Neue Ära im Busverkehr

Dichtere Takte und bessere Verbindungen in Backnang und Umgebung – Neuer Betreiber geht mit roten Fahrzeugen auf Tour

Im öffentlichen Nahverkehr in und um Backnang bricht am 1. Januar eine neue Zeitrechnung an: Das Busangebot wird mit engeren Takten und neuen Verbindungen kräftig ausgebaut. Als Betreiber schickt künftig die Bahntochter FMO ihre über 30 roten Busse auf Tour. Eine neue Linie führt dann vom Backnanger Bahnhof in die Lerchenäcker, komplett umgekrempelt wurde die Linie381 nach Weissach im Tal und Auenwald.

Rote Busse für Backnang und Umgebung: Die Verantwortlichen schlagen im öffentlichen Personennahverkehr ein neues Kapitel auf. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Rote Busse für Backnang und Umgebung: Die Verantwortlichen schlagen im öffentlichen Personennahverkehr ein neues Kapitel auf. Foto: A. Becher

Von Armin Fechter

BACKNANG. Vorweihnachtlich gehobene Stimmung herrschte gestern im Rathaus bei der Präsentation des künftigen Busangebots. Landrat Richard Sigel sprach von einer vorgezogenen Bescherung, OB Frank Nopper jubelte über den „freudvollen ÖPNV-Dreisprung“: mehr, besser und kostengünstiger für die Stadt.

Die Buslinien in und um Backnang sind in drei Bündeln zusammengefasst, die komplett neu ausgeschrieben wurden. Zugrunde liegt dem eine 2009 in Kraft getretene EU-Verordnung. Alle drei Linienbündel wurden an die Friedrich Müller Omnibusunternehmen GmbH (FMO) in Schwäbisch Hall vergeben. Sie löst die Waiblinger Omnibus-Verkehr Ruoff GmbH (OVR) ab, die seit Jahrzehnten im Backnanger Raum tätig war. Insgesamt fahren die Busse künftig 425000 Kilometer im Jahr mehr als seither.

OB Nopper sieht Verbesserungen und gleichzeitig Entlastung

Einen Großteil der Fahrten bestreitet die FMO eigenwirtschaftlich, das heißt, sie bekommt dafür keine Zuschüsse vom Landkreis oder den Kommunen, sondern nur die Fahrgeldeinnahmen. Das betrifft insbesondere die Linien im Stadtverkehr und Linien nach Kleinaspach und Marbach. Das entlastet die Stadt und damit den Steuerzahler um rund 430000 Euro jährlich, wie Nopper festhielt. Die Verbesserungen fasste der OB so zusammen: „Die Busverkehre werden besser auf Regionalexpress sowie auf S3 und S4 abgestimmt. Die südlichen Stadtteile Waldrems und Heiningen werden besser an die Einkaufsmärkte im Süden der Stadt angebunden. Und nicht zuletzt sind Gesundheitszentrum und Industrie- und Gewerbegebiet Lerchenäcker zukünftig per Bus besser erreichbar.“

„Das Busangebot wird spürbar attraktiver“, bestätigte der Landrat. Dazu werde auch die große Tarifzonenreform im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) ab April 2019 beitragen, bei der aus über 50 Zonen fünf Ringe werden. Zudem gibt es zum 1. Januar keine Tariferhöhung, sodass das Bahn- und Busfahren in aller Regel billiger wird. Richard Sigel hofft, dass dies viele Bürger zum Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr motiviert. Gleichzeitig appellierte er an die Städte und Gemeinden, das anvisierte Förderprogramm des Landkreises für ein Fahrgastinformationssystem in Echtzeit in Anspruch zu nehmen. Auch die Bürgermeister aus dem Umland würdigten die Angebotsverbesserungen. „Das bringt uns weit nach vorne“, sagte etwa Ralf Wörner für Allmersbach im Tal. Dem schlossen sich Reinhold Sczuka (Althütte), Irmtraud Wiedersatz (Burgstetten), Frank Hornek (Kirchberg an der Murr) und Karl Ostfalk (Auenwald) an. Die Rathauschefs verhehlten jedoch nicht, dass es noch einige Verbesserungswünsche gibt, beispielsweise auf verschiedenen Strecken an den Wochenenden oder auch bei den abendlichen Anschlüssen von der S-Bahn auf den Bus in Burgstall.

FMO-Geschäftsführer Marco Trovato sieht in dem Auftrag „eine Aufgabe, die uns Respekt einflößt“. Für die Linien in und um Backnang wurde ein neues Verkehrskonzept entwickelt. Schon seit einigen Wochen sind zwei FMO-Busse in der Stadt und drumherum unterwegs, um die Fahrer auf die Strecken zu schulen. „Wir werden alles daran setzen, stabil zu fahren“, versicherte Trovato mit Blick darauf, dass sich der Betrieb erst einspielen muss. Gleichzeitig bat er darum, Hinweise zu geben, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es sollte. Einen ersten Auftrag gab ihm sogleich OB Nopper mit, als sein Blick auf das SHA-Kennzeichen fiel: Die neuen Busse sollten mit dem BK-Schild versehen sein, beanstandete er und wies darauf hin, dass dieses auch im Kreis Schwäbisch Hall ausgegeben wird.

VVS-Geschäftsführer Horst Stammler sprach vom „Wunder von Backnang“: So viele zusätzliche Kilometer mehr zu bekommen, sei an sich schon selten – und in Backnang geschehe dies, ohne dafür mehr zahlen zu müssen. Der Wechsel von OVR zu FMO verlaufe „sehr partnerschaftlich“, der neue Betreiber könne den vorhandenen Betriebshof mitnutzen.

Die Euro-6-Busse, mit denen FMO unterwegs ist, stellen laut Stammler für die nächsten zehn Jahre eine gute Lösung dar. Welche Technik danach kommt, bleibe abzuwarten – Elektroantrieb habe wegen der längeren Fahrstrecken im ländlichen Bereich und wegen der Ladezeiten Nachteile. Denkbar sei auch Brennstoffzellentechnik, sagte Marco Trovato.

Zum Start des neuen Bündels können Interessierte am Dienstag, 1. Januar, auf allen Linien kostenlos mitfahren.

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Erstellt:
12. Dezember 2018, 06:00 Uhr

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