Nur wenige Langzeitarbeitslose schaffen es in reguläre Jobs

dpa Berlin. Für Hunderttausende rückt der normale Arbeitsmarkt nach einer langen Phase ohne Job in immer weitere Ferne. Bei vielen türmen sich mehrere Probleme gleichzeitig auf.

Nur wenige Langzeitarbeitslose schaffen den Sprung in reguläre Jobs. Foto: Sonja Wurtscheid/dpa

Nur wenige Langzeitarbeitslose schaffen den Sprung in reguläre Jobs. Foto: Sonja Wurtscheid/dpa

Langzeitarbeitslose schaffen es oft nur schwer in einen neuen Job. Rund 124 000 Mal war im vergangenen Jahr eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt der Grund für einen Abgang aus Langzeitarbeitslosigkeit.

Das geht aus einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Antwort der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion hervor.

Insgesamt waren im vergangenen Jahr laut BA-Angaben vom Freitag im Jahresdurchschnitt 727.451 Menschen langzeitarbeitslos - hatten also mindestens ein Jahr keinen Job. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank demnach zwischen 2015 und 2019 um rund 300.000.

„Wir sehen aber auch, dass die Beratung von Langzeitarbeitslosen komplexer wird“, sagte ein BA-Sprecher in Nürnberg. „Je geringer die Zahl der Langzeitarbeitslosen, desto größer werden die notwendigen Anstrengungen bei der Unterstützung und Förderung.“ Besondere Schwierigkeiten von Sucht- bis Schuldenproblematik nähmen zu. „Das führt dazu, dass die Menschen immer häufiger deutlich kleinschrittiger, langfristiger und intensiver betreut werden müssen.“

Statistisch gab es im vergangenen Jahr 1,15 Millionen Fälle, in denen Menschen ihre lange Erwerbslosigkeit beendeten. Eine Person kann im Verlauf eines Jahres allerdings mehrfach aus der Arbeitslosigkeit abgehen und wieder hineinrutschen und somit mehrfach in der Statistik auftauchen.

Der Anteil der Vermittlungen in den ersten Arbeitsmarkt nach einem Vorschlag der Jobcenter oder Arbeitsagenturen ist in den vergangenen Jahren dabei leicht auf 1,2 Prozent (2019) gesunken. Etwas gestiegen sind dagegen die Abgänge aus der Langzeitarbeitslosigkeit aufgrund von Teilnahmen an geförderten Ausbildungen oder sonstigen Fördermaßnahmen - auf 24 Prozent im vergangenen Jahr.

In mehr als jedem zweiten Fall - betroffen waren insgesamt 611.570 Abgänge aus Langzeitarbeitslosigkeit - wurde jemand durch Nichterwerbstätigkeit als nicht mehr arbeitslos geführt. Das waren beispielsweise Menschen, die länger als sechs Wochen arbeitsunfähig gemeldet waren.

Der AfD-Abgeordnete René Springer sagte: „Nur ein Bruchteil der Langzeitarbeitslosen schafft den Sprung in einen regulären Job.“ Er warf den Jobcentern eine unterirdische Leistungsbilanz vor.

Die BA wies den Vorwurf zurück. Zudem wirke sich auch die Präventionsarbeit positiv aus, weil weniger Menschen überhaupt langzeitarbeitslos geworden seien. Begünstigt habe die Beschäftigungsaufnahme von Langzeitarbeitslosen zudem die gute Arbeitsmarktlage der vergangenen Jahre.

Langzeitarbeitslose, die den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erst einmal geschafft haben, bleiben dabei relativ stabil in Beschäftigung. Das ist das Ergebnis einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die Anfang der Woche veröffentlicht worden war. 58 Prozent seien in einem Zeitraum von zweieinhalb Jahren nach ihrem Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt mehr als zwei Jahre beschäftigt gewesen.

Die Bundesregierung hatte mit dem Anfang 2019 in Kraft getretenen Teilhabechancengesetz neue Fördermöglichkeiten für Langzeitarbeitslose geschaffen.

© dpa-infocom, dpa:200724-99-905233/6

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Erstellt:
24. Juli 2020, 01:25 Uhr

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