Patrick Shanahan zieht sich von Pentagon-Spitze zurück

dpa Washington. Das Pentagon kommt nicht zur Ruhe, die nächste Personalrochade an der Spitze steht an - ausgerechnet zu einer Zeit, wo die Angst vor einer militärischen Eskalation im Nahen Osten umgeht.

Der geschäftsführende Pentagon-Chef Patrick Shanahan. Foto: Manuel Balce Ceneta/AP

Der geschäftsführende Pentagon-Chef Patrick Shanahan. Foto: Manuel Balce Ceneta/AP

Mitten in der Krise mit dem Iran kommt es zu einem erneuten Wechsel an der Spitze des US-Verteidungsministeriums: Der geschäftsführende Minister Patrick Shanahan will das Pentagon nun doch nicht dauerhaft leiten.

Präsident Donald Trump teilte am Dienstag auf Twitter mit, Shanahan wolle den Prozess zur Nominierung als Verteidigungsminister nicht weiter verfolgen und stattdessen seiner Familie mehr Zeit widmen. Trump hatte den früheren Boeing-Manager erst vor knapp sechs Wochen als dauerhaften Chef des Verteidigungsministeriums nominiert.

Trump schrieb auf Twitter, Shanahan habe einen „wundervollen Job“ gemacht und herausragenden Dienste geleistet. Die geschäftsführende Leitung des Pentagons werde Mark Esper übernehmen. Dieser ist bisher „Secretary of the Army“ und damit der hochrangigste Zivilist im US-Heer, der direkt dem Verteidigungsminister unterstellt ist.

Nach einem „Washington Post“-Bericht spielten für Shanahans Entscheidung offenbar frühere Gewalttaten in seiner Familie eine Rolle - sie wären bei den Anhörungen im Senat womöglich vor einer breiten Öffentlichkeit diskutiert worden. Shanahan sagte der Zeitung, das würde „das Leben meines Sohnes ruinieren“. Dem Bericht zufolge ging es unter anderem um einen Angriff des damals 17-jährigen gemeinsamen Sohnes auf die von Shanahan getrennt lebende Ehefrau mit einem Baseball-Schläger im November 2011.

Shanahan hatte seinen Sohn danach in Schutz genommen. Er sagte der „Washington Post“ in Gesprächen am Montag und Dienstag, er habe damals nicht gewusst, wie schwer die Verletzungen waren, die der Sohn der Mutter zugefügt hatte. Die Zeitung berichtete, bereits im August 2010 sei es zu Gewalt zwischen Patrick Shanahan und seiner damaligen Ehefrau gekommen. Shanahans Darstellung zufolge habe ihn seine Ehefrau ins Gesicht und auf den Körper geschlagen. Sie habe der Polizei gegenüber angegeben, er habe ihr in den Bauch geschlagen. Die Gerichtsakte zur Scheidung habe später mehr als 1500 Seiten umfasst.

Shanahan war seit 2017 zunächst Vize-Verteidigungsminister und Anfang 2019 zum kommissarischen Pentagon-Chef aufgerückt, nachdem der frühere US-Verteidigungsminister James Mattis wegen inhaltlicher Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten seinen Rücktritt eingereicht hatte. Shanahan leitet das Pentagon seit mehr als fünf Monaten kommissarisch - er ist damit der längste geschäftsführende Minister an der Spitze des mächtigen Apparats. Der Senat hätte seiner Berufung als dauerhafter Pentagon-Chef zustimmen müssen.

Der 56-Jährige hatte drei Jahrzehnte lang für Boeing gearbeitet, bevor Trump ihn 2017 zum stellvertretenden Verteidigungsminister machte. Militärische Erfahrung hatte Shanahan damals keine, politische auch nicht. Shanahan selbst sagte damals zu seinem Wechsel ins Pentagon: „Es ist so, wie wenn man sich nach vielen Jahren von seiner Freundin trennt und dann die Liebe seines Lebens trifft.“

Shanahan sah sich als Vize-Verteidungsminister einer internen Untersuchung ausgesetzt, weil es Vorwürfe gab, er habe im Pentagon Maßnahmen ergriffen, um seinen früheren Arbeitgeber Boeing gegenüber Wettbewerbern zu begünstigen. Eine interne Kontrollinstanz des Ministeriums fand allerdings keine Beweise für die Anschuldigungen. Shanahan galt aber nicht zuletzt deswegen als angeschlagen. Mehrere Senatoren - darunter auch Republikaner - äußerten sich in den vergangenen Monaten skeptisch über seine Qualifikation für das Amt.

Der Wechsel an der Spitze des Verteidigungsministeriums fällt in bewegte Zeiten. Nach ungeklärten Angriffen auf zwei Tanker im Golf von Oman herrscht Angst vor einer militärischen Eskalation zwischen den USA und dem Iran. Shanahan hatte erst am Montagabend in Washington angekündigt, zu „Verteidigungszwecken“ rund 1000 weitere Soldaten in den Nahen Osten zu entsenden. Die US-Regierung macht Teheran für die Attacken auf die Öltanker verantwortlich. Die iranische Führung weist die Anschuldigungen zurück.

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Erstellt:
18. Juni 2019, 20:50 Uhr

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