Noch viele offene Fragen zur Oberen Walke

Gemeinderat stimmt Rahmenplan für die künftige Bebauung zu – Stadträte haben aber Sorge vor zu dichter Bebauung

Noch viele offene Fragen zur Oberen Walke

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Noch ist es nur ein Rahmenplan, doch mit seiner Zustimmung zum neuen Bebauungsplan für die Obere Walke hat der Backnanger Gemeinderat jetzt den Weg geebnet, damit die fünf Hektar große Industriebrache am Rand der Innenstadt mit neuem Leben erfüllt wird. Wie berichtet, will die Dibag Industriebau aus München dort bis zu 370 neue Wohnungen bauen. Der Gemeinderat stimmte diesen Plänen jetzt bei zwei Gegenstimmen aus der Grünen-Fraktion sowie einer Enthaltung von SPD-Stadtrat Armin Dobler grundsätzlich zu.

Im Detail gibt es aber noch reichlich Gesprächsbedarf. Etwa über die Frage, wie das Verhältnis zwischen Miet- und Eigentumswohnungen aussehen soll. Die Dibag hatte angekündigt, den Großteil der Wohnungen im eigenen Besitz halten zu wollen, um sie zu vermieten. Baudezernent Stefan Setzer stellte nun allerdings klar, „dass wir uns nicht auf fünf Hektar Mietwohnungsbau vorstellen können“. Vielmehr strebe man ein „ausgewogenes Verhältnis“ an. „Ich könnte mir eine 50:50-Lösung vorstellen“, sagte Setzer. Darüber werde man mit dem Investor noch sprechen. Ebenso über die Frage, wie hoch der Anteil an Sozialwohnungen sein wird. Grünen-Fraktionschef Willy Härtner forderte einen Anteil von 20 Prozent, auch die SPD macht sich für eine Quote stark. Die werde es auch geben, versprach Setzer, allerdings will die Verwaltung keine Einzelfallentscheidung für die Obere Walke treffen, sondern ein Gesamtkonzept, das künftig für alle größeren Wohnbauprojekte in Backnang gelten soll. Setzer will dazu in Kürze einen Vorschlag präsentieren.

Keine Altlasten mehr im Untergrund erwartet

Auch über die Art der Bebauung gehen die Meinungen noch auseinander. Wurde in einem früheren Bebauungsplanentwurf noch eine Mischung aus Ein- und Mehrfamilienhäusern angestrebt, setzen Stadt und Investor jetzt komplett auf Geschosswohnungsbau. „Da wir in der Innenstadt sind, halten wir einen städtischen Charakter für zeitgemäßer“, erklärte der Leiter des Stadtplanungsamtes, Tobias Großmann. Teil des Rahmenplans sind auch zwei jeweils achtstöckige Gebäude zu Beginn und am Ende der Bebauung an der Gartenstraße. Großmann spricht von einem „mutigen Akzent“. So sei schon von Weitem erkennbar, wo das neue Quartier beginne.

Willy Härtner hält acht Stockwerke hingegen für übertrieben. Der Grünen-Fraktionschef befürchtet, dass die Wohnqualität in der Gartenstraße unter einer zu massiven Bebauung leiden könnte: „Wir sollten auch an die Leute denken, die dort vor Kurzem etwas gekauft haben“, mahnte Härtner. Auch in anderen Fraktionen gibt es Sorgen vor einer zu dichten Bebauung. Um sich die Dimensionen besser vorstellen zu können, forderten die Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD, Ute Ulfert und Heinz Franke, der Investor solle Modelle präsentieren. „Wir sollten ganz genau wissen, was wir dort tun“, sagte Franke und erinnerte an Quartiere im südlichen Stadtgebiet, in denen aus heutiger Sicht zu dicht gebaut worden sei: „Wir sollten deshalb nicht aufgrund eines Plans entscheiden.“

Stefan Setzer versprach, bevor es konkret wird, werde man Modelle und Visualisierungen zur Verfügung stellen. Bei allen Fragen zur künftigen Bebauung soll außerdem der Gestaltungsbeirat mitreden, ein Gremium, dem neben Vertretern aus Gemeinderat und Verwaltung auch externe Experten angehören.

Keine bösen Überraschungen erwartet die Verwaltung beim Thema Altlasten, obwohl auf dem Gelände einst Gerbereien mit giftigen Chemikalien gearbeitet haben. Umfangreiche Bodenuntersuchungen hätten bereits stattgefunden, verunreinigtes Erdreich sei entfernt worden, erklärte Setzer. Nach heutigem Kenntnisstand gebe es im Untergrund nur noch „diffuse Verunreinigungen“. Mit einer Abdichtung soll verhindert werden, dass diese an die Oberfläche gespült werden. Dem Bau von Tiefgaragen und Kellern stehe dies aber nicht im Weg.

Setzer appellierte an die Stadträte, nicht nur die Probleme zu sehen: „Das neue Gebiet bringt auch Kaufkraft und Frequenz in die Innenstadt.“ Auch OB Frank Nopper sprach von einer „riesigen Chance“, auch wenn es noch einige Herausforderungen gebe, die man zusammen mit dem Investor bewältigen müsse. Nachdem jahrelang Pläne diskutiert und wieder verworfen wurden, dürfen die Backnanger nun aber wie Einzelstadträtin Dorothee Winter darauf hoffen, „dass dort jetzt auch mal was passiert.“

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Erstellt:
6. März 2019, 06:00 Uhr

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