Frauen-Union
Nina Warkens Balance-Akt
Die neue Chefin der Frauen-Union muss Friedrich Merz davon überzeugen, die Partei breiter aufzustellen, sagt unser Berliner Korrespondent Norbert Wallet.

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Nina Warken wurde am Wochenende zur neuen Vorsitzenden der Frauen-Union gewählt.
Von Norbert Wallet
So sehen Karrieren aus: Vor ein paar Wochen war Nina Warken außerhalb Baden-Württembergs zwar den politischen Insidern, nicht aber der breiten Öffentlichkeit bekannt. Nun ist die Frau aus Tauberbischofsheim nicht nur Bundesministerin für Gesundheit, sondern seit dem Wochenende auch die neue Chefin der Frauen-Union. Dass sie sich mit dem Vorsitz der wichtigen Parteigliederung eine eigene (kleine) Hausmacht geschaffen hat, zeugt von Machtbewusstsein. Da ist jemand gekommen, um zu bleiben. Die Bedingungen dafür sind günstig.
Der Umbau der CDU ist im vollen Gange
Warken steht dem Parteivorsitzenden und Bundeskanzler politisch durchaus nahe. Ohne Probleme ist diese Position allerdings keineswegs. Von Warken ist nicht zu erwarten, dass sie dem längst auf Hochtouren laufenden Prozess des Umbau der Partei hin zu einer wesentlich konservativer geprägten Partei prinzipiell im Wege stehen wird. Eigentlich sollte sie das aber. Nicht als Kabinettsmitglied, wohl aber als Vorsitzende der Frauen-Union.
Der Merz-Kurs der klaren Abgrenzung von der Merkel-Ära, der Fokussierung auf Themen wie Innere Sicherheit, Migration und dem Kulturkrieg gegen die Grünen hat der Union ein für ihre Verhältnisse klägliches Wahlergebnis beschert. Die gesellschaftliche Bindewirkung der CDU, ihr unter Merkel erreichter Ausgriff auf städtische Milieus, auf akademische Schichten und eben weibliche Wähler ist unter Merz schwächer geworden.
Will die Union ihre Rolle als eine der letzten Institutionen erhalten, die sehr unterschiedliche Sphären der Gesellschaft verbinden und zusammenhalten kann, muss sie sich breit aufstellen. Der Frauen-Union wird dabei eine wichtige Funktion zukommen. Für Warken wird das zum Balance-Akt zwischen der Loyalität gegenüber dem Parteichef und dem klaren Benennen von Reformbedarf.