Neue Preise im Leuze schlagen Wellen

Saunagänger müssen vom 1. Juni an 53 Prozent mehr zahlen – Auch im Mineralbad Cannstatt ändern sich die Tarife

Freizeit - Es ist eine pikante Geschichte. Aus dem Bad Berg vertriebene Schwimmer ärgerten sich, dass sie im Leuze für die Sauna mitzahlen mussten. Ihr Protest hatte Erfolg. Mit der Folge, dass Saunierer nun mehr zahlen müssen.

Stuttgart Nach denHallen- und Freibädernbekommen zum 1. Juni nun auch Stuttgarts Mineralbäder neue, teilweise deutlich höhere Preise. Das Ziel dahinter ist es laut den Bäderbetrieben, eine deutlich schlankere Tarifstruktur einzuführen. Außerdem müsse man wegen neuer Steuerregelsätze den All-inclusive-Tarif im Leuze abschaffen, da sonst auch der Anteil am Schwimmen mit 19 Prozent Mehrwertsteuer belastet wird, wie schon seit 2015 die Sauna.

Es sind zwar noch ein paar Tage bis zum Neustart, die neue Preisstruktur wird von den Gästen aber schon diskutiert. Zum Beispiel im Mineralbad Cannstatt. Dort sinkt zwar der Basistarif von 8,80 Euro um 30 Cent auf 8,50 Euro, günstiger wird das Vergnügen aber nur für diejenigen, die nicht länger als zwei Stunden im Bad bleiben wollen. Bisher galt der Basistarif für zweieinhalb Stunden, von 1. Juni an werden es 30 Minuten weniger sein. Kurzum – wer bisher die zweieinhalb Stunden ausgenutzt hat und auch künftig so lange im Bad sein will, zahlt mehr als bisher. Konkret müsste er für die 30 Minuten 1,40 Euro nachzahlen, was den Preis auf 9,90 Euro erhöht. Dafür könnte er dann aber insgesamt 2 Stunden und 40 Minuten bleiben, da die Nachzahlzyklen jeweils 20 Minuten betragen. Eines steht also fest: Gemessen an der Badezeit wird der Eintritt im Mineralbad Cannstatt teurer.

Dies ärgert auch eine Leserin aus Freiberg, die der Stadt einen Brief geschrieben hat. Die Rentnerin plädiert dafür, die alte Badezeit zu belassen und den Preis allenfalls um die Inflationsrate anzupassen. Und sie stellt bezüglich der Zeitverkürzung die Frage: „Worin soll der Nutzen für wen bestehen?“

Die Bäderbetriebe verteidigen die Änderung. Das bisherige Tarifgefüge der Mineralbäder sei „teilweise sehr unübersichtlich und führt zu Verwirrungen“, sagt Sprecher Jens Böhm. Jetzt ist der Zeittakt überall gleich. Im Ãœbrigen sei der Wunsch nach einem Kurzzeittarif aus den Reihen der Gäste gekommen, die sich bei einer Befragung 2017 unter den Top 3 für so einen Tarif ausgesprochen hatten. In den neuen Preis von 8,50 Euro sei die turnusmäßige zweijährige Erhöhung im Ãœbrigen bereits eingerechnet.

Die Bäderbetriebe versprechen sich zudem von der neuen Preisstruktur „eine jährliche Umsatzverbesserung von 90 000 Euro“, wie es in der Beschlussvorlage an den Bäderausschuss heißt. Zudem legt man Wert auf die Feststellung, dass das Mineralbad Cannstatt „im regionalen Vergleich immer noch ein günstiges und attraktives Angebot ist“, wie Jens Böhm sagt. Und mit einer Geldwertkarte könne man bis zu 20 Prozent sparen. Stimmt – aber dazu muss man eine Karte für 400 Euro erwerben.

Wesentlich mehr Wellen als die Änderung im Mineralbad Cannstatt dürfte vom 1. Juni an die neue Preisstruktur im Leuze machen, obwohl die davon Betroffenen oft gar nicht schwimmen wollen. Lange Zeit haben einige engagierte Schwimmer, viele von ihnen Stammgäste des wegen Sanierungvoraussichtlich bis Mitte 2020 geschlossenen Mineralbads Berg, heftig dagegen protestiert, dass es im Leuze nur einen Tarif für Schwimmen und Sauna zusammen gäbe. Wer nicht in die Schwitzkabinen wolle, müsse trotzdem dafür zahlen, argumentierten sie. Das Kombiticket war aber nur zwei Euro teurer als der reine Schwimmereintritt im vergleichbaren Mineralbad Cannstatt, die Sauna im Leuze also konkurrenzlos günstig.

Von 1. Juni an haben die Schwimmer nun ihren Willen, aber nicht besonders viel davon. Zumindest nicht im Basistarif. Statt bisher 10,10 Euro für zwei Stunden Schwimmen und Sauna zahlen sie künftig 9,50 Euro, um in den Frei- oder Hallenbecken ihre Bahnen zu ziehen. Dafür wird es für alle die deutlich teurer, die beides oder nur Sauna wollen. Zwei Stunden Schwimmen und Sauna kosten künftig 15,50 Euro statt 10,10 Euro, das sind stolze 53 Prozent mehr. Weniger auffällig ist der Unterschied bei Tageskarten. Hier stellen sich die Nurschwimmer (14 Euro) um 3,60 Euro besser als im bisherigen Kombitarif (17,60 Euro), die Schwimmer und Saunierer (20 Euro) lediglich um 2,40 Euro schlechter. Die 53 Prozent mehr im Basistarif werden wohl manche Saunafans an der Kasse umdrehen lassen. Das allerdings bringt nicht viel, im Vergleich mit anderen Bädern mit Sauna ist das Leuze auch nach der ruppigen Erhöhung noch im Rahmen.https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.freibadsaison-in-stuttgart-wer-von-den-neuen-preisen-profitiert.37c82b9e-ba19-4e6d-9a06-a9a2e1047013.htmlhttps://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.baedersanierung-in-stuttgart-bergianer-brauchen-weiterhin-braucht-viel-geduld.b73eb770-4887-4acf-a176-1ef7fd6282c0.html

Im Mineralbad Cannstatt sinkt der Tarif – aber man darf nur noch zwei Stunden dafür baden

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Erstellt:
9. Mai 2019, 02:04 Uhr

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