Oft auch eine Frage der Kapazitäten

So arbeitet die Redaktion (12): Über welche Veranstaltungen wird in der Zeitung berichtet?

Oft auch eine Frage
der Kapazitäten

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Aufwendig und mit viel Liebe zum Detail hat ein Musikverein ein Konzert organisiert, bei dem verschiedene Mitglieder auf der Bühne ihr Können zeigen – und die Zeitung kommt nicht. Klar ist die Enttäuschung groß, der eine oder andere äußert vielleicht auch sein Unverständnis. Wie kommt es dazu, anhand welcher Kriterien entscheidet die Redaktion, über welche Veranstaltungen sie berichtet? Die Antwort ist nicht so einfach, denn viele Faktoren spielen eine Rolle. Zum einen: Für wen ist die Veranstaltung relevant? Steht sie allen offen? So wichtig eine Jahreshauptversammlung für die jeweiligen Vereinsmitglieder ist, Außenstehende können mit den dort besprochenen Themen meist wenig anfangen. Ähnlich verhält es sich mit fachspezifischen Vorträgen.

Anders stellt sich der Sachverhalt dar, wenn sich das Event um ein kontroverses oder gesellschaftlich relevantes Thema dreht und/oder die geplante Aktion öffentlichkeitswirksam dargestellt wird. Ein Umweltverband ruft zur großen Baumpflanzaktion auf, Dutzende Teilnehmer haben sich angekündigt – ein klarer Fall: Hier würde die Redaktion aktiv werden. Ein weiteres Beispiel: Eine Organisation lädt diverse Fachleute ein, die über die Einführung einer Grundrente diskutieren, am Tag bevor diese im Bundestag beraten wird. Da dieses Thema für eine breite Leserschaft von Interesse ist, würde die Redaktion eine Berichterstattung darüber durchaus in Betracht ziehen.

Bei Podiumsdiskussionen wie auch bei kulturellen Veranstaltungen stellt sich aber eine weitere Frage: Wie hochkarätig sind die Künstler oder Experten, die bei solchen Veranstaltungen auf der Bühne stehen? Gelingt es den Organisatoren der Podiumsdiskussion zur Grundrente beispielsweise den Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, als Teilnehmer zu gewinnen, sind alle Kriterien erfüllt. Das Thema wartet mit aktueller Brisanz auf. Es ist einerseits eine rege Teilnahme zu erwarten, zudem kann Heil Antworten zu den Plänen der Bundesregierung geben und die entsprechenden Zahlen liefern – er ist somit ein zweifellos hochkarätiger Gast.

Nicht zuletzt stellt sich für die Redaktion aber die Frage: Findet sich ein Mitarbeiter, der zu diesem Termin Zeit hat? Gerade bei Veranstaltungen im kulturellen Bereich ist dieser Punkt oft entscheidend, denn der Berichterstatter muss sich auskennen. Ein Laie berichtet schließlich nicht angemessen über das Konzert eines berühmten Jazzpianisten, wenn er die Qualität der Darbietung gar nicht einordnen kann.

Gerade an den Wochenenden ist es deshalb oft auch eine Frage der Kapazitäten, welche Veranstaltung besucht wird, denn dann ist die Redaktion nur mit einer Mindestbesetzung im Einsatz und vergibt viele Aufträge an freie Mitarbeiter. Sind diese schon anderweitig beschäftigt, kann es vorkommen, dass eine Veranstaltung, über die die Zeitung gerne berichten würde, nicht besetzt werden kann. Für all jene, die bei ihren Veranstaltungen aus einem der genannten Gründe keinen Besuch von der Zeitung bekommen haben, bietet sich aber auf unserer Schaufensterseite die Möglichkeit, einen selbst geschriebenen Bericht mit Foto zu veröffentlichen.

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Erstellt:
5. Dezember 2019, 06:00 Uhr

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