50. Landesposaunentag

Platzkonzert mit 9500 Bläsern

Tausende Menschen haben in Ulm den 50. Landesposaunentag gefeiert. Zum Abschluss kamen alle zum großen Finale auf dem Münsterplatz zusammen.

Tausende Bläser feiern auf dem Münsterplatz in Ulm  den 50. Landesposaunentag.

© Steffen Rometsch

Tausende Bläser feiern auf dem Münsterplatz in Ulm den 50. Landesposaunentag.

Von Steffen Rometsch

Tausende Posaunen, Trompeten, Tuben und Hörner blitzen auf dem Ulmer Münsterplatz, den die sengende Sonne in einen Glutofen verwandelt. Doch auch die große Hitze kann die 9500 Bläserinnen und Bläser, die am Wochenende zum 50. Landesposaunentag nach Ulm gereist sind, nicht von der Teilnahme an der Schlussfeier abhalten. Sie ist traditionell der Höhepunkt des zweitägigen Bläserfestivals. Wenn dann mehrere tausend Musiker gemeinsam Johann Sebastian Bachs Choräle „Nun danket alle Gott“ und „Gloria sei dir gesungen“ zu den läutenden Münsterglocken anstimmen, erzeugt das nicht nur bei den Aktiven, sondern auch bei vielen Zuhörern für Gänsehautstimmung bei über 34 Grad.

Ministerpräsident Kretschmann hat viele Jahre Posaune gespielt

Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und seine Frau Gerlinde ließen es sich nicht nehmen, beim Abschlusskonzert mitzufeiern. „Aus den einzelnen Posaunenchören ist eine Massenbewegung geworden“, sagt der Ministerpräsident in seinem Grußwort. Die Posaunenchöre übersetzten Worte in Musik, verbreiteten so die christliche Botschaft und schenkten vielen Menschen Freude. Kretschmann, der selbst „viele Jahre“ Posaune gespielt hat, sagt, die Musik der Posaunenchöre stifte Gemeinschaft und bringe Menschen zusammen – „von Jungbläsern bis zu Senioren“.

Besonders freut sich Kretschmann, dass die Bläserinnen und Bläser bei der Schlussfeier auch das Stück „Highland Cathedral“ spielen. Die Hymne gilt mittlerweile in Schottland als heimliche Nationalhymne. Als seine Tochter Irene und ihr schottischer Ehemann im oberschwäbischen Laiz ihre Hochzeit feierten, spielte der Musikverein Laiz gemeinsam mit einer schottischen Dudelsackspielerin eben dieses Lied.

In den 650 Posaunenchören in Württemberg spielen 16 500 Bläser

Zwei Tage lang machen Bläserinnen und Bläser aus ganz Württemberg und darüber hinaus Ulm zu einer klingenden Stadt. Auf zahlreichen Plätzen, in Hallen und Kirchen geben sie in kleinen und größeren Formationen ihr Können zum Besten. Die Musikauswahl reicht von traditionellen Chorälen bis hin zu Pop und modernen Kompositionen.

Mehrere Tausend Besucher flanieren durch die Ulmer Innenstadt, immer den Klängen nach. Darunter sind auch ungewöhnliche Orte: Gespielt wird im Freibad, im Parkhaus, im Gartencenter, im Kaufhaus. Auch wo sonst getanzt wird, sind an diesem Wochenende die Bläser am Zug: Im Club Cocomo gibt es am späten Samstagabend einen Gottesdienst mit anschließender Party.

Die Landesposaunentage sind ein musikalischer Höhepunkt für die 650 evangelischen Posaunenchöre, in denen rund 16 500 Frauen und Männer musizieren. Seit 1946 findet der Landesposaunentag alle zwei Jahre in der Donaustadt statt – in diesem Jahr zum 50. Mal. Zunächst fanden die Posaunentreffen an unterschiedlichen Orten statt, erstmals 1901 in Esslingen, später auch in Ludwigsburg, Tübingen oder Reutlingen.

„Die Posaunenchöre und mit ihnen das ejw sind ein echtes Aushängeschild unserer Landeskirche.“ So würdigt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl die Posaunenarbeit des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg (ejw) in seiner Festpredigt am Sonntag. Dieses Bläserfest verbinde „nicht nur die Generationen, sondern auch unterschiedliche Musikstile.“ Es strahle aus „auf Menschen, die mit der Kirche verbunden sind, aber auch auf jene, die sonst mit unserer evangelischen Kirche wenig anfangen können.“

Das Ganze ist viel mehr als „nur“ Musik: Viele Menschen hätten das Gefühl, die Gesellschaft sei „zerrissen“, sagt Cornelius Kutter, der Leiter des Evangelischen Jugendwerks. „Und da wollen wir mit dem Landesposaunentag ein Zeichen dagegen setzen. Jung und Alt ist beieinander. Und dafür stehen wir: für ein Miteinander, das Hoffnungsimpulse ins Land gibt.“ Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher verweist auf die Anfänge des Landesposaunentages in Ulm. Was 1946 hier für eine Stimmung in der Stadt geherrscht habe, sei auch 80 Jahre nach Kriegsende spürbar. „Wenn Ulm als Stadt des Friedens gemeinsam mit der Kirche den Landesposaunentag begehen kann, da kann einer Stadt nicht Besseres passieren.“

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Erstellt:
30. Juni 2025, 13:28 Uhr

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