Neues Baumkonzept für den Friedhof
Die Kirchberger Verwaltung setzt nach unvermeidlichen Baumfällungen bei der Neugestaltung auf Zukunftsbäume, die klimatischen Veränderungen trotzen. Projektleiter Reinhard Höfer hat dazu im Gemeinderat eine Konzeption präsentiert.

Bäume auf dem Kirchberger Friedhof, die gefällt werden sollen, sind mit einem rot-weißen Band gekennzeichnet. Foto: I. Knack
Von Ingrid Knack
Kirchberg an der Murr. Etliche Bäume auf dem Kirchberger Friedhof müssen über kurz oder lang gefällt werden. Um dies auszugleichen, hat die Verwaltung die Gärtnerei Konzelmann-Höfer aus Eislingen/Fils mit einer „Konzeption zur Entwicklung des Baumbestands“ beauftragt. Die Experten aus Eislingen, die jetzt ins Boot geholt wurden, hatten sich schon bei der zuletzt angelegten Grüninsel für Beisetzungen um die Bepflanzung gekümmert. Die Gemeinderäte machten sich bei einer Ortsbesichtigung ein Bild von der Lage, nun ging es auch im Gemeinderat um dieses Thema.
„Es wird der richtige Schritt in die Zukunft sein“, sagte Bürgermeister Frank Hornek. Wenn es auch einen „sehr schönen Baumbestand“ auf dem Friedhof in Kirchberg gebe, zeichne sich doch ab, dass etliche kranke Bäume gefällt werden müssten. Dies sei Anlass gewesen, tiefer in das Thema einzusteigen und sich mit einer Konzeption zu beschäftigen, die nicht nur auf kurzfristige, unumgängliche Aktionen gemünzt ist, sondern auch eine mittel- und langfristige Planung umfasst. Dabei geht es etwa darum, festzulegen, welche Bäume noch fit für die Zukunft sind und welche neu gepflanzt werden. Zu den Standorten erklärte Hornek: In der Vergangenheit seien die Bäume meist nach alter Väter Sitte am Rand der Wege gepflanzt worden. Was oft zur Folge hatte, dass sich die Wurzeln bis unter den Asphalt ausbreiteten. Dies tat weder den Bäumen noch dem Asphalt gut.
Durch die sich ändernde Bestattungskultur – will heißen, es werden immer öfter Urnen- statt Erdgräber gewählt – könne man das Pflanzthema etwas großzügiger betrachten, so Hornek. Wenn Flächen frei würden, könnten neue Bäume dann auch auf den Rasenflächen gepflanzt werden. „Da verliert man natürlich einige Grabstätten. Aber wir denken, dass wir uns das leisten können.“ Eines sei aber klar: „Alles, was wir heute falsch machen, spüren andere in 20 bis 30 Jahren.“
Projektleiter Reinhard Höfer erklärte: Verglichen mit anderen Kommunen – er führte Beispiele von Friedhöfen mit wenigen Bäumen und im Gegensatz dazu mit vielen alten Platanen an, die sich allerdings in einem „schwierigen Sicherheitszustand“ befinden – sei Kirchberg in einer sehr komfortablen Situation. Höfer sprach von einem soliden Baumbestand und einer vernünftigen Altersstruktur der Bäume. Wenn jetzt Flächen frei würden, habe die Kommune einen schönen Gestaltungsspielraum. „Das, was wir heute tun, hat Auswirkungen in 20, 30, 50 und 100 Jahren. Denn die Bäume, die wir heute pflanzen, die werden in 100 Jahren noch da sein, wenn von uns schon lange nichts mehr da ist. Das macht auch die Planung so wichtig.“ Rücksicht genommen werde überdies auf den Trend, dass Friedhöfe mehr und mehr zusätzliche Funktionen erhalten als bisher. „Früher waren sie einfach eine Gedenkstätte.“ Nun bekämen sie eine wachsende Bedeutung als Rückzugsgebiet und Ort der Ruhe. Auch den (Lebens-)Raum für Tiere sprach Höfer an. „Es ist wichtig, dass wir dem allem Rechnung tragen, dass es nicht nur ein Ort der Trauer ist.“ Heute würden die Friedhöfe offener gestaltet als früher. Weitere Aspekte, die in der Konzeption berücksichtigt werden, sind die Verkehrssicherheit und der Pflegeaufwand. Die alles entscheidende Frage aber ist: Welche Bäume aus dem jetzigen Bestand sind zukunftsfähig und welche Bäume sollen gepflanzt werden, die mit einem deutlich wärmeren Klima klarkommen und Trockenperioden gut überstehen?
Höfer sprach von vier Klassen, die er in diesem Zusammenhang gebildet hat: Zum einen sind da die Bäume, die in den nächsten 24 Monaten gefällt werden sollen – sie sind mit einem rot-weißen Band gekennzeichnet. Dazu gehören auch relativ viele Birken, die nach den Worten Höfers verhältnismäßig schnell altern (Lebenserwartung zwischen 60 und 75 Jahren) und auf dem Kirchberger Friedhof entweder zu dicht stehen oder schon abgestorben sind.
In der zweiten Kategorie finden sich Bäume, die langfristig fallen werden (in fünf bis zehn Jahren). In die dritte Kategorie sind „Bäume der Zukunft“ aus dem aktuellen Bestand eingestuft, sie sind mit einer blauen Schnur gekennzeichnet. Höfer: „Sie haben schon zwischen 30 und 50 Jahre auf dem Buckel.“ Die vierte Kategorie bezieht sich auf geplante Neupflanzungen – die Standorte sind mit Stäben gekennzeichnet. Neu gepflanzt werden sollen 19 Bäume folgender Arten: Ginkgo, Ahorn, Zeder, Hängeblutbuche, Platane, Trompetenbaum, Säuleneiche, Linde, Douglasie und Maronenbaum. 17 Bäume sollen gefällt werden. Einmütig stimmten die Gremiumsmitglieder für die Umsetzung der Konzeption.