Nur zehn Prozent Bioanteil sind Pflicht

Schulverpflegung bis 2023 wird für Backnanger Schulen neu vergeben – Grüne hadern mit den Vorgaben der Ausschreibung

Der Auftrag für die Schulverpflegung in Backnang muss für die Jahre 2020 bis 2023 neu ausgeschrieben werden, und zwar europaweit. Mit den Vorgaben der Ausschreibung waren aber nicht alle Stadträte einverstanden. Vor allem deshalb nicht, weil der Pflichtanteil an Nahrungsmitteln aus biologischem Anbau lediglich zehn Prozent betragen soll. Das wollten die Grünen nicht mittragen, alle fünf Stadträte dieser Fraktion stimmten gegen diese Ausschreibung, zwei weitere Stadträte enthielten sich.

Die Mensa „Schicke Möhre“ wird gut angenommen. Insgesamt jedoch sind die Stadträte unzufrieden mit der Akzeptanz. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Becher

Die Mensa „Schicke Möhre“ wird gut angenommen. Insgesamt jedoch sind die Stadträte unzufrieden mit der Akzeptanz. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Der Vertrag mit dem derzeitigen Caterer in der Mensa „Schicke Möhre“ sowie der Liefervertrag für die anderen Schulen und Horte endet mit dem Schuljahr 2019/2020. Aus diesem Grund muss die Stadtverwaltung den Auftrag erneut ausschreiben. Und zwar für die Jahre 2020 bis 2023 samt Verlängerungsoption um ein Jahr. Zudem muss die Ausschreibung europaweit erfolgen.

Eben dies macht die Sache nicht einfach. Denn die Forderung der Stadtverwaltung war, dass bei der Vergabe auch Nahrungsmittel aus biologischem Anbau und möglichst aus der Region berücksichtigt werden müssen. Nun jedoch erklärte Astrid Szelest vom Amt für Familie, Jugend und Bildung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, dass der Pflichtanteil an biologischen Nahrungsmitteln laut Ausschreibung nur zehn Prozent betragen muss. Und zum regionalen Aspekt erklärte Uwe Thiele unter dem Gelächter der Stadträte, dass dazu laut den Vergabekriterien die gesamte Europäische Region zähle. Thiele ist Berater für Verpflegungsmanagement und steht in Diensten der S&F-Gruppe. „Laut europäischem Vergaberecht sind alle Unternehmen der EU gleich zu behandeln. Regionale Anbieter dürfen nicht bevorzugt werden.“

Für die Fraktion der Grünen war eine Zustimmung zum Vergabeverfahren unter diesen Voraussetzungen nicht machbar. Willy Härtner etwa kritisierte, dass zehn Prozent biologischer Anbau „natürlich ein mageres Ziel sind, wenn man bedenkt, dass wir 50 Prozent haben wollten“. Mit der hohen Quote habe man ein Zeichen setzen wollen, dass Qualität auch von der Stadt gefordert werde. Doch Thiele stellte klar, dass dieser Wert seit 15 Jahren in Baden-Württemberg angewandt werde. Und Oberbürgermeister Frank Nopper erinnerte daran, dass die Aspekte Bio und Regionalität erstmals in der Ausschreibung aufgenommen seien, „das muss ja nicht der letzte Schritt sein“.

Unzufrieden war das gesamte Gremium mit der geringen Quote, mit der das Essen von den Schülern angenommen wird. So sprach Szelest von fünf bis zehn Prozent der Schüler, die den Mittagstisch nutzen. Damit die Einordnung gelingt, ergänzte Uwe Thiele: „Bundesweit liegt der Wert bei etwa 20 Prozent.“ Und Szelest sagte: „In anderen Kommunen können es 30 Prozent sein, Voraussetzung, die Qualität stimmt.“ Die Zustimmung sei auch abhängig vom Alter. Thiele berichtete von Grundschulen mit 60 Prozent Essensquote. Und so fragte sich Nopper, an was es liegt, dass Ältere das Angebot nicht mehr wählen: „Ist das für Ältere uncool?“

Im aktuellen Schuljahr rechnet Szelest mit einem Zuschuss der Stadt in Höhe von 8000 Euro. Diese Förderung wird deutlich steigen, voraussichtlich auf 40000 Euro, wenn erst einmal die geplante künftige Mensa in der Sport-Kita Plaisir in Betrieb gehen und die Essensteilnehmerzahl steigen wird.

Siglinde Lohrmann (SPD) kommentierte die Einwände der Grünen, dass die Forderung nach einem höheren Bioanteil „nicht das erste Mal“ gestellt werde. Sie wollte daher wissen, wie sich mehr Qualität auf den Essenspreis auswirke, und fragte, ob sich das Essen dann auch noch Kinder leisten könnten, die aus Familien kommen, die nicht so gut gestellt sind. Da die Ergebnisse der Ausschreibung noch nicht vorliegen, steht auch noch nicht fest, wie teuer ein Mittagessen sein wird. Aber Thiele schätzte, dass die Kosten bei 50 Prozent Bioanteil auf durchschnittlich 5 bis 5,20 Euro Elternanteil steigen würden, und das noch ohne Zuschuss für das Ausgabepersonal. Ute Ulfert (CDU) gab zu bedenken, dass heute schon Kinder aus bedürftigen Familien entlastet werden. Szelest ergänzte, die Kosten würden in diesen Fällen über das Teilhabepaket sogar „vollumfänglich übernommen“.

Info

Versorgt werden die beiden großen Mensen Schicke Möhre (Schickhardt-Realschule und Mörike-Gemeinschaftsschule) und der künftigen Sport-Kita Plaisir. Es handelt sich dabei um Ausgabeküchen mit Warmanlieferung. Da das Küchenpersonal vom Betreiber der Mensa gestellt wird, bezahlt die Stadt hier eine Subvention von 1,40 Euro pro Essen.

Beliefert werden ferner die Gemeinschaftsschule in der Taus und das Gymnasium in der Taus sowie die Betreuungsangebote und Horte in den Grundschulen Plaisir, Maubach und der Talschule.

Die zehn Prozent biologischer Anbau beziehen sich auf die Preise der Zutaten, „das ist eine kontrollierbare Größe“, so Thiele.

Derzeit kostet ein Mittagessen 3,60 Euro.

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Erstellt:
4. März 2020, 06:00 Uhr

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