Paketboom und Kurzarbeit bei der Post

dpa Bonn. Weniger Werbepost und ein schwaches Frachtgeschäft - doch bei den Paketen ist für die Deutsche Post schon Weihnachten. Aber nicht alle Mitarbeiter haben viel zu tun. Einige müssen mit Kurzarbeit rechnen.

Zentrale der Deutschen Post DHL Group in Bonn. Foto: Rainer Jensen/dpa

Zentrale der Deutschen Post DHL Group in Bonn. Foto: Rainer Jensen/dpa

Die Deutsche Post berichtet mitten in der Coronavirus-Krise von einem Paketboom wie im Weihnachtsgeschäft. Seit Ende März habe die Zahl der ausgelieferten Sendungen kräftig zugenommen, sagte Post-Chef Frank Appel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Während die Post im Express- und Frachtgeschäft, in der Lieferkettenlogistik und bei Werbepost zuletzt spürbare Rückgänge verbuchte, sei das Paketgeschäft auf ein Niveau gewachsen, wie man es normalerweise nur in der Vorweihnachtszeit sehe.

Weil die Post weiter wachsende Paketzahlen erwartet, will sie Mitarbeiter aus anderen Bereichen verstärkt im Paketgeschäft einsetzen. Auch Neueinstellungen seien geplant. Für einen Teil der rund 185 000 Beschäftigten in Deutschland plant der Dax-Konzern allerdings Kurzarbeit, wie Appel bestätigte. Darüber werde derzeit mit den Betriebsräten gesprochen. Es gehe um Mitarbeiter von Tochterunternehmen, die in Lagern für die Automobilindustrie arbeiteten. Konkrete Zahlen nannte Appel nicht.

Laut „Wirtschaftswoche“, die sich auf Angaben aus Gewerkschaftskreisen beruft, könnten 4000 Beschäftigte betroffen sein. Die Post wolle eine „maximale Zahl an Mitarbeitern“ im Unternehmen halten, sagte Appel. Die Mitarbeiter seien „unglaublich stolz“, mithelfen zu können, „dass dieser Planet weiterarbeiten kann“, sagte Appel. De Gewerkschaft Verdi forderte die Post auf, über eine Vereinbarung zur Aufstockung des Kurzarbeitergelds für den Gesamtkonzern zu verhandeln. Das verweigere das Unternehmen bisher, sagte ein Sprecher.

Die Coronavirus-Krise hat den Logistikkonzern bislang mit rund 200 Millionen Euro belastet. Staatliche Hilfen sind für die Post nach Appels Worten aber kein Thema. „Wir sind in einer sehr stabilen Situation“, versicherte er. Der Konzern sei sehr widerstandsfähig und insbesondere bei der Bilanz sehr gut aufgestellt. Daher gebe es im Unternehmen keinerlei Diskussionen über mögliche staatliche Unterstützung. Bei der Liquidität stehe sei man „komfortabel“ da, sagte Finanzchefin Melanie Kreis.

Wegen der unsicheren Situation hatte die Deutsche Post aber am Dienstagabend ihre Prognose für 2020 zurückgezogen. Durch die Pandemie sei die weltwirtschaftliche Entwicklung nicht absehbar. Die für den 13. Mai geplante Hauptversammlung verschiebt der Konzern auf ein unbekanntes Datum. Beim Dividendenvorschlag von 1,25 Euro pro Aktie bleibe es, betonte Appel.

Der Post-Chef betonte, die Eindämmung der Corona-Pandemie habe in Deutschland bislang „sehr gut funktioniert“. Deshalb gebe es die Aussicht, das Land langsam wieder hochzufahren. Eine Mittel dazu könne eine Corona-Warn-App sei. Er selbst würde nach einer Einführung eine solche App nutzen, sagte Appel.

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Erstellt:
8. April 2020, 12:12 Uhr

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