebs in Erbstetten und sofort beginnt er begeistert von seinem Hobby zu erzählen: „Naturschutz kann man nicht vom Sofa aus machen“, sagt der 62-Jährige und meint damit – mit einem kleinen Seitenhieb – die Umweltpolitik. Den passionierten Jäger, der auch eine Jagdpacht der Gemeinde hat, hält es nicht lange an seinem Schreibtisch. Standesgemäß geht es mit einem Landrover Defender Richtung Burgstall. „Das Auto hat schon 450000 Kilometer auf dem Buckel und trotzdem möchte ich nicht auf dieses verzichten“, erläutert er auf dem Weg zu den Aussiedlerhöfen „Auf den Rüdern“. Dahinter beginnt ein Naturerlebnis, zu dem Hönig einen wichtigen Beitrag leistet und geleistet hat.

„Insekten liegen mir sehr am Herzen und gehören zum Jagen dazu“, so seine Position. Vor einem Jahr hat ihm die Gemeinde einige Streuobstwiesen zur Pflege verpachtet. „Meiner Bürgermeisterin gefällt das so gut, was ich hier mache, dass ich nichts für die Pacht bezahlen muss“, freut sich Hönig.

Angefangen hat er schon zwei Jahre zuvor mit der Bepflanzung von Ackerrandstreifen. „Das hat so viel Spaß gemacht und es war so schön anzusehen, dass die Idee mit den Blumenwiesen geboren war“, erzählt der Jäger. Doch wie legt man eigentlich eine Wildblumenwiese an? „Viele meinen, man geht einfach mal raus und streut ein bisschen Samen aus und die Blumen gehen dann von alleine auf“, sagt er. Aber so funktioniert es nicht. Zunächst hat er im Frühjahr die ganzen Wiesen mit einem Mulchgerät gemäht. Anschließend wurde mit einer Fräse die Oberfläche angekratzt. Auf einer Fläche von rund 2500 Quadratmetern hat er dann das Saatgut ausgebracht. „Ich hatte Glück, dass es danach gleich geregnet hat“, so Hönig. Denn Wasser benötigen die Wildblumen auf jeden Fall, damit sie anwachsen.

17.07.2019 So wunderbar kann die Natur sein
Wilfried Hönig pflanzt Wildblumenwiesen. Damit tut er nicht nur der Natur etwas Gutes, sondern erfeut mit der Farbenpracht auch Spaziergänger.

Wenn die Blumen verblüht sind, wird die Wiese gemäht und das Gras beispielsweise als Heubüschel zum Verfüttern an Ziegen und andere Tiere gebunden. Die Blumen blühen mehrere Jahre, sodass nicht jedes Jahr neu eingesät werden muss. Denn der Samen ist nicht ganz günstig. „Der ist schweineteuer. 600 Euro habe ich für die Wildblumensamen bezahlt.“ Und rund 1000 Euro pro Jahr kostet ihn das Ganze insgesamt. Hönig will das aber nicht als Klage verstanden wissen. „Ich habe meine Freude und meinen Spaß daran, deshalb mache ich das gerne“, und sein strahlendes Gesicht lässt keinen Zweifel daran. Dass auch erhebliche Zeit für dieses Hobby aufgebracht werden muss, liegt in der Natur der Sache. Aber darüber lässt sich der Naturschützer nicht aus. „Ich bin hier fast jeden Morgen mit meinen beiden Hunden und genieße das einfach nur.“

Verschiedenste Bienenarten und vor allem jede Menge Schmetterlinge haben sich hier mittlerweile angesiedelt. „Also alles, was in dieser ausgeräumten und ausgespritzten Agrarlandschaft eigentlich verschwunden ist“, erläutert der 62-Jährige. „Auch wenn das für manche Landwirte aussieht wie Unkrautwiesen.“ Aber nicht nur Insekten zieht die Wiese an, sondern auch Vögel, besonders die Distelfinken. „Auch Rehe gehen gerne auf die Wiese“, sagt der Jäger und ergänzt: „Das ist schön anzusehen und das ist ein Bild, bei dem man dann auf das Schießen verzichtet.“

Neben den Blumenwiesen sind es Wildhecken, die Hönig angepflanzt hat und um die er sich ebenfalls gemeinsam mit seinen drei Kindern kümmert. „Die sind auch alle Jäger und verstehen den Naturschutz so wie ich“, sagt er mit ein wenig Stolz in der Stimme. Fünf Enkel zeigen auch schon Interesse, in die Fußstapfen ihres Großvaters zu treten.

Aber es sind nicht nur die Blumen und die Insekten, die Hönig am Herzen liegen. „Wir haben hier über 200 Vogelhäuser aufgehängt.“ Selbst ein Steinkauz hat sich hier im vergangenen Jahr niedergelassen. Für unterschiedlichste Vogelarten sind diese Häuschen zur Heimat und Brutstätte geworden. Pflege brauchen diese ebenfalls, denn wenn die Tiere weitergezogen sind, reinigt er mit seiner Familie die Behausungen.

„Jede Gemeinde hat solche Ecken, um die man sich kümmern kann“, ist Wilfried Hönig überzeugt und möchte damit zum Nachahmen motivieren. Als Ausbildungsleiter der Kreisjägerschaft Backnang hat er das schon erfolgreich geschafft. „Wenn ich mit meinen Jungjägern hier im Revier bin, ist das Interesse groß und ich werde gefragt, wie ich das gemacht habe und was alles dazugehört“, sagt er und gibt damit seine Euphorie an andere weiter.

Der Einsatz wird auch von höchster Stelle gelobt. „Wilfried Hönig ist sehr engagiert und setzt sich für die Natur und den Artenschutz ein“, sagt Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz. Seine Aktivitäten zahlen ganz nebenbei auch noch auf das Ökokonto und damit auf die Ausgleichsflächen der Gemeinde ein. „Anstehende Maßnahmen besprechen wir ganz unkonventionell beim gemeinsamen Spaziergang mit unseren Hunden“, lässt die Rathauschefin wissen. Und ein Spaziergang in diesem Gebiet lohnt sich auf jeden Fall.

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Erstellt:
17. Juli 2019, 06:00 Uhr

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