Nicht zur Strafe, nur zur Übung

Laufend BKZ: Silvesterlauf-Seriensieger Marcel Fehr hat bei seiner zweiten Stippvisite anspruchsvolle Aufgaben im Gepäck

„Bevor ihr festfriert, lauft ihr lieber zwei Runden, um auf Betriebstemperatur zu kommen.“ Marcel Fehr macht beim Trainingsbesuch bei der Laufend-BKZ-Gruppe sofort deutlich, dass er die eingeplante gute Stunde im Karl-Euerle-Stadion in Backnang intensiv nutzen will. Koordinations- und Kräftigungsübungen oder Überholläufe, die einen starken Tempowechsel erfordern: Der viermalige Silvesterlaufsieger hat so einiges im Gepäck.

Wenn Schwieriges so einfach aussieht: Die Laufend-BKZ-Sportler beobachten konzentriert, wie Marcel Fehr etwas vormacht, um es ihm so ähnlich wie möglich gleichzutun. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Wenn Schwieriges so einfach aussieht: Die Laufend-BKZ-Sportler beobachten konzentriert, wie Marcel Fehr etwas vormacht, um es ihm so ähnlich wie möglich gleichzutun. Foto: T. Sellmaier

Von Steffen Grün

Zum ersten Mal in diesem Jahr hatte Marcel Fehr am 25. September bei den Laufend-BKZ-Sportlern vorbeigeschaut. Damals war’s die dritte von fünfzehn Einheiten, zu denen sich das längst verschworene Team aus Einsteigern und Fortgeschrittenen im Vorfeld des Silvesterlaufs trifft. Vor gut neun Wochen widmeten sich der 26-Jährige und sein Trainer Uwe Schneider, der ihn in den Plattenwald begleitet hatte, vor allem dem Laufstil der Teilnehmer und hatten Tricks und Tipps parat.

„Macht weiter so“, rief Schneider den Frauen und Männern nach getaner Arbeit zu und stieß mit diesen Worten auf offene Ohren, wie sich bei Fehrs zweiter Stippvisite bei der mittlerweile zwölften Einheit zeigte. „Das sieht schon echt gut aus“, lobte der Mittel- und Langstreckenläufer von der SG Schorndorf, der bei der EM in Berlin im August den 18. Platz über 5000 Meter belegt hatte, die ehrgeizigen Sportler: „Man sieht deutlich, dass sich in den vergangenen Wochen eine Menge getan hat.“

Das ist sicherlich auch ein Verdienst von Brigitte Würfel, die ihre Schützlinge unermüdlich und mit ansteckend guter Laune antreibt. Wert legt die AOK-Sportpädagogin auf ein intensives Aufwärmprogramm, das vor allem mancher Mann in der Gruppe am liebsten überspringen würde. Doch das wäre ein böser Fehler, wie Fehr betont: „Ich kann sie nur darin bestärken.“ Schon gleich dreimal gelte das im Winter und bei Einheiten mit wechselndem Tempo, erläutert der Athlet aus dem Remstal: Hat sein Trainer ein gut 30-minütiges Intervalltraining eingeplant, beanspruchen das Warmmachen sowie die Dehn- und Koordinationsübungen eine Stunde, das Ausdehnen und Auslaufen weitere 30 Minuten.

Ein Zeitplan für Profis, den Marcel Fehr für die ambitionierten Amateure von Laufend BKZ entsprechend anpasste. Keineswegs gespart wurde allerdings an den Inhalten, im Vergleich zum Besuch im September packte das Mitglied des deutschen Nationalteams noch einen drauf. „Normal ist für euch ja schon langweilig“, leitete er das Anfersen ein und forderte, die Hacken nicht einfach abwechselnd hinten hoch zu reißen, sondern „links, rechts, rechts, links, zwei Zwischenschritte und wieder dasselbe“. Das sah anfangs bei vielen etwas unrund aus, spielte sich aber zunehmend ein. Noch weitaus anspruchsvoller war die Mischung aus Anfersen und Kniehebelauf, weshalb Fehr den sich redlich mühenden Sportlern versicherte: „Ich mache es nicht, um euch zu ärgern, sondern um euch zu zeigen, dass man immer etwas einbauen kann, was einen neu fordert. Es ist wichtig, immer wieder neue Reize zu setzen. Dann lernt der Körper etwas Neues – das ist das Beste, was man ihm antun kann.“

Für die Intervallläufe wurden die Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt. Jeweils der Letzte hatte die Aufgabe, alle Mitstreiter in deutlich erhöhtem Tempo zu überholen, um sich dann an die Spitze zu setzen und das Tempo wieder stark zu drosseln. Nachdem alle einmal dran gewesen waren, wurde die Aufgabe erschwert: Nun musste der Letzte die Vorauslaufenden im Slalom überholen. „Wir bauen Rhythmuswechsel ein, damit ihr euch an verschiedene Geschwindigkeiten gewöhnt“, erklärte Fehr. Das ist wichtig, um das Leistungsvermögen insgesamt zu erhöhen, und um einen Sprint anziehen zu können. Vier Wochen bleiben der Laufend-BKZ-Gruppe für den Feinschliff bis zum Silvesterlauf.

Nicht zur Strafe, nur zur Übung
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Trainingsplan

Seit Mitte September veröffentlicht die BKZ die AOK-Trainingspläne, an denen sich auch Laufend BKZ orientiert. Bislang wurde das Pensum immer größer, fortan geht es ums konstante Dranbleiben.

11. bis 13. Woche: Jeweils drei Einheiten mit unterschiedlichen Inhalten (60 Minuten langsamer Dauerlauf; 40 bis 50 Minuten Dauerlauf, zwei kurze Abschnitte in erhöhtem Tempo; 40 bis 50 Minuten Dauerlauf in hügeligem Gelände).

Für alle Einheiten gilt: Etwa 5 Minuten Einlaufen mit Koordinationsübungen wie Hopserlauf, Kniehebelauf und Anfersen; Laufen im errechneten Pulsbereich (Männer: 220 minus Alter, davon 75 Prozent; Frauen: 226 minus Alter, davon 75 Prozent; jeweils für gesunde Menschen, +/– 10 Schläge); 5 Minuten Auslaufen, Dehn- und Kräftigungsübungen. Zwischen den Einheiten mindestens ein Tag Pause.

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Erstellt:
10. Januar 2019, 17:14 Uhr

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