Welthandel
Neue Wege im Zollstreit? Warum China um Lateinamerika buhlt
Der heißgelaufene Zollstreit zwischen China und den USA hat sich vorübergehend etwas abgekühlt. Doch Peking hat schon länger alternative Handelspartner im Visier - wie Lateinamerika.

© Johannes Neudecker/dpa
Xi kündigte fünf Kooperationsprogramme mit Lateinamerika und der Karibik an.
Von dpa
Peking - Nach der vorübergehenden Zollsenkung zwischen China und den USA hat Peking angekündigt, seinen Handel mit der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) weiter auszubauen. Egal, wie sich die Welt verändere, China werde immer ein "guter Freund und Partner" der Region sein, sagte Staats- und Parteichef Xi Jinping zur Eröffnung des China-CELAC-Forums in Peking.
In Zollkriegen gebe es keine Gewinner, sagte Xi. Sein Land wolle unter steigender Blockkonfrontation und Protektionsmus in Infrastruktur, Rohstoffen und Nahrungsmitteln sowie 5G-Technologie und Künstlicher Intelligenz mit Lateinamerika und der Karibik mehr zusammenarbeiten.
Xi versprach außerdem, die Importe aus lateinamerikanischen und karibischen Ländern zu erhöhen und Chinas Firmen anzuweisen, in der Region zu investieren. Peking will für die Entwicklung der Region 66 Milliarden Yuan (rund 8,2 Milliarden Euro) zur Verfügung stellen.
Was der Zollstreit mit der Region zu tun hat
Vor allem seit dem Handelskonflikt mit den USA versucht China, bei anderen Staaten für sich als stabilen Handelspartner zu werben. Mittlerweile einigten sich Peking und Washington zwar, ihre gegenseitigen Zölle für 90 Tage deutlich zu senken. Doch das Misstrauen zwischen beiden Seiten ist groß.
In den CELAC-Staaten zeigt sich der Wettlauf der beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Die USA sind der wichtigste Handelspartner der Region. Dahinter folgt China. 2024 betrug das Handelsvolumen mit der Region laut Peking 518,4 Milliarden US-Dollar (heute rund 466,8 Milliarden Euro).
Was China in Lateinamerika erreichen will
Die Volksrepublik ist an den Rohstoffen in Lateinamerika interessiert. Aus Brasilien erhöhte China jüngst den Kauf von Sojabohnen, um auch bei Agrarprodukten weniger von Importen aus den USA abhängig zu werden. Zudem verfügen die Länder in Lateinamerika über wichtige Rohstoffe, wie Lithium aus Chile, das besonders wichtig in der Batterie-Herstellung ist. Länder des Globalen Südens seien die Protagonisten für Entwicklung, sagte Chiles Präsident Gabriel Boric.
China will sich außerdem Zugänge in die Märkte Lateinamerikas sichern und investiert über seine Initiative "Neue Seidenstraße" massiv in Infrastruktur. Laut chinesischen Angaben rief Peking mehr als 200 Infrastrukturprojekte in der Region ins Leben.
Warum die Häfen in der Region im Fokus stehen
Viel Aufmerksamkeit hatte im November Peru erhalten, als Präsidentin Dina Boluarte und Xi den Tiefwasserhafen Chancay einweihten. Betrieben wird er von Chinas staatlichem Schifffahrtsunternehmen Cosco.
Ein großer Konfliktpunkt zwischen den USA und China in Lateinamerika ist auch der Panamakanal. US-Präsident Donald Trump behauptete, China habe Kontrolle über die wichtige Seehandelsroute, weil der Hongkonger Konzern CK Hutchison an dortigen Häfen beteiligt ist. Peking weist das zurück. Ein Verkauf der Hafensparte CK Hutchisons an die US-Finanzfirma Blackrock rief jedoch zuletzt Chinas Behörden auf den Plan, die den Deal prüfen.
Panama schickte zum Forum nach Peking lediglich seinen Botschafter als ranghöchsten Vertreter, während Staaten wie Chile, Brasilien und Kolumbien mit großen Delegationen anreisten.

© Johannes Neudecker/dpa
Chiles Präsident Boric forderte eine gemeinsame Umsetzung von Chinas Plänen.

© Johannes Neudecker/dpa
Chinas Präsident warb vor Regierungsvertretern lateinamerikanischer Staaten für mehr Handel.