Nicht der Nase, sondern dem Hasen nach

80 Vierbeiner beim Windhunde-Coursing Großerlach-Grab mit Blick auf die deutsche Meisterschaft und die Europameisterschaft

Windhunde stehen bei ihnen im Mittelpunkt. Aus ganz Deutschland reisten gestern die Halter zum nationalen Leistungs-Coursing nach Großerlach-Grab. Rund 80 Vierbeiner maßen sich, um Punkte zu sammeln, die sie für die deutsche Meisterschaft oder die Europameisterschaft qualifizieren.

Fast so schnell wie der Wind: Auf einer Wiese bei Grab jagten gestern 80 rasend schnelle Hunde in zahlreichen Rennen einer Hasenattrappe aus gelbem Flatterband hinterher. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Fast so schnell wie der Wind: Auf einer Wiese bei Grab jagten gestern 80 rasend schnelle Hunde in zahlreichen Rennen einer Hasenattrappe aus gelbem Flatterband hinterher. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

GROSSERLACH. Immer zwei Windhunde jagen in rasantem Tempo gemeinsam über die Wiese bei Grab einer Hasenattrappe hinterher. „Sie leben ihren natürlichen Bewegungsdrang aus“, sagt Mark Rössler, Rennleiter beim Coursing in Grab und zweiter Vorsitzender des Windhund-Rennsport-Vereins Solitude (WRSV), der im Großerlacher Ortsteil ansässig ist. Punkte werden vergeben nach Kriterien wie Schnelligkeit, Gewandtheit, Kondition oder linientreuem Folgen der Attrappe. Zehn verschiedene Rassen sind am Start, vom kleinen Kurzhaarhund „Italienisches Windspiel“ bis zum großen russischen Barsoi mit langem, seidigem Fell.

Camper und Kleinbusse sind auf dem Platz vor der Rennstrecke geparkt. Eva Mackowiak hat es sich in der Sonne auf einem Campingstuhl gemütlich gemacht. Sie ist mit ihren vier Windhunden der Rasse Saluki, aus Rolbing in Frankreich angereist. Einer davon, der 13-jährige Ramesha, ist internationaler Coursing-Champion, erzählt sie. Nach Deutschland, Belgien oder in die Schweiz fährt sie zu den Wettbewerben. Viele der Windhundhalter kennen sich untereinander. Man kommt ins Gespräch, während man wartet, bis der eigene Vierbeiner am Start ist. Zwei Durchläufe gibt es an diesem Sonntag.

Sigrid Erlewein aus Gundelsheim gesellt sich dazu. Sie besitzt Hunde derselben persischen Windhundrasse. Man tauscht Erfahrungen aus. „Das Wetter ist ideal“, freut sie sich. „Für die Hunde ist es nicht zu heiß.“ Das Wohl ihrer Lieblinge liegt ihr natürlich am Herzen: „Sie sind wie unsere Kinder.“

Gleich nebenan haben Gabi und Thomas Klenk aus Balzhausen in Bayern ein kleines, zusammenklappbares Gehege an ihrem Kleinbus errichtet, damit sich die sechs Windhunde, die sie mitgebracht haben, darin in der Wartezeit frei bewegen können. Irische Wolfshunde und der Scottish Deerhound sind dabei. Für die Hunde sei die Coursing im freien Gelände interessanter als Wettrennen auf einer Rennbahn, unterstreicht sie. Es gleiche doch mehr der Hasenjagd und spreche den natürlichen Jagdinstinkt an.

Nach verschiedenen Rassen und Geschlecht getrennt, überwinden die Hunde eine Strecke von 600 bis 800 Metern. Auf einem Wagen ist ein alter Roller aufgebaut, dessen Hinterrad zu einer Seilwinde umfunktioniert wurde, erklärt Helmut Schmidt, erster Vorsitzender des WRSV Solitude. So kann die Geschwindigkeit der Hasenattrappe reguliert werden. Die Hunde sollen sie natürlich nicht schnappen. „Wir freuen uns riesig über die positive Resonanz der Rennteilnehmer auf unserem Coursing in Grab“, so der Vorsitzende. Nach dem Wegfall der traditionsreichen Sandrennbahn des WRSV Solitude in Sachsenheim wurde der Vereinssitz nach Grab verlegt. Hier fokussiere man sich jetzt auf Coursing-Veranstaltungen.

Kreuz und quer durch Deutschland und das angrenzende Ausland reist Burkert Koch aus Rodgau bei Frankfurt mit seinen russischen Windhunden. Einer davon hat sich auf verschiedenen Coursing-Veranstaltungen für die europäische Meisterschaft qualifiziert, die 2019 in Estland stattfindet. Doch der deutsche Coursing-Sieger wurde wieder disqualifiziert, weil er bei einem Rennen seinen Mitstreiter anrempelte. Das kann im Jagdeifer schon mal passieren. Nun müsse er noch zwei saubere Coursings abliefern, dann gehe es mit dem Wohnmobil nach Estland, erzählt der begeisterte Hundehalter. Für ihn sei es mehr als nur ein Hobby – es ist eine Leidenschaft.

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Erstellt:
8. April 2019, 06:00 Uhr

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