Neuer Kunstrasen in Oppenweiler weiter kaum bespielbar

Seit über zwei Jahren hat die SG Oppenweiler-Strümpfelbach Probleme mit ihrem eigentlich recht neuen und teuren Kunstrasenplatz. Wenn es kalt und nass wird, wird dieser rutschig und ist kaum noch bespielbar. Nun sollen ein neues Gerät und eventuell zusätzliches Granulat helfen.

Das bestehende Gerät, das für die Pflege des Kunstrasenplatzes in Oppenweiler genutzt wird, reicht wohl nicht aus. Die Spielerinnen und Spieler beschweren sich seit Jahren darüber, dass der Platz bei Kälte und Nässe sehr rutschig wird. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Das bestehende Gerät, das für die Pflege des Kunstrasenplatzes in Oppenweiler genutzt wird, reicht wohl nicht aus. Die Spielerinnen und Spieler beschweren sich seit Jahren darüber, dass der Platz bei Kälte und Nässe sehr rutschig wird. Archivfoto: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Oppenweiler. Weniger pflegeintensiv, auch bei Regen und Nässe bespielbar, das sind eigentlich die Eigenschaften, die ein Kunstrasenplatz als Vorteil gegenüber einem gewöhnlichen Rasenplatz hat. Das ist aber nicht immer der Fall, das zeigt ein Blick auf den Kunstrasenplatz der SG Oppenweiler-Strümpfelbach (SGOS). Im Juni 2020 ist der neue Kunstrasenplatz fertiggestellt worden. Erst war die Freude groß, doch schnell traten erste Probleme auf. „Der Platz ist sehr rutschig. Besonders wenn es abends kühler wird, ist das fast wie eine Eisbahn“, sagt der Gemeinderat und Vorsitzende der SGOS Alexander Stoppel auf Nachfrage. Der Grund: Die EU hat Mikroplastik und damit das vorher übliche Kunststoffgranulat auf Sportplätzen verboten. Auf dem Kleinspielfeld im Rohrbachtal wurde stattdessen auf den umweltfreundlicheren Quarzsandstein gesetzt. Schnell habe es Probleme gegeben, auch einige Verletzungen seien aufgetreten, weil Spielerinnen und Spieler nur so über den Platz gerutscht seien, berichtet Stoppel. Nicht nur Zerrungen, sondern auch schwerere Verletzungen habe es mittlerweile schon gegeben. „Gerade wenn es Minusgrade hat, kann man eigentlich nicht darauf trainieren – schon gar nicht auf Leistung.“ Die Männermannschaft weicht deshalb schon seit dem Herbst für ihr Training auf einen Sportplatz in Spiegelberg aus, statt auf dem heimischen Kunstrasen zu kicken.

Verschiedene Versuche, den Platz zu verbessern, sind bisher gescheitert

Das Problem hat nicht nur Oppenweiler, weiß Stoppel. Einigen Vereinen, die bei Sanierungen und Neubauten von Kunstrasenplätzen auf das Kunststoffgranulat verzichten mussten, gehe es ganz ähnlich – unabhängig von den Herstellern. Auch der Hersteller und das beratende Ingenieurbüro seien seit der Fertigstellung des Platzes immer wieder mit in die Problemlösung einbezogen worden. „Erst hieß es vom Hersteller, wir müssen den Platz mehr bürsten. Dann meinte der Ingenieur, wir müssen häufiger Sand einarbeiten“, berichtet Stoppel von unterschiedlichen Herangehensweisen in den vergangenen Jahren. „Seit fast drei Jahren machen wir nun an dem Platz rum, aber nichts funktioniert so richtig.“

Schon damals war klar, dass es kaum Erfahrungen mit Plätzen ohne Kunststoffgranulat gibt, der in Oppenweiler war einer der ersten in der Region. Dass es aber seit knapp drei Jahren keine Verbesserung gibt, sei für die Spielerinnen und Spieler kaum nachvollziehbar. „Wir bemühen uns, das in den Griff zu bekommen“, beteuert Bürgermeister Bühler in der jüngsten Gemeinderatssitzung auf eine Nachfrage zum aktuellen Stand. Die Gemeinde habe bereits verschiedene Dinge versucht. „Wir doktern seit Jahren an allen möglichen Ursachen herum“, meint Bühler. Zum Beispiel an der Pflege des Platzes oder auch an der Menge und Einarbeitung des Sands.

Nun gibt es neue Ideen, um den Platz endlich ohne Probleme bespielbar zu machen. Zum einen soll ein zusätzliches Pflegegerät dafür sorgen, dass der Sand besser gelockert werden kann. Das Bürsten mit dem zuvor gekauften etwa 20000 Euro teuren Gerät reiche wohl doch nicht, ein weiteres für rund 3500 Euro zum Striegeln des Platzes soll nun helfen. Der Sand soll dadurch besser gelockert werden können und den Platz im besten Falle weniger rutschig machen.

Außerdem wird aktuell darüber nachgedacht, Granulat aus geschredderten Olivenkernen einzubauen, das sei eine neue Empfehlung des Ingenieurs. Zwar habe er in der Vergangenheit wohl nicht dazu geraten, nun seine Meinung aber geändert, erläutert der Bürgermeister in der Gemeinderatssitzung. Das stößt beim Verein auf offene Ohren, auch andere Vereine sollen damit gute Erfahrungen gemacht haben, meint Stoppel. „Die Frage ist nur, wer dafür die Kosten trägt“, so Stoppel. Diese Frage stellt sich auch Thomas Wieland in der Gemeinderatssitzung: „Wir haben einen Platz gekauft, der dann auch funktionieren sollte.“ Man solle prüfen, welche Verantwortung der Hersteller und die Berater haben.

Ein Gutachten zum Platz besagt: Nicht berauschend, aber noch in der Norm

In diesem Zusammenhang haben einzelne Gemeinderäte auch ein Gutachten angezweifelt, das im Frühjahr 2022 zu dem Platz gemacht wurde. „Das Gutachten wurde von einem neutralen Gutachter erstellt. Es war zwar nicht besonders berauschend, aber die Werte lagen noch in der Norm“, so Bühler. Steffen Rosenke meint dazu aber, dass die Aussagekraft aufgrund des Zeitpunkts nicht überzeugend sei. Der Gutachter sei tagsüber da gewesen und nicht in den Abendstunden, in denen eigentlich auch trainiert wird.

Dass bei dem Platz nachträglich noch investiert werden muss, sieht Bühler dagegen als wenig überraschend. „Das ist Neuland und wir haben knapp 320000 Euro investiert.“ Dass nun noch zusätzlich Geld in den Platz gesteckt werden muss, sei nicht ungewöhnlich. Wie viel genau das Granulat kosten würde, ist aktuell noch nicht ganz klar. Dazu werden Angebote eingeholt, Bühler rechnet mit einer Summe zwischen 10000 und 20000 Euro. Außerdem soll die Pflege in Zukunft kontinuierlich – und sorgfältig passieren. Darum werden sich die Mitarbeiter des Bauhofs kümmern.

Nicht nur wegen der anhaltenden Probleme mit dem Platz sei gerade schlechte Stimmung unter den Spielerinnen und Spielern, das spricht Gemeinderat Lucas Röhrle auch in der jüngsten Sitzung an. So gebe es seit Kurzem ein Schild, das auf die richtige Schuhauswahl für den Platz hinweist, zum Beispiel darauf, dass Hallenschuhe nicht geeignet sind. Bei den Spielern sei das Anbringen des Schildes nicht gut angekommen, meint Röhrle. „Die Spieler probieren seit zwei Jahren ohnehin immer wieder verschiedene Stollen aus“, bestätigt auch Alexander Stoppel das Unverständnis der Vereinsmitglieder. Das Schild, so Bühler, hätte eigentlich schon lange dort aufgehängt werden sollen.

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Erstellt:
17. Februar 2023, 06:00 Uhr

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