Plastiktüten: Ausstellung stimmt Abgesang auf Kulturgut an

dpa/lsw Waldenbuch. Anhand von geschätzt 50 000 Plastiktüten erzählt eine Ausstellung in Waldenbuch bei Stuttgart von Samstag an Kulturgeschichte aus ungewohnter Perspektive. Die Objekte - Polyethylen-Fabrikate von Supermärkten, Modehäusern oder politischen Parteien - stammen von zwei Privatsammlern, wie Ausstellungsmacher Frank Lang im Museum der Alltagskultur erklärt: „Es war zunächst eine These von mir, dass ich gedacht habe, Mensch, das ist eigentlich eine Objektgattung, die musst du als Museumsmann übernehmen und retten.“

Eine Frau sieht sich die Sonderausstellung "Adieu Plastiktüte!" an. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Eine Frau sieht sich die Sonderausstellung "Adieu Plastiktüte!" an. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Denn nach rund 50 Jahren, so Lang, „in denen die Plastiktüte unser Leben begleitet hat und es uns auch erleichtert hat“, gehe die Ära zu Ende. Derzeit arbeitet etwa Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) an einem Verbot von leichten Kunststofftragetaschen.

So stimmt die Ausstellung - der Titel „Adieu Plastiktüte!“ gibt den Hinweis - einen emotionalen wie kritischen Abgesang an. Manch ausgestellte Tüte trägt zur Ikone gewordene Motive, ein Exemplar sogar eine Botschaft der Umweltorganisation WWF aus den 70er Jahren: „Helft mit - Natur in Gefahr“. Dem gezeichneten Motiv zufolge galten damals Abwässer aus Industrie und Großstadt als Umweltbedrohung, die Plastiktüte offensichtlich nicht.

Die Ausstellung soll laut Kurator Lang auch den Wahnsinn hinter der Konsumgesellschaft zeigen, die die Plastiktüte symbolhaft verkörpert: „Diese Lüge, die wir in vielen Lebensbereichen machen: Dass wir Dinge einfach anzetteln, einfach machen, ohne nachzudenken.“

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Erstellt:
24. Oktober 2019, 06:41 Uhr

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