OB-Kandidaten beim BKZ-Wahlpodium

Wer ist der geeignetste Nachfolger von Frank Nopper im Amt des Backnanger Oberbürgermeisters? Acht Kandidaten stellen sich den drängendsten Fragen und geben Einblicke in ihre Motivation. Das Video ist online.

Das Wahlpodium der Backnanger Kreiszeitung wurde im Studio der Backnanger Firma Beïs Creations aufgenommen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Das Wahlpodium der Backnanger Kreiszeitung wurde im Studio der Backnanger Firma Beïs Creations aufgenommen. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Acht Kandidaten – eine Frau und sieben Männer – bewerben sich um die Nachfolge von Frank Nopper als Oberbürgermeister von Backnang. Aber wer ist der Geeignetste, wer ist am besten qualifiziert? Eine richtige Antwort darauf zu finden ist in normalen Zeiten schon schwierig, während der aktuell grassierenden Pandemie ungleich mehr, da nur wenige direkte Kontakte und eigentlich fast keine üblichen Wahlveranstaltungen möglich sind.

Eine Möglichkeit, sich ein Bild von den Kandidaten zu machen, war und ist das Wahlpodium der Backnanger Kreiszeitung. Wegen Corona hat es in digitaler Form stattgefunden. Die Positionen der einzelnen Kandidaten finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf den nachfolgenden beiden Seiten. Zudem können Sie die Aufzeichnung des Wahlpodiums seit gestern Abend auf der BKZ-Homepage www.bkz.de oder über den YouTube-Kanal der Backnanger Kreiszeitung abrufen. Redaktionsleiter Kornelius Fritz und seine Stellvertreterin Lorena Greppo haben den Kandidaten jeweils auf den Zahn gefühlt und so vielleicht ein wenig dazu beigetragen, dass die Wähler am 14. März wissen, wer ihr Kandidat ist.

Das Video hat eine Gesamtlänge von etwa 100 Minuten, wobei alle Kandidaten hintereinander auftreten. Jeder Auftritt beginnt mit einer kurzen Selbstvorstellung des Bewerbers, für das die meisten ein selbst produziertes Video zur Verfügung gestellt haben. So meldet sich etwa Maximilian Friedrich von einem seiner Lieblingsorte in der Stadt, dem Marktplatz, und erklärt in sehr persönlichen Worten, warum er Backnanger Oberbürgermeister werden möchte. Jörg Bauer ist in seinem Video bei vielerlei Aktivitäten im gesamten Stadtbild zu sehen. Er betont, dass er Herausforderungen liebt, er geht von Briefkasten zu Briefkasten und macht sich ein Bild von seiner Heimatstadt. Stefan Braun hingegen ist über den Dächern von Backnang zu sehen, immer den Stadtturm im Hintergrund. Er verweist auf seine Qualifikation und seine langjährige Verwaltungserfahrung. Sein Slogan: „Backnang braucht einen Backnanger, der die Stadt kennt.“

Professor Andreas Brunold tritt in seinem Video recht schnell in den Hintergrund und präsentiert dafür sein Elternhaus in Backnang und verschiedene Publikationen mit dem Schwerpunkt Städtebau und Nachhaltigkeit. Auch Julia Papadopoulos hat ihr Video an einem halben Dutzend Standorten aufgenommen und stellt immer einen Bezug her zwischen dem politischen und reellen Standpunkt. Egal ob an der Murr oder an der Oberen Walke oder in der Innenstadt, es geht um Nachhaltigkeit, Klimaschutz oder Wohnraum.

Stefan Neumann, Marco Schlich und Roland Stümke hingegen haben das Angebot angenommen, die persönliche Vorstellung zu Beginn der Fragerunde im Studio der Backnanger Firma Beïs Creations live aufzunehmen.

Das Hauptelement der jeweils etwa zehnminütigen Kandidatenpräsentation stellen die Interviews mit Kornelius Fritz beziehungsweise Lorena Greppo im Wechsel dar. Die beiden Redaktionsleiter fragen nicht nur nach der Motivation für die Kandidatur, sondern gehen auch auf einige zentrale Punkte aus dem jeweiligen Wahlprogramm der Bewerber ein.

Es liegt in der Natur der Sache, dass einige Kandidaten dabei angespannt sind, vor allem diejenigen, die nicht tagtäglich mit Interviewsituationen umgehen. Umso erfrischender ist das Fragenlotto am Ende des jeweiligen Interviews, wenn bei den meisten Kandidaten die Anspannung abfällt. Dabei geht es darum, den jeweiligen Kandidaten auch etwas als Mensch kennenzulernen.

Die Antworten beim Fragenlotto sagen oft mehr über Kandidaten aus als eingeübte politische Statements.

Aus einem Pool von 50 persönlich gehaltenen Fragen hat jeder Kandidat drei gezogen und spontan beantwortet. Und die Antworten sagen zum Teil mehr über ihn aus als manch ein (eingeübtes) politisches Statement.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit nur einige Beispiele. Stefan Neumann vervollständigt etwa den Satz „Handwerklich bin ich...“ mit „mittelmäßig begabt“. Er berichtet von einem Vorfall, bei dem er froh war, dass die Notfallpraxis in der Nähe war, und sagt als Konsequenz über sein Geschick: „Ich bin eher ein guter technischer Hilfsarbeiter.“

Andreas Brunold bekommt zufällig eine ähnliche Frage: „Völlig unbegabt bin ich...“ Brunold dazu ganz ehrlich: „In vielen Dingen.“ Er schildert, dass er einmal Rettungssanitäter war. Bis er bemerkte, dass er kein Blut sehen kann. Bei solch einer undankbaren Frage erhält er auch noch eine Steilvorlage: „An Backnang gefällt mir besonders...“ Ohne zu zögern antwortet er: „Der Plattenwald. Dort ist die Ökologie noch so weit in Ordnung, dass es noch einiges zu bewahren gibt. Wenn auch zuletzt selbst dort Raubbau begangen wurde.“

Marco Schlich vervollständigt den Satz „Meine größte Jugendsünde...“ so: „Ich glaube, dass ich meine Jugend nicht so ausgelebt habe, wie ich sie heute vielleicht ausleben würde. Ich wäre heute wesentlich wilder, wie ich als Jugendlicher war.“ Auf Nachfrage von Lorena Greppo, wie das zu verstehen ist, nennt Schlich als Beispiel: „Ich habe in meinem Leben – glaube ich – zwei Vollräusche gehabt. Was für einen durchschnittlichen Jugendlichen wenig ist.“

Auch Stefan Braun klingt aufrichtig wenn er folgenden Satz verlängert: „Wenn niemand daheim ist, gucke ich im Fernsehen...“ Für den VfB-Fan ebenso eine Steilvorlage: „Sport, am liebsten Fußball. Dann habe ich keine Kommentare, die mir das Spiel vergällen.“

Maximilian Friedrich hat in gewisser Weise Losglück: „Zum letzten Mal beim Friseur war ich...“ Seine Antwort „vor dem Lockdown“ verwundert nicht, alles andere hätte überrascht. Dann erklärt er weiter, dass sich aktuell seine Frau an seinen Haaren versuche. „Aber ich habe zwei Vorteile. Zum einen wachsen meine Haare relativ langsam und zum anderen habe ich gar nicht mehr so viele, wie man sehen kann. Deshalb ist das einigermaßen händelbar.“ „Zum Telefonjoker bei ,Wer wird Millionär‘ tauge ich bei Fragen zu...“ Drei Bereiche listet Friedrich auf: „Geschichte, Politik und Musik.“

Die Antwort von Jörg Bauer zu „Mein Traum vom Abenteuer...“ verwundert niemanden, der den Ultrasportler kennt: „Beim Triathlon Northman in Norwegen mitzumachen. Das zeugt von Willensstärke und Durchsetzungskraft.“

„Das rote Album von den Beatles“, lautet die Antwort von Roland Stümke nach seiner ersten Schallplatte oder CD. Interessant ist bei Stümke auch die Satzerweiterung von „Meine Freunde sagen über mich...“ Der Kandidat ergänzt: „Roland, du kannst nicht lügen.“ Und er erläutert: „Ich bin ein impulsiver Mensch und muss Gesagtes auch mal zurücknehmen.“ Andere sagen über ihn auch: „Dass ich einen an der Klatsche habe, aber im positiven Sinne. Die sagen: Roland, du kannst doch nicht wirtschaftlich sturkonservativ sein und Mitglied bei der Linken? Doch, kann ich.“ Vielfalt ist ihm wichtig.

Für Julia Papadopoulos war „Mein größter Wunsch in Kindertagen“ ein Pferd. Diesen Wunsch hat sie sich vor Kurzem erfüllt und nach einer langen Pause wieder mit dem Reiten angefangen. Wenn man sie heute fragen würde, würde sie sich wünschen, dass die Welt klimaneutral ist.

Sowohl die Kandidaten als auch die Moderatoren und Aufnahmeleiter Georg Beïs haben während der Zusammenkünfte einen Mund-Nasen-Schutz getragen. Nur während die Kamera lief, haben sie die Masken abgenommen, da für ausreichenden Abstand gesorgt war.

Das Video vom BKZ-Wahlpodium zur Oberbürgermeisterwahl in Backnang ist hier kostenlos abrufbar.

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Erstellt:
24. Februar 2021, 06:00 Uhr

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