Bringt das einen Vorteil?
Obst mit Natron waschen
Im Internet wird immer wieder empfohlen, Obst und Gemüse in einer Natronlauge einzuweichen. Was steckt dahinter und ist das wirklich sinnvoll?

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Sollte man das Obst mit Natron waschen?
Von Lukas Böhl
Obst und Gemüse für 15 Minuten in eine Mischung aus einem Liter Wasser und einem Esslöffel Natron zu legen, hilft dabei, Pestizidrückstände zu entfernen. So die These. Allerdings basiert diese Empfehlung auf einer einzigen Studie, die 2017 im „Journal of Agricultural and Food Chemistry“ erschienen ist.
Die Forscher testeten dabei drei Methoden, um Rückstände von Pestiziden auf Äpfeln zu reduzieren: Chlor, Natron und Wasser. Dabei fanden sie heraus, dass sich durch das 12- bis 15-minütige Einweichen der Äpfel in einer Natron-Wasser-Lösung die Pestizidrückstände effektiver entfernen ließen als durch die Behandlung mit Chlor oder dem alleinigen Abspülen mit Wasser.
Sollte man Obst also mit Natron waschen?
Bedeutet das Ergebnis der Studie, dass man nun alle Obst- und Gemüsesorten mit Natron waschen sollte, bevor man sie verzehrt? Schwer zu sagen. Denn zum einen beschränkte sich die Studie auf das Konservierungsmittel Thiabendazol und das Breitbandinsektizid Phosmet. Die Reinigungswirkung von Natron bei anderen Pflanzenschutzmitteln lässt sich daraus nicht ableiten.
Zum anderen wurde die Methode nur an Äpfeln getestet. Es ist daher fraglich, inwiefern das Ergebnis auf andere Obst- und Gemüsesorten übertragbar ist. Davon abgesehen ist es auch eine Frage der Anwendbarkeit. Immerhin sollte das Obst für mindestens 12 bis 15 Minuten eingeweicht werden.
Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) reiche es aber, Obst und Gemüse mit kaltem Wasser abzuspülen oder zu schälen. Dabei sei Abwaschen (falls möglich) immer besser als Schälen, da so wertvolle Nährstoffe verloren gehen können. Bei einer rauen Schale kann zusätzlich eine Gemüsebürste zur Reinigung genommen werden.
Was ist mit den Pestiziden?
Das BMEL verweist hierzu auf die Einschätzungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), dass für Verbraucher eine Gesundheitsgefährdung aufgrund von Pflanzenschutzmittelrückständen sehr unwahrscheinlich sei - selbst bei ungewaschenem Obst und Gemüse.
Die Verbraucherzentrale wiederum teilt mit, dass zum Beispiel Wechselwirkungen verschiedener Pflanzenschutzmittel noch nicht ausreichend erforscht seien. Damit seien auch mögliche Auswirkungen aus der Kombination unterschiedlicher Mittel auf den Menschen noch nicht hinreichend ergründet.
Wer das Risiko minimieren will, Pestizidrückstände aufzunehmen, kann auf Bio-Produkte zurückgreifen. Diese sind laut dem Bundeszentrum für Ernährung nur selten belastet. Weitere Tipps, um die Pestizidbelastung zu minimieren, gibt die Verbraucherzentrale in diesem Ratgeber.