Riesige Sonnenflecken

Polarlichter Ahoi! Auf der Sonne tobt ein gigantischer Sturm

Häufig sind monatelang gar keine Sonnenflecken zu sehen. Derzeit aber erscheinen viele gleichzeitig. Dahinter verbirgt sich ein wiederkehrendes Phänomen, das in diesem Dezember besonders stark ausgeprägt ist.

Am Morgen gegen 5.30 Uhr waren fotografisch und teilweise auch optisch Polarlichter leicht nordwestlichen am Himmel zu sehen vom Strand aus in Ueckermünde am Stettiner Haff.

© Imago/Andy Bünning

Am Morgen gegen 5.30 Uhr waren fotografisch und teilweise auch optisch Polarlichter leicht nordwestlichen am Himmel zu sehen vom Strand aus in Ueckermünde am Stettiner Haff.

Von Markus Brauer

Wer In diesem Dezember ist es wieder mal soweit: An der Oberfläche unseres Heimatsterns geschieht Wunderbares: Auf der westlichen Seite der Sonne ist ein gigantischer Sonnenfleck aufgetaucht. Die aktive Region ist so groß wie die Erde und wird von Astronomenin drei Sonnenflecken-Gruppen unterteilt (AR 4294-4298).

Wer sich Sonnenflecken anschauen möchte, sollte das nur mit entsprechender Schutzausrüstung wie zertifizierten Brillen oder Teleskopen mit Schutzfiltern tun. Sonst könnten schwere Schäden der Augen entstehen.

Die Sonne brodelt und kocht

Tatsächlich ist die Zahl der dunklen Sonnenflecken ist derzeit so hoch wie seit langem nicht mehr. Die Anzahl dieser Flecken auf der sichtbaren Sonnenoberfläche (Photosphäre) ist von der Sonnenaktivität abhängig, die sich innerhalb eines elfjährigen Zyklus ändert.

Da die Sonnenflecken momentan in Richtung unseres blauen Planeten zeigen, könnte das von der Sonne ins Weltall katapultierte Plasma das Erdmagnetfeld treffen und für wunderschöne Polarlichter sorgen. Die Space Weather Prediction Center (SWPC) der US-Atmosphärenbehörde NOAA schreibt: „In Verbindung mit der Aktivität in diesen Regionen kam es zu koronalen Massenauswürfen (CME), die jedoch bislang alle von der Erde weg gerichtet waren.“

*CORRECTION* for dates: A G2 (Moderate) Watch is in effect for 3-4 December UTC-days. These Watches are in place due to the potential interaction between a nearby passing CME and inbound CH HSS. Stay space weather aware at https://t.co/TV7Yw6Lq1Ypic.twitter.com/FuGztMXOjo — NOAA Space Weather Prediction Center (@NWSSWPC) December 2, 2025

Kühlere Stellen auf der Sonnenoberfläche

Sonnenflecken sind Stellen, die kühler sind und daher weniger sichtbares Licht abstrahlen als der Rest der Oberfläche des Gestirns. Ihre Zahl und Größe bilden das einfachste Maß für die Sonnenaktivität.

Eine höhere Zahl von Sonnenflecken ist ein Zeichen dafür, dass das Magnetfeld der Sonne stärker und sie selbst aktiver ist. Es gibt dann mehr Massenauswürfe, bei denen ein Teil der Atmosphäre der Sonne einfach in den interplanetaren Raum rausgeschleudert wird.

Die Flecken selbst entstehen durch Temperaturunterschiede an der Oberfläche, wie Gandorfer ausführt. Dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen zufolge ist die Sonne ein geschichteter Gasball. Die Energie wird im Inneren erzeugt, das heiße Gas steigt auf. An der Oberfläche wird die Energie abgestrahlt und die Temperatur der Materie falle schlagartig. Das Gas sinkt daraufhin in kühlerer und dichterer Form wieder ab. Dieser Kreislauf wird auch Konvektion genannt.

So entstehen Sonnenflecken

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erklärt die Entstehung von Sonnenflecken so: Permanent wirbelt heiße Materie aus dem Inneren der Sonne an die Oberfläche. Dieser Vorgang kann durch lokale Verstärkungen des Magnetfelds der Sonne behindert werden. Die Folge: Es entstehen etwas kältere Stellen auf der Sonnenoberfläche, die als Sonnenflecken sichtbar werden.

„Ein Sonnenfleck besteht aus einem sehr starken Magnetfeld. Das ist mehrere Tausendmal so stark wie das Magnetfeld der Erde“, erläutert Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. „Das heißt, es kommt dort sehr viel weniger Energie an die Oberfläche und es kann auch viel weniger abgestrahlt werden. Und deshalb erscheinen die Flecken dunkel.“

Inwieweit solare Flecken Sonneneruptionen beeinflussen

Je mehr Sonnenflecken Experten entdecken, desto wahrscheinlicher sind Sonneneruptionen. Der europäischen Raumfahrtbehörde Esa zufolge können dabei hochenergetische Teilchen in einer Dimension von mehreren Zehnmilliarden Tonnen ins All geschleudert werden.

Sie können innerhalb von Stunden auch zur rund 150 Millionen Kilometer entfernten Erde gelangen. Der Schutzschild der Erde, die Magnetosphäre, „wird dabei wie eine Seifenblase auseinandergezogen und kann sozusagen reißen“. Die Teilchen können dann in das Magnetfeld eintreten.

Die Anzahl dieser Flecken auf der sichtbaren Sonnenoberfläche (Photosphäre) ist von der Sonnenaktivität abhängig, die sich innerhalb eines elfjährigen Zyklus ändert.

Polarlichter und Satellitenschäden

Dies könne zu „wunderschönen Sachen wie Polarlichtern“ führen, aber auch zu Satellitenschäden, betont Solanki. Auch der Zusammenbruch eines Stromnetzes sei möglich. „Das ist schon passiert, meistens in etwas höheren Breiten. Aber wir haben die letzten 150 Jahre keinen so richtig großen Sonnensturm gehabt. Es kann also noch schlimmer kommen.“

Die Experten von SpaceWeather.com erwarten, dass „starke Explosionen wahrscheinlich“ sind und vergleicht die Größe der Sonnenflecken-Region mit der Region, die im Jahr 1859 den bisher größten wissenschaftlich beobachteten Sonnensturm verursacht hat. Demnach hat die aktive Region, die man derzeit am westlichen Rand der Sonne sehen kann, etwa 90 Prozent der Größe des Sonnenflecks, der das sogenannte „Carrington-Ereignis“ ausgelöst hat.

Gravierende Auswirkungen auf Internet und Strom

Starke Eruptionen der Sonne haben enorme Folgen für das Leben auf der Erde:

Im Februar 2022 stürzten 38 Starlink-Satelliten infolge eines Sonnensturms ab. Im März 1989 kam es infolge einer Sonneneruption zu einem großräumigen Stromausfall in Kanada.

Ein von vielen historischen Quellen erwähnter Sonnensturm im Februar 1872 war deutlich heftiger als bisher angenommen. Bis fast zum Äquator waren im Februar 1872 Polarlichter sichtbar, in Europa und Asien fielen Telegrafie-Verbindungen aus. Der Sonnensturm zählt zu den drei stärksten bislang erfassten.

Die beiden anderen sind das „Carrington-Ereignis“ vom September 1859 und der „New York Railroad Storm“ vom Mai 1921.

Beide Male kam es ebenfalls zu Ausfällen von Telegrafie-Verbindungen sowie zu Bränden durch elektrischen Funkenschlag. 1921 fiel die gesamte Signal- und Schaltanlage der New York Central Railroad aus – daher auch der Name.

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Erstellt:
3. Dezember 2025, 12:40 Uhr

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