Parkscheine bargeldlos per Handy lösen

In Backnang kann man ab sofort alle öffentlichen Parkplätze mit dem Smartphone finden und die Gebühren begleichen. Dazu muss man zuvor die App Parkster installieren. Die Kosten fürs Ticket sind dieselben wie am Automaten. Zudem lässt sich per Handy die Parkzeit verlängern.

Handyparken gibt’s jetzt auch in Backnang. Der Automat hat noch nicht ausgedient, aber mit der App benötigt man kein Bargeld mehr.

© Alexander Becher

Handyparken gibt’s jetzt auch in Backnang. Der Automat hat noch nicht ausgedient, aber mit der App benötigt man kein Bargeld mehr.

Von Florian Muhl

Backnang. Das sogenannte Handyparken ist in Skandinavien gang und gäbe. Das Unternehmen Parkster, das eine App dafür anbietet, wurde vor zehn Jahren in Schweden gegründet und ist dort nach eigenen Angaben einer der Marktführer. Seit 2018 gibt’s Parkster auch in Deutschland. Als dritte Kommune im Rems-Murr-Kreis, nach Schorndorf und Kernen im Remstal, hat sich die Stadt Backnang dazu entschlossen, mit Parkster zusammenzuarbeiten.

Was ist Handyparken? Kurz: Man löst sein Ticket für den gebührenpflichtigen Parkplatz nicht mehr am Parkscheinautomaten, sondern übers Smartphone. Zuvor hat man sich dafür die Parkster-App heruntergeladen (siehe auch Infokasten). Die Vorteile: Bereits bei der Parkplatzsuche ist die App hilfreich, weil sie alle Parkplätze anzeigt. In Backnang sind das derzeit alle öffentlichen Plätze an insgesamt 21 Standorten beziehungsweise Parkzonen. Die privaten Parkhäuser (beispielsweise Biegel, Stadtmitte und Windmüller) sind noch nicht dabei. „Auf die wollen wir aber noch zugehen und sie vom Handyparken überzeugen und begeistern“, sagt Parkster-Vertriebsleiter Keven Lehmann.

Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich den Weg vom Parkplatz zum Automaten und wieder zurück zum Auto spart und auch kein Bargeld mehr benötigt. Und wenn’s gerade auf der Sonnenterrasse beim Cappuccino so schön ist, man aber auf glühenden Kohlen hockt, weil die zuvor gewählte Parkzeit abläuft... Keine Hektik. Smartphone zücken und einfach die Parkzeit verlängern. Anders herum geht’s aber auch. Hat man einen Parkschein für zwei Stunden gelöst, der Einkauf oder der Arztbesuch dauert aber nur eine halbe Stunde, auch kein Problem. Am Auto einfach per Mobiltelefon den digitalen Parkschein vorzeitig beenden und schon kann’s losgehen, ohne der Stadt die Cents oder Euros für die nicht genutzte Parkzeit zu schenken.

OB Friedrich hatte zum Glück noch einen neuen 20er in der Tasche stecken

Dass das tägliche Parken künftig durch das Handy vereinfacht wird, begrüßt der Oberbürgermeister. Maximilian Friedrich kann aus eigener, leidvoller Erfahrung eine Anekdote aus Wahlkampfzeiten erzählen, wie das Parken in Backnang auch laufen kann: „Wir waren gerade am Zusammenbauen unseres Wahlkampfstands und ich hab meine Frau gebeten, doch schon mal das Auto zu holen, das in einem Parkhaus der Stadt stand. Dann kam sie wieder, ohne Auto, mit dem Ergebnis, dass im Parkhaus nur eine Barzahlung möglich war. Sie hatte sogar einen 20-Euro-Schein und den hätte der Automat auch angenommen, aber wohl nur die neuen Scheine. Und sie hatte – wie es der dumme Zufall wollte – nur einen alten 20-Euro-Schein im Geldbeutel gehabt. Kartenzahlung war leider nicht möglich.“

Für die Familie Friedrich hatte die Episode letztlich doch noch ein gutes Ende gefunden, denn der OB hatte einen 20er des neuen Typs im Portemonnaie. Aber mit Park-App wär’s halt noch einfacher gewesen. „Man kann in Backnang auch weiterhin bar zahlen, aber man muss es nicht“, meint Friedrich. Den „riesengroßen Vorteil“ sieht der Rathauschef im Komfort, jederzeit flexibel reagieren und die Parkzeiten verlängern oder verkürzen zu können. Wichtig sei auch, dass das Handyparken nicht teurer sei als am Automaten.

Aber woher wissen Beamte des Vollzugsdiensts, die die Parkscheine in den Autos kontrollieren, dass jemand bereits per Handy bezahlt hat? „Wenn Sie parken, müssen Sie in der App Ihr Kennzeichen hinterlegen. Und der städtische Vollzugsdienst hat Zugriff auf die eingebuchten Parkster-Vorgänge und kann dann abgleichen, ob eine Parkzeit über die App gelöst worden ist oder eben nicht“, erklärt Lehmann. Dass das kein Mehraufwand für die Stadt ist, bestätigt Kämmerer Alexander Zipf: „Ich habe mit einem Vollzugsbeamten gesprochen und der hat gesagt, das ist sehr einfach.“

Der Autofahrer, der die App Parkster benutzt, zahlt einmal im Monat, wenn er will per Rechnung. „Bei uns muss man kein Paypal hinterlegen oder eine Kreditkarte“, sagt Lehmann. Und einmal im Monat bekommt auch die Stadt die Ausschüttung der gesamten Parkeinnahmen, die Parkster über die App generiert. „Die Zahlungsgarantie ist für uns sehr wichtig“, sagt auch Zipf, „weil wir nicht ins Risiko gehen, falls wie auch immer ein Ausfall gegeben wäre.“ Denn Parkster übernimmt dafür die Haftung. „Und für uns sind die Einnahmen leichter zu verbuchen, wenn sie in digitaler Rechnung vorliegen“, so der Kämmerer.

Auf dem Smartphone werden alle Parkplätze in der Nähe angezeigt, bei denen man einen Parkschein über die Parkster-App lösen kann. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Auf dem Smartphone werden alle Parkplätze in der Nähe angezeigt, bei denen man einen Parkschein über die Parkster-App lösen kann. Fotos: A. Becher

So geht’s, der Weg zum Ticket

Download Zunächst die App aufs Smartphone herunterladen und installieren; erhältlich für iOS oder im Google Play Store.

Parkplatzsuche Mit dem Button „In deiner Nähe“ sieht man in der App die Parkplätze, die sich in der Umgebung befinden. Die Parkplätze werden auf einer Karte angezeigt, mit Adresse, Parktarifen, Höchstparkdauer und Parkster-Zonencode.

Parkvorgang starten Den Parkplatz auswählen, entweder über die Karte oder die Liste „Alle Parkplätze“ oder den Zonencode eingeben (steht auch auf einem Schild am Parkplatz). Dann die Parkzeit einstellen und das Auto mit Kennzeichen eingeben.

Parkzeit ändern Per Smartphone lässt sich die Parkzeit auch verlängern. Kehrt man dagegen früher zum Auto zurück, beendet man den digitalen Parkschein vorzeitig. So spart man unnötige Parkgebühren.

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Erstellt:
8. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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