Nur wenige Jugendliche beim Klimadialog

Das Landratsamt veranstaltet einen Jugenddialog zum Thema Klimaschutz, um mit der Fridays-for-Future-Generation ins Gespräch zu kommen und gemeinsam nach neuen Lösungen zu suchen. Leider folgen nur wenige der Einladung.

An einer Pinnwand werden die Impulse der Jugendlichen gesammelt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

An einer Pinnwand werden die Impulse der Jugendlichen gesammelt. Foto: Alexander Becher

Von Valentin Schmid

Backnang. „Wir hoffen, dass noch mehr kommen, die sich angemeldet haben“, sagt Helen Schwarzer vom Kreisjugendamt. Sie steht im Foyer des Landratsamts, Außenstelle Backnang, zwischen einer Leinwand und einem mannshohen Banner, beide mit der Aufschrift „Klimaschutz“. Ihr gegenüber sitzen acht Jugendliche, die der Einladung zum ersten kreisweiten Jugenddialog über den Klimaschutz gefolgt sind.

Die Ergebnisse sollen später in den Kreistag einfließen, erklärt Felicia Wurster, Leiterin der Geschäftsstelle Klimaschutz im Landratsamt. Dafür habe man extra eine „Graphic Recorderin“ eingeladen, sagt sie mit Blick auf eine weitere Frau, die neben der Leinwand Platz genommen hat. Sie soll die Ergebnisse des Jugenddialogs in einer digitalen Grafik festhalten, „wie ein Comic mit ganz vielen kleinen Bildern“.

Der Landkreis tut laut Wurster schon einiges gegen den Klimawandel.

Die Erklärung, wie es gerade um den Klimaschutz bestellt ist, überlässt Wurster dann einem Youtube-Video: Treibhauseffekt, Erderwärmung, Klimawandel – für die Jugendlichen wohl nichts Neues. Wichtig zu betonen ist Wurster noch, dass der Landkreis schon einiges gegen den Klimawandel tue. Auch die aktuelle Veranstaltung diene der Vorbereitung des vierten Klimaschutz-Handlungsprogramms des Landkreises, welches die Bürgerbeteiligung stärker fördern soll.

Das Thema Mobilität hat für viele Jugendliche Priorität

Nach gut 20 Minuten wird dann aus dem Monolog der versprochene Dialog. Die Jugendlichen teilen sich in zwei Gruppen auf, jeweils eine Mitarbeiterin sammelt die genannten Impulse mit Kärtchen auf einer Pinnwand. „Wie kann man es schaffen, dass jeder zweite Zug ausfällt oder zu spät kommt?“, fragt ein Schüler. „Das hat die Politik über Jahrzehnte verbockt“, pflichtet ihm sein Nebenmann bei. Allgemein hat das Thema Mobilität hier für viele Priorität: Es brauche mehr Busse, ist zu hören, und ein geringeres Tempo für Autos in den Innenstädten. Mit der Zeit verlieren die Gespräche jedoch etwas an Dynamik, manche Jugendliche bleiben sehr zurückhaltend.

„Was würdet ihr machen, wenn das Geld egal wäre?“, fragt Felicia Wurster, um der Debatte neuen Schwung zu geben. „Ein zweites Gleis von Backnang nach Oppenweiler“, bekommt sie zur Antwort. Alexander Schaupp tut sich schwerer mit dem Szenario. „Biologische Landwirtschaft ist leider teuer“, meint er an anderer Stelle. „Es braucht auch bundespolitische oder internationale Lösungen“, ergänzt jemand. Auch nachhaltige Verpackungen für Lebensmittel sind ein Thema der Gesprächsgruppe.

Immer wieder beobachten interessierte Mitarbeiter des Landratsamts das Geschehen im Foyer. Darunter auch Birte Brinkmann, stellvertretende Leiterin des Jugendamts. „Dass der Kreis hier auf Jugendliche hört, ist was Neues“, meint sie in Bezug auf den Klimaschutz. Man habe die Einladung über sämtliche Kanäle gestreut, von den Schulen über die Pfadfinder bis zur Grünen Jugend. Dafür sind acht Anmeldungen natürlich wenig, gibt Brinkmann zu, bei dem Wetter wäre das Freibad natürlich attraktiver. Sie erhoffe sich dafür eine umso intensivere Beteiligung und könne sich vorstellen, aus dem Klimadialog ein regelmäßiges Angebot zu machen.

Das Engagement bei Fridays for Future ist zurückgegangen.

„Es könnten mehr da sein“, kommentiert auch Alexander Schaupp, der sich mehrere Jahre im Jugendgemeinderat von Fellbach engagiert hat. Die geringe Beteiligung der Jugend sei aber ein pauschales Problem bei politischen Veranstaltungen. Ihn selbst habe eine Mitarbeiterin des Jugendamts eingeladen. Ähnlich geht es Ronja Müller, die dort Bekannte in der Mitarbeiterschaft hat. Das „Image vom Jugendamt“ stehe wirksamer Werbung wohl im Weg, meint sie.

Amalia Pichler hingegen ist nicht nur im Jugendgemeinderat von Winnenden, sondern auch bei Fridays for Future aktiv. Das Gemeinschaftsgefühl und die Tatsache, Teil von etwas Größerem zu sein, habe dort lange die Jugendlichen motiviert, erklärt die 16-Jährige. Mittlerweile sei das Engagement aber deutlich zurückgegangen: „Es haben sich nicht mehr so die Leute gefunden.“

Der 16-jährige Oskar aus Backnang hat noch versucht, seine Freunde mitzubringen. Doch „die hatten keine Zeit“. Es brauche jemanden, der die Initiative ergreife, meint er abschließend. So steht zum Ende der Aktion weniger die Suche nach Klimaschutzlösungen im Mittelpunkt als vielmehr die Frage, wie mehr Beteiligung entsteht.

Weitere Bürgerdialoge

Kommenende Woche finden zwei weitere kreisweite Dialoge zum Thema Klimaschutz, diesmal für Erwachsene, statt.

Montag, 25. Juli, 18.30 bis 21 Uhr, Festhalle Murrhardt, Helmut-Götz-Straße 3.

Donnerstag, 28. Juli, 18.30 bis 21 Uhr, Bürgerhaus Kernen, Stettener Straße 18.

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Erstellt:
21. Juli 2022, 06:00 Uhr

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