Neckarsulmer Audi-Werk: Betriebsrat kompromissbereit

dpa/lsw Neckarsulm. Das Audi-Werk in Neckarsulm produziert deutlich unter seinen Möglichkeiten und steht vor einer ungewissen Zukunft. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob und wann der Autohersteller an diesem Standort bald neue Elektromodelle bauen lässt.

Ein Mitarbeiter bringt an einem Fließband im Audi-Werk das Frontende an einem Audi an. Foto: dpa

Ein Mitarbeiter bringt an einem Fließband im Audi-Werk das Frontende an einem Audi an. Foto: dpa

Im Ringen um die Zukunft des schlecht ausgelasteten Audi-Werks in Neckarsulm lässt der Betriebsrat Kompromissbereitschaft erkennen. Man bestehe angesichts der schwierigen Marktlage nicht zwingend auf der Zusage des Autobauers, wonach kurzfristig zwei volumenstarke Elektromodelle am Standort gebaut werden sollten, sagte der Neckarsulmer Betriebsratschef Rolf Klotz am Dienstag. Dafür müsse Audi aber zusichern, dass das Werk in einigen Jahren elektrifiziert werde, einen Zeitpunkt für die Umstellung fixieren und zweckgebundene Investitionen zurückstellen. Eine Betriebsratssprecherin ergänzte, in einem solchen Szenario müsse etwa 2025 der Umbau der Werkseinrichtungen auf eine E-Modell-Produktion beginnen.

Unternehmen und Betriebsrat verhandeln derzeit über die Zukunft des Werks mit 17 000 Mitarbeitern. In Neckarsulm werden aktuell vor allem die Audi-Modelle A4 bis A8 und R8 gebaut. Wegen der Krise um Verbrennungsmotoren leidet das Werk aber seit langem unter einer Unterauslastung. Dieses Jahr werde das dritte in Folge mit weniger als 200 000 Autos gebauten Autos sein, sagte Klotz. Die Kapazität beträgt jährlich 300 000. Verringern sich die Stückzahlen, steigen in der Regel die Produktionskosten. Das sorge für Sorgenfalten, sagte Klotz. Heute müssten die Weichen gestellt werden, „dass morgen und übermorgen wieder ein gedeihliches Wirtschaften möglich“ sei.

Für die rund 61 000 Audi-Mitarbeiter in den beiden deutschen Werken Ingolstadt und Neckarsulm gilt eine Beschäftigungsgarantie bis 2025. Das Unternehmen verhandelt mit dem Betriebsrat derzeit über eine Verlängerung bis 2030, will aber in der Zwischenzeit auch Stellen sozialverträglich abbauen. Klotz sagte: „Der Betriebsrat wird dafür kämpfen, dass möglichst viele an Bord bleiben.“

Der Neckarsulmer Audi-Werkleiter Helmut Stettner bekräftigte, dass man am Standort „selbstverständlich“ davon ausgehe, „dass die Elektrifizierung langfristig erfolgen“ werde. „Insofern habe ich keinerlei Verständnis für Schwarzmaler, die unseren Standort klein reden wollen.“ Ziel der Gespräche zwischen Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung sei ein Gesamtkonzept, das Sicherheit, Beschäftigung, Profitabilität und Flexibilität enthalte.

Stettner betonte, schon heute würden in Neckarsulm auch Hybridautos gebaut, zudem werde ab dem kommenden Jahr der vollelektrische Audi E-Tron GT hier vom Band gehen. Bei diesem Modell handelt es sich allerdings um ein vergleichsweise volumenschwaches Modell, das dem Werk alleine nicht die Zukunft sichern wird.

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Erstellt:
19. November 2019, 17:40 Uhr

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