„Nütze das Tagesticket!“

Bereits seit 1. April gibt es in Backnang das günstige Stadtticket. Coronabedingt wurde es aber kaum genutzt, einen offiziellen Startschuss gab es auch nicht. Das wurde jetzt nachgeholt. VVS-Geschäftsführer Stammler und OB Nopper drückten den Startknopf.

Nachgeholter Startschuss: OB Frank Nopper (links) und VVS-Geschäftsführer Horst Stammler werben für das Backnanger Stadtticket. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Nachgeholter Startschuss: OB Frank Nopper (links) und VVS-Geschäftsführer Horst Stammler werben für das Backnanger Stadtticket. Foto: J. Fiedler

Von Armin Fechter

BACKNANG. „Wir machen einen Restart“, gab VVS-Geschäftsführer Horst Stammler die Parole aus. Rathauschef Frank Nopper zitierte zu dem Anlass eine Weisheit, die schon unter den alten Römern kursierte: „Carpe diem – nutze den Tag.“ Dem Thema angepasst hieß es bei ihm jetzt aber: „Nütze das Tagesticket!“

Warum? Das Stadtticket bietet klare Vorteile, mit denen der Schwabe kalkulieren kann: Es kostet drei Euro, gilt den ganzen Tag und kann im ganzen Stadtgebiet genutzt werden, in allen Bussen und sogar in der S-Bahn bis Maubach. Im Gegensatz dazu kostet ein normales Ticket 2,60 Euro für die einfache Fahrt – und für die Rückfahrt wird noch einmal der gleiche Betrag fällig.

Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) will, wie Stammler sagt, mit dem Angebot vor allem Gelegenheitsfahrer ansprechen. Adressaten sind beispielsweise Bewohner der Stadtteile, die zum Einkaufen in die Stadt fahren, oder auch Ältere, die zu allerlei Besorgungen in Backnang unterwegs sind. Gleichzeitig soll das Stadtticket einen Anreiz zum Umsteigen auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und auf die S-Bahn bieten. Es soll aber auch den innerstädtischen Einzelhandel stärken.

Möglich wird das Angebot durch einen geschätzten jährlichen Zuschuss der Stadt in Höhe von 150000 Euro. Diese Summe soll die fehlenden Einnahmen der Verkehrsunternehmen durch den reduzierten Ticketpreis ausgleichen. Wegen der Coronapandemie und des massiven Rückgangs der Fahrgastzahlen im Frühjahr wird dieser Betrag aber in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen als ursprünglich angenommen, schätzen Nopper und Stammler. So wurden im August nur rund 300 Stadttickets verkauft. Stammler geht jedoch davon aus, dass auf längere Sicht in Backnang etwa das Zehnfache davon erzielt werden kann, vielleicht sogar noch mehr.

Im VVS-Gebiet bieten 30 Städte und Gemeinden ein Stadtticket an.

Andernorts ist das Stadtticket laut VVS-Geschäftsführer ein großer Erfolg. Aktuell bieten im VVS-Gebiet 30 Städte und Gemeinden ein Stadtticket an. Im Rems-Murr-Kreis sind es neben Backnang auch Fellbach, Kernen im Remstal, Waiblingen und Winnenden, ab 2021 auch Korb.

Vor zwei Jahren wurde es als Pilotprojekt in Ludwigsburg eingeführt. Dort werden zu Spitzenzeiten, insbesondere in der Vorweihnachtszeit, bis zu 45000 Tickets in einem Monat verkauft. In der Regel seien es derzeit immerhin 30000. Nun ist Ludwigsburg zwar ein ganzes Stück größer als Backnang. Aber die Murr-Metropole biete gute Voraussetzungen dafür, dass das Stadtticket auch hier zum Renner wird, sagt Stammler: Einerseits verfügt Backnang über eine attraktive Innenstadt, andererseits gebe es hier mehrere Stadtteile, jeweils mit vielen Bewohnern. Und da im öffentlichen Nahverkehr seit Ende der Sommerferien wieder spürbar mehr los ist als in den Monaten davor – und das sei nicht allein wegen der Schüler so –, zeigen sich Nopper und Stammler zuversichtlich für die künftige Nachfrage. Schüler gehören im Übrigen ohnedies nicht zur Zielgruppe, ebensowenig Berufspendler, da sie Monats- oder Jahreskarten beziehungsweise Scool-Abos haben.

Um die Nutzung des Stadttickets noch zusätzlich zu fördern, soll es vor Weihnachten eine gemeinsame Werbekampagne von VVS und Stadt mit Plakaten geben. „Im Weihnachtsverkehr erhoffen wir uns einiges“, blickt Stammler voraus und erinnert an die Ludwigsburger Zahlen.

„Der öffentliche Nahverkehr startet wieder durch. Jetzt geht es mit dem Stadtticket in Backnang erst richtig los“, ist Stammler überzeugt. Damit die Entwicklung im ÖPNV jetzt so weiterläuft, sei es allerdings wichtig, dass die Fahrgäste sich weiterhin an die Maskenpflicht halten und Bahnen und Busse ihren Status als sichere und saubere Verkehrsmittel behalten.

Das Stadtticket gibt es auch für Gruppen bis fünf Personen

Das Stadtticket wird als Tagesticket verkauft und kostet drei Euro.

Daneben gibt es eine Gruppenticketvariante für bis zu fünf Personen, die für sechs Euro erhältlich ist.

Das Tagesticket gilt in beiden Varianten einen Tag lang – und zusätzlich bis 7 Uhr am nächsten Morgen – für beliebig viele Fahrten im gesamten Stadtgebiet, also auch in allen Teilorten von Backnang.

Der Vorteil des Stadttickets liegt auf der Hand. Wer sich bislang beispielsweise für zwei Fahrten in Backnang zwei Einzeltickets für insgesamt 5,20 Euro gekauft hat, braucht jetzt nur noch drei Euro für ein Tagesticket zu bezahlen. Damit fährt man ab der dritten Fahrt kostenlos. Da die meisten Kunden hin- und zurückfahren, dürfte sich das neue Stadtticket laut VVS zum Basisangebot im Gelegenheitsverkehr entwickeln. Der Verkauf von Einzel- und Vierertickets wird dabei zugunsten des deutlich attraktiveren Stadttickets zurückgehen.

Nutzen fünf Personen das Gruppentagesticket, zahlt jeder nur 1,20 Euro.

Das Stadtticket ist nicht nur in den Bussen gültig, sondern auch in der S-Bahn zwischen Backnang und Maubach. Das Stadtticket gibt es in den Bussen, an den DB-Automaten, im Bahnhof Backnang und auch als Handyticket über die beliebte App „VVS Mobil“.

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Erstellt:
5. Oktober 2020, 06:00 Uhr

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