Planungen für IBA-Quartier gehen jetzt ins Detail

Beim Projekt Backnang-West herrscht Zeitdruck. Kritische Punkte wie Hochwasserschutz und Verkehr sollen daher rasch abgearbeitet werden.

Wettbewerb „Quartier Backnang West“: CityCampus soll produktiver Hof mit Forschung, Gewerbe und Wohnen werden. Visualisierung: Teleinternetcafe/Treibhaus

© Teleinternetcafe/Treibhaus

Wettbewerb „Quartier Backnang West“: CityCampus soll produktiver Hof mit Forschung, Gewerbe und Wohnen werden. Visualisierung: Teleinternetcafe/Treibhaus

Von Kornelius Fritz

Backnang. Der Zeitplan ist sportlich: Innerhalb von nur fünf Jahren soll im Backnanger Westen, wo früher Leder gegerbt und Baumaschinen produziert wurden, ein neues Stadtquartier am Murrufer entstehen. Zwar muss bis zur Internationalen Bauausstellung (IBA) 2027 noch nicht das komplette, insgesamt 17 Hektar große Gelände bebaut sein, aber zumindest einige vorzeigbare Projekte sollten bis dahin schon stehen. Planer und Stadtverwaltung müssen also ordentlich Gas geben.

Wie das neue Quartier Backnang-West eines Tages aussehen könnte, ist seit einem Jahr bekannt. Damals setzten sich die Planungsbüros Teleinternetcafé (Berlin) und Treibhaus (Hamburg) in einem städtebaulichen Wettbewerb gegen mehr als 100 Konkurrenten durch. Nun geht es darum, diesen noch recht allgemein gehaltenen Rahmenplan zu konkretisieren, damit aus den bunten Visualisierungen möglichst bald rechtlich verbindliche Bebauungspläne werden. Deshalb wird der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung nach Ostern voraussichtlich Planungsaufträge mit einem Gesamtvolumen von fast 700000 Euro vergeben. Im Ausschuss für Technik und Umwelt wurde das Thema jetzt vorberaten.

Dabei machte Stadtplanungsamtsleiter Tobias Großmann deutlich, dass vor allem das Thema Hochwasserschutz die Planer vor große Herausforderungen stellt. Die bisherige Hochwasserschutzplanung ging nämlich davon aus, dass die alten Mauern und Fabrikhallen am Murrufer erhalten bleiben. Wenn diese nun im Zuge der Umgestaltung teilweise weichen und durch Neues ersetzt werden sollen, ist das nur möglich, wenn die Stadt nachweisen kann, dass sich der Hochwasserschutz dadurch nicht verschlechtert. Großmann ist davon überzeugt, dass dieser Nachweis gelingen wird, aber das ist ziemlich aufwendig.

Bürgerbeteiligung macht Pause

Für die entsprechende „vertiefende Freiraumplanung“ verlangt das Büro Treibhaus deshalb rund 415000 Euro. Weitere 197000 Euro bekommt das Büro Teleinternetcafé für die Weiterentwicklung seines städtebaulichen Konzepts. Dieses soll nun in Teilbereichen konkretisiert werden. In Absprache mit den Eigentümern wurden dafür Bereiche ausgewählt, die sich als Startpunkte der neuen Quartiersentwicklung anbieten würden. Hier sollen die Planer nun jeweils mehrere Varianten für eine künftige Bebauung erarbeiten. Dabei soll auch schon geklärt werden, in welchen Bauabschnitten sich die Pläne umsetzen lassen.

Und schließlich will die Stadt noch einen dritten Auftrag vergeben: Für rund 70000 Euro soll die Berliner Niederlassung des international tätigen Ingenieurbüros Happold ein Verkehrskonzept für Backnang-West entwickeln. Ziel ist es, ein autoarmes Gebiet mit guter ÖPNV-Anbindung zu schaffen. Außerdem sollen die künftigen Bewohner möglichst viele Wege auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen können.

Die Gemeinderatsfraktionen stehen geschlossen hinter diesen Plänen, wie die einstimmige Beschlussempfehlung im Ausschuss zeigte. Nachfragen und Anmerkungen gab’s nur zu Detailfragen. So wollten die Stadträte Rolf Hettich (CDU) und Volker Dyken (Backnanger Demokraten) wissen, wann die Bürgerschaft wieder an den Planungen beteiligt wird. Dies sei auf jeden Fall geplant, versicherte Baudezernent Stefan Setzer, allerdings erst, wenn es um konkrete Bauprojekte gehe. Zum jetzigen Zeitpunkt sei die Thematik für eine Bürgerbeteiligung noch zu abstrakt.

Zentrale Orte für parkende Autos

SPD-Fraktionschef Heinz Franke äußerte die Sorge, dass das Mobilitätskonzept zu einseitig zugunsten von ÖPNV und Fahrrad ausfallen könnte. Unter anderem störte er sich an der Maßgabe, im neuen Quartier solle es keine öffentlichen Pkw-Stellplätze mehr geben. Tobias Großmann betonte, dies beziehe sich nur auf Stellplätze am Straßenrand. Ziel sei es, die parkenden Autos künftig an zentraler Stelle zu bündeln. Das gelte auch für die Mitarbeiterparkplätze von Tesat und anderen Unternehmen. Diese sollen laut Großmann „an zentralen und gut an den Innenstadtring angebundenen Stellen aufgeräumt werden“.

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Erstellt:
12. April 2022, 06:00 Uhr

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