Neuer Verein will gegen Judenfeindlichkeit eintreten

dpa/lsw Stuttgart. Das antisemitische Attentat im Herbst in Halle hat viele entsetzt. Judenfeindlichkeit gibt es aber auch in Baden-Württemberg. Gegen Antisemitismus tritt ein neuer Verein ein - mit historischem Vorbild.

Muhterem Aras (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Muhterem Aras (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Im Landtag gründet sich heute ein Verein, der sich gegen Antisemitismus einsetzen will. Zu den Gründungsmitgliedern zählen die Landtagsfraktionschefs von Grünen, SPD, CDU und FDP, Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) und Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter Michael Blume. Ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins „Konsequent e.V. - Verein zur Abwehr des Antisemitismus“ soll der frühere Ministerialdirigent im baden-württembergischen Wirtschafts- und Finanzministerium, Guido Rebstock, werden. Vereinsmitglied kann jeder werden - der Jahresbeitrag soll voraussichtlich 60 Euro betragen.

Rebstock hatte kürzlich erklärt, es gebe immer mehr antisemitische Gewalttaten in Deutschland. Dem müsse man entgegentreten. Der Verein plant zum Beispiel Bildungsprojekte, Veranstaltungen und Debattenbeiträge. Er will über Formen von Judenfeindlichkeit aufklären und sich mit Gegenstrategien auseinandersetzen. Der Verein soll an die Tradition des 1890 gegründeten und 1933 unter den Nationalsozialisten aufgelösten „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“ anknüpfen, in dem sich bürgerlich-liberale Persönlichkeiten gegen einen wachsenden Antisemitismus engagierten.

Im Südwesten registrierte die Polizei im Jahr 2018 insgesamt 136 antisemitische Straftaten nach 99 im Jahr 2017. Die Delikte wurden zumeist rechtsorientierten Tätern zugeschrieben. Am 9. Oktober vergangenen Jahres hatte ein schwer bewaffneter Mann am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur versucht, in eine mit rund 50 Gläubigen besetzte Synagoge in Halle (Sachsen-Anhalt) einzudringen. Als das misslang, erschoss er eine 40 Jahre alte Passantin vor dem Gotteshaus sowie einen 20 Jahre alten Mann in einem nahen Dönerladen.

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Erstellt:
29. Januar 2020, 05:13 Uhr

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