Pfleger gesteht Missbrauch von geistig behinderten Menschen

dpa/lsw Stuttgart. Über viele Jahre soll ein Pfleger in einer Einrichtung für behinderte Menschen Schützlinge missbraucht haben. Nun steht der Mann vor Gericht - und findet selbst keine Erklärung für seine Taten.

Ein Schild weist an einer Fassade auf das Landgericht Stuttgart hin. Foto: Marijan Murat/dpa/archiv

Ein Schild weist an einer Fassade auf das Landgericht Stuttgart hin. Foto: Marijan Murat/dpa/archiv

Ein Heilerziehungspfleger hat den jahrelangen Missbrauch von schwer geistig behinderten Menschen und zwei Kindern vor Gericht gestanden. Der Verteidiger des 30-Jährigen verlas bei Prozessauftakt am Dienstag vor dem Landgericht Stuttgart eine Erklärung des Angeklagten, in welcher der Mann für die Taten um Entschuldigung bat und die Vorwürfe der Anklage in vollem Umfang einräumte. Er könne sich sein Verhalten selbst nicht erklären. Er habe immer wieder längere depressive Phasen gehabt und auch eine Therapie gemacht. Schließlich habe er sich selbst angezeigt.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 30-Jährigen unter anderem schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und Vergewaltigung vor. Der Pfleger soll nach Angaben der Anklagebehörde zwischen 2005 und 2019 in einer Einrichtung bei Deckenpfronn (Kreis Böblingen) mehrere schwer behinderte Menschen missbraucht haben. Zudem soll er sich von 2012 bis 2014 an zwei Kindern in Überlingen (Bodenseekreis) vergangen haben. Die Opfer waren damals zwischen acht und zwölf Jahre alt.

Sein Mandat lege das Geständnis auch ab, um den Geschädigten eine Aussage vor Gericht zu ersparen, sagte der Anwalt. Der Angeklagte sei zum Zeitpunkt des ersten Strafvorwurfs selbst erst 13 Jahre alt gewesen. Der 30-Jährige schilderte dem Gericht einen Lebenslauf voller familiärer Brüche, Umzüge, mit Versuchen von beruflichen Neuanfängen und regelmäßigem Alkohol- und Drogen-Konsum.

In der Behinderteneinrichtung in Deckenpfronn habe er den Beruf des Heilerziehungspflegers gelernt. Ihm sei immer bewusst gewesen, dass er mit den sexuellen Übergriffen Straftaten begehe, sagte der 30-Jährige. Schließlich sei ihm klar geworden dass „ich das Thema richtig und nicht nur mit einer Therapie angehen möchte, und ich mich vor dem Gesetz verantworten muss“.

Bis Anfang November hat die Jugendkammer des Landgerichts fünf weitere Verhandlungstage geplant. Teile des Prozesses könnten laut Staatsanwaltschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, um die Opfer zu schützen.

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Erstellt:
13. Oktober 2020, 11:54 Uhr

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