Warten auf weißen Rauch
Neue Prominenz durchs Konklave – die Möwen von Rom
Das Warten auf weißen oder schwarzen Rauch kann sehr langweilig sein. Für Unterhaltung sorgen nun auch verschiedene Möwen. Eigentlich hat man die Seevögel in Rom überhaupt nicht so gern.

© Cristian Gennari/Romano Sicilian/Cristian Gennari
Möwen auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle.
Von red/dpa
Die Wahl eines neuen Papstes findet in sehr unregelmäßigen Abständen statt - dieses Mal nach mehr als zwölf Jahren. Trotzdem gibt es einige Konstanten: den feierlichen Einzug der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle, das Schließen der Tür, den schwarzen oder weißen Rauch aus dem berühmten Schornstein auf dem Dach. Und: die römischen Möwen. Die Zehntausende unten auf dem Peterplatz und die vielen Millionen vor den Fernsehern können sich die Wartezeit mit Vogelbeobachtung vertreiben.
Auch jetzt: Vom Petersplatz aus kann man das Treiben der Möwen in einigen Hundert Metern Abstand mit bloßem Auge erkennen. Noch besser aber sieht man die Tiere über die Live-Kamera, die im Zoom-Modus ständig auf den Schornstein gerichtet ist. Die Bilder werden auch auf Großbildschirme auf dem Platz übertragen. Beim Konklave 2013, während drinnen in der Kapelle Franziskus gewählt wurde, ließ sich eine Möwe sogar mehr als eine Stunde lang in aller Seelenruhe auf dem Schornstein nieder.
Auch wenn oft genug von einer einzigen Möwe die Rede ist: Es sind sehr, sehr viele. In Rom sind die Vögel überall anzutreffen, obwohl Italiens Hauptstadt mit dem kleinen Kirchenstaat Vatikan in der Mitte gut 30 Kilometer vom Mittelmeer entfernt ist. Nach Schätzungen gibt es dort inzwischen etwa 50.000 Möwen.
Möwen machen sich über Abfall her
Auf der Sixtinischen Kapelle, wenn sich wieder einmal eine Möwe auf den Ziegeln niederlässt, putzt oder auch einfach nur durch die Welt guckt, wirkt das alles sehr friedlich. Abends, bevor die Müllabfuhr kommt, sieht es in vielen Ecken Roms allerdings anders aus. Dann machen sich die Möwen über den Abfall her, reißen die Müllbeutel mit dem Schnabel auf und ziehen die Sachen heraus.
Nach Angaben der Umweltschutzorganisation WWF war das bis zu den 1970er Jahren noch anders: Bis dahin wurden in Rom wegen der doch erheblichen Entfernung vom Meer nur selten Möwen gesichtet. Angeblich gab es 1971 nur ein einziges Paar. In ihrer normalen Umgebung ernähren sich die Seevögel vor allem von Fisch oder Muscheln. In Rom fressen sie hingegen meistens Pasta, Pizza und Brot. Die Stadtverwaltung empfiehlt deshalb, Müll ordentlich zu entsorgen - und auch aufzupassen, dass Balkone und Terrassen keine Nistplätze werden. Von denen gibt es in Rom vermutlich immer noch mehr als Möwen.