Pläne für neue Wilhelmsbrücke stehen
Der Siegerentwurf sieht einen Neubau zwischen der Cannstatter Altstadt und der Neckarvorstadt für Radfahrer und Fußgänger vor. Der Fluss soll erlebbarer werden.

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Schmal und elegant, mit Sitzstufen an beiden Neckarufern – so soll die neue Wilhelmsbrücke im Jahr 2029 einmal aussehen.
Von Alexander Müller
Stuttgart - Die Brücken in Stuttgart sind in einem schlechten Zustand. Mit Kosten von mehr als einer Milliarde Euro für die Instandhaltung rechnet die Stadtverwaltung in den kommenden Jahren. Besonders prekär ist die Situation in Bad Cannstatt. Aufgrund akuter Einsturzgefahr wurde die Rosensteinbrücke bereits vergangenes Jahr abgerissen. Derzeit laufen die Arbeiten für den Ersatzbau für Fußgänger und Radfahrer über den Neckar. Nun stehen auch die Pläne für den Abriss und Neubau der benachbarten Wilhelmsbrücke fest.
70 Meter lange Stahlkonstruktion
Als Sieger der zwölf eingereichten Entwürfe des von der Stadt ausgelobten Ingenieurwettbewerbs ging die Arbeitsgemeinschaft Mayr, Ludescher und Partner, Beratende Ingenieure PartG mbB aus Stuttgart und die DKFS PartG mbB Architekten aus Aachen hervor. Die Fachjury überzeugte vor allem „die Flexibilität der Fahrbahnfläche“, betonte Jürgen Mutz, der Leiter des städtischen Tiefbauamts. Schließlich könne man nicht voraussagen, wie der Verkehr der Zukunft aussehe. So könne man auf Entwicklungen reagieren. „Schließlich bauen wir eine Brücke für die kommenden 80 Jahre“, sagte er.
Rund 70 Meter erstreckt sich die neue Stahlkonstruktion von der Brücken-/Neckartalstraße in der Neckarvorstadt bis zum Thaddäus-Troll-Platz an der Ecke Bad-/Markstraße. In der Mitte der Brücke verläuft der Radweg in beide Richtungen mit einer Breite von vier Metern. An den Rändern verlaufen die mindestens 3,50 Meter breiten Fußgängerbereiche. Der Bau „besticht durch ein sehr feines, elegantes Design“, ist der Jury-Vorsitzende, Professor Stephan Engelsmann von der Staatlichen Akademie für Bildende Künste, überzeugt.
Durch den Wegfall der breiten Widerlager auf beiden Seiten ist zudem ein weiterer Wunsch realisierbar: Sitzstufen am Neckarufer unterhalb des Thaddäus-Troll-Platzes. Und auch auf der gegenüberliegenden Seite berücksichtigt der Entwurf diese Möglichkeit im Vorgriff zum Masterplan „Erlebnisraum Neckar – Stadt am Fluss“. „Es ist sozusagen der Auftakt für die Pläne zur Umgestaltung des Neckarknies“, hofft Stadtplaner Andreas Hemmerich. Diese sehen eine Aufwertung mit Sitzgelegenheiten und Sichtbalkone an der Ufermauer auf Seite der Neckarvorstadt vor.
Sollte der Gemeinderat zustimmen, sollen die Planungen nun ausgearbeitet werden, der Baubeschluss dann Ende 2027 fallen. Bei einer Bauzeit von zwei Jahren „soll die neue Wilhelmsbrücke dann 2029 eingeweiht werden“, so Tiefbauamtsleiter Mutz.
Kosten von knapp zehn Millionen Euro
Hingegen ist ein anderer Zeitplan in Stein gemeißelt: „Erst wenn der Behelfsbau an der Rosensteinbrücke fertiggestellt ist, kann die Wilhelmsbrücke gesperrt werden“, betont Mutz. Schließlich müsse gewährleistet werden, dass zumindest eine der wichtigen Neckarquerungen bestehen bleibt. Ziel sei es, die Wilhelmsbrücke so lange wie möglich geöffnet zu lassen. Das sei derzeit aber nicht absehbar. Die Schäden würden im vierteljährlichen Turnus unter die Lupe genommen. Spätestens Ende 2026 soll mit dem Abriss begonnen werden – für die neue, elegante Neckarquerung in Bad Cannstatt. Die Kosten werden derzeit auf knapp zehn Millionen Euro geschätzt.