Pflegeheimbewohner müssen immer mehr dazuzahlen

dpa Berlin. Unterkunft, Verpflegung, Investitionskosten und ein Beitrag zur Pflege: Bis zu 2400 Euro kostet ein Platz im Pflegeheim pro Monat - Tendenz steigend. Regionale Unterschiede sind aber beträchtlich.

Seit Oktober 2018 ist die Eigenbeteiligung Pflegebedürftiger im Bundesdurchschnitt auf fast 1930 Euro im Monat gestiegen. Foto: Daniel Reinhardt

Seit Oktober 2018 ist die Eigenbeteiligung Pflegebedürftiger im Bundesdurchschnitt auf fast 1930 Euro im Monat gestiegen. Foto: Daniel Reinhardt

Pflegebedürftige müssen für einen Heimplatz immer mehr aus eigener Tasche dazu zahlen. Die Eigenbeteiligung stieg weiter und lag mit Stand 1. September im Bundesschnitt bei knapp 1930 Euro.

Das waren gut 110 Euro mehr als zum 1. Oktober 2018, wie eine Auswertung der „Pflegedatenbank“ des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV) ergab. Dabei gibt es weiterhin regionale Unterschiede. Zuerst berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag) darüber.

Über steigende Belastungen für Pflegeheimbewohner und Angehörige wird seit längerem diskutiert - gerade vor dem Hintergrund, dass Löhne für dringend gesuchte Pflegekräfte steigen und weiter steigen sollen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte im März beim Deutschen Pflegetag gesagt, für zusätzliche Pflegekräfte und bessere Bezahlung fielen Mehrkosten an. Zu sagen, dies wirke sich nicht auf die Eigenanteile aus, wäre unrealistisch. Die SPD fordert, Eigenanteile für pflegebedingte Kosten zu begrenzen und langfristig zu streichen.

Bundesweit am höchsten sind die selbst zu zahlenden Beiträge weiter in Nordrhein-Westfalen mit nun 2406 Euro - am 1. Oktober 2018 waren es noch 2309 Euro gewesen. Enthalten sind Kosten für die eigentliche Pflege sowie für Investitionen, Unterkunft und Verpflegung. Danach folgen das Saarland mit 2301 (2178) Euro und Baden-Württemberg mit 2250 (2116) Euro. Im Mittelfeld liegen Berlin mit 1931 (1856) Euro, Hessen mit 1936 (1783) Euro und Brandenburg mit 1646 (1527) Euro.

Am preiswertesten sind Heimplätze derzeit in Mecklenburg-Vorpommern, wo 1346 (1238) Euro selbst bezahlt werden müssen. Die „Pflegedatenbank“ der PKV enthält Informationen von mehr als 11.000 der etwa 13.000 Pflegeheime in Deutschland. Pflegebedürftige müssen einen Eigenanteil für die eigentliche Pflege leisten, weil die Pflegeversicherung - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten trägt. Dass die Belastungen unterschiedlich hoch sind, erklären Experten auch mit regional unterschiedlichen Löhnen und Vorgaben für die Personalausstattung.

Bisher werden oft Kinder zur Kasse gebeten, wenn Pflegebedürftige die Heimkosten nicht zahlen können. Zwar springt zunächst das Sozialamt ein. Aber in vielen Fällen holt sich die Behörde das Geld zumindest teilweise von Angehörigen zurück. Dies soll sich bald ändern. Nur wer mehr als 100.000 Euro brutto im Jahr verdient, soll nach den Plänen der Bundesregierung in Zukunft noch finanziell herangezogen werden.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband forderte einen „Pflegedeckel“, der die Eigenanteile zur Finanzierung der Pflege auf maximal 15 Prozent der Kosten begrenzt. „Es ist höchste Zeit, dass aus dem Festzuschuss der Pflegekasse eine verlässliche Versicherung wird“, sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte gefordert, dass die Pflegeversicherung alle Pflegekosten übernimmt. Zusätzlichen Aufwand für Unterbringung, Verpflegung und Investitionen zahle dann weiter jeder selbst.

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Erstellt:
24. September 2019, 12:13 Uhr

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