Neues Konzept für den Volkstrauertag

Gemeinde Aspach möchte Gedenkfeier künftig anders gestalten – Uhrzeit wird auch geändert

Der Volkstrauertag erinnert an die Kriegstoten und an die Opfer von Gewaltherrschaft. Zum Gedenken werden – so wie hier in Hohnweiler – Kränze niedergelegt und Gedenkstunden gehalten. Archivfoto: A. Wahl

Der Volkstrauertag erinnert an die Kriegstoten und an die Opfer von Gewaltherrschaft. Zum Gedenken werden – so wie hier in Hohnweiler – Kränze niedergelegt und Gedenkstunden gehalten. Archivfoto: A. Wahl

Von Silke Latzel

ASPACH. „Ein bisschen was Neues“ möchte die Gemeinde Aspach am diesjährigen Volkstrauertag machen, denn schon „seit 1972 ist die Veranstaltung eigentlich immer gleich“, so Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff. Das soll sich jetzt ändern. Vertreter der Vereine, Schulen, Kirchen und des Gemeinderats hätten sich bereits zusammengesetzt und besprochen, wie man den Gedenktag auch in die Zukunft tragen kann, denn: „Wir haben festgestellt, dass die betroffene Trauergemeinschaft immer mehr abnimmt. Wir wollen die Gedenkfeier in Richtung ,Friedenssicherung‘ umdenken und so die neue Generation mitnehmen.“

Geplant war eigentlich eine aktive Beteiligung der Schüler der Conrad-Weiser-Schule. Doch die Schulverwaltung erteilte der Gemeinde eine Absage: zu kurzfristig. Da der Lehrplan die Auseinandersetzung mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg erst in Klasse 9 vorsieht, das Schuljahr erst begonnen habe und die jetzigen Neuntklässler im Lehrplan noch nicht so weit seien, sei das Ganze zeitlich nicht möglich.

Enttäuscht zeigten sich darüber einige Gemeinderäte bei der jüngsten Sitzung. „Ein Armutszeugnis unserer Bildungseinrichtung“, äußerte sich Wolfgang Klenk (CDU und Bürgerliche Liste). Da war es vermutlich nur ein kleiner Trost, dass Welte-Hauff sagte, die Schüler wollen sich im kommenden Jahr an der Veranstaltung beteiligen. „Dabei soll dann einfach der Gedanke, dass der Friede in Europa seit 70 Jahren hält, aber zerbrechlich ist und nicht als selbstverständlich hingenommen werden darf, transportiert werden“, so Welte-Hauff. Sie ergänzte, dass auch dafür etwas Verständnis der geschichtlichen Zusammenhänge vonnöten sei. „Wir sehen die diesjährige Gedenkfeier als einen Einstieg in eine neue Form und werden die weiteren Änderungen, die geplant sind, auch nicht noch einmal um ein Jahr verschieben.“

So soll es ab sofort nur noch eine zentrale Gedenkveranstaltung geben und diese im rollierenden System jedes Jahr in einem anderen Ortsteil stattfinden – und zwar der Größe der Orte nach: Zuerst wäre Großaspach dran, im Jahr darauf Kleinaspach, danach Rietenau und im vierten Jahr Allmersbach am Weinberg, bevor der Turnus dann wieder von vorne beginnt. „Auch wenn die Gedenkveranstaltung dieses Jahr in der Julianakirche geplant ist, soll es keine kirchliche Veranstaltung werden“, betonte die Bürgermeisterin. Sie selbst werde zusammen mit Pfarrer Martin Kaschler die Friedensbotschaft vortragen, musikalisch begleitet werden soll die Feier durch die Bläser des Musikvereins Großaspach.

Danach soll das Gedenken am Ehrenmal fortgesetzt werden. In den jeweils anderen Teilorten wird eine Kranzniederlegung ohne musikalische Begleitung stattfinden – durch wen, ist allerdings noch offen. Doch nicht nur das: Auch die Uhrzeit wird künftig eine neue sein. Um 15.30 Uhr soll die Gedenkfeier beginnen. Gemeinderat Joachim Goller (Freie Wählervereinigung) zeigte sich damit unzufrieden. „Da wird es doch im November schon duster sein“, sagte er und wollte wissen, wieso die Veranstaltung nicht wie bislang in den Morgenstunden stattfinden könne. Das sei das Ergebnis der Diskussionsrunde gewesen, die gerne einmal etwas anderes probieren wolle – eben auch eine andere Uhrzeit, war die Antwort von Hauptamtsleiter Rolf Kirschbaum. Goller regte zudem an, einen Bus für die Mitbürger zur Verfügung zu stellen, die nicht mehr gut zu Fuß seien. Die Bürgermeisterin versprach, diesen Punkt mit in die Organisation aufzunehmen, in die man jetzt weiter einsteigen wolle.

Wolfgang Schopf (SPD) warf zudem ein, dass er vor Kurzem von einem „älteren Mitbürger“ angesprochen worden sei, der angemerkt habe, dass die Mahnmale schon mehrere Jahrzehnte alt und teilweise in einem nicht mehr sonderlich ansehnlichen Zustand seien. „In Allmersbach und in Rietenau kann man wohl nicht mal mehr die Namen lesen“, sagte er. Welte-Hauff versprach, sich alsbald darum zu kümmern.

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Erstellt:
25. September 2019, 06:00 Uhr

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