Nur einige Hundert Teilnehmer bei Pro-Chemnitz-Demo

dpa Chemnitz. Einen Tag vor dem Jahrestag einer tödlichen Messerattacke in Chemnitz hat das rechtsextremistische Bündnis Pro Chemnitz zur Demonstration aufgerufen. Der Zulauf fällt allerdings überschaubar aus.

„Chemnitz entnazifizieren“: Protestveranstaltung gegen die Kundgebung von Pro Chemnitz. Foto: Hendrik Schmidt

„Chemnitz entnazifizieren“: Protestveranstaltung gegen die Kundgebung von Pro Chemnitz. Foto: Hendrik Schmidt

Ein Jahr nach einem tödlichen Messerangriff in Chemnitz hat die rechtsextremistische Bewegung Pro Chemnitz weniger Teilnehmer als angekündigt zu einer Demonstration auf die Straße gebracht.

Nach Angaben von Polizei und Ordnungsbehörde folgten am Sonntagabend rund 450 Menschen dem Aufruf. Angemeldet waren laut Stadt 1000 Teilnehmer. In den Reihen von Pro Chemnitz wurden Deutschland-Fahnen geschwenkt und es gab „Wir sind das Volk“-Rufe.

In Sicht- und Hörweite hatte sich Gegenprotest des Bündnisses Chemnitz nazifrei versammelt. Dort zählten die Behörden bis zu 300 Teilnehmer. Zudem fanden in der Stadt noch ein Bürgerfest und eine Gewerkschaftsveranstaltung statt.

Die Polizei war mit knapp 700 Beamten im Einsatz. Die sächsische Landespolizei erhielt nach Angaben einer Sprecherin Unterstützung von der Bundespolizei sowie von Beamten aus Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Am 26. August 2018 war am Rande des Chemnitzer Stadtfestes ein Deutscher erstochen worden. Die Tat hatte rechte Demonstrationen und rassistische Übergriffe ausgelöst, die Chemnitz monatelang erschütterten. Für die ersten Demos hatten vor allem Hooligans aus dem Umfeld des Chemnitzer FC mobilisiert. Danach rief regelmäßig Pro Chemnitz zu Aufmärschen auf. Die Wählervereinigung wird im sächsischen Verfassungsschutzbericht 2018 als rechtsextremistisch eingestuft.

Wegen der tödlichen Attacke war am Donnerstag ein Syrer zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Angeklagte hatte im Prozess geschwiegen, in einem Fernseh-Interview jedoch bestritten, den 35-Jährigen erstochen zu haben. Nach einem zweiten Verdächtigen aus dem Irak wird weltweit gesucht.

Die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) sagte, Pro Chemnitz suche die Bühne. Im vorigen Jahr sei das dem Bündnis gelungen. „In einer Demokratie gibt es ein Versammlungsrecht. Das genießt gerade Pro Chemnitz“, sagte die Stadtchefin. Sie hoffe aber, „dass das Bild dieser Stadt nicht nur das ist“. Veranstaltungen wie das dreitägige Bürgerfest seien „die stärkste Antwort“ auf die Ereignisse vom vorigen Jahr.

Blumen liegen an einer Gedenkplatte für den getöteten Daniel H. in Chemnitz. Foto: Hendrik Schmidt

Blumen liegen an einer Gedenkplatte für den getöteten Daniel H. in Chemnitz. Foto: Hendrik Schmidt

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Erstellt:
25. August 2019, 22:10 Uhr

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