Streit um Veggie-Burger

Politische Aufsteigerin im Wartestand

Die EU-Abgeordnete Céline Imart hat dafür gesorgt, dass eine Veggie-Wurst nicht mehr Wurst heißen soll. Bei Frankreichs Konservativen gilt sie als politische Hoffnung.

Céline Imart ist Mitglied der Partei Les Républicains.

© IMAGO/ABACAPRESS

Céline Imart ist Mitglied der Partei Les Républicains.

Von Knut Krohn

Céline Imart wird eine große politische Zukunft vorausgesagt. Im Moment betreibt die 43-jährige Französin allerdings noch als einfache Abgeordnete harte Kernerarbeit im Europaparlament. Damit hat sie es in diesen Tagen jedoch in der EU zu einem gewissen Ruhm gebracht. Sie war es, die im Landwirtschaftsausschuss jenen Antrag vorangetrieben und schließlich im Parlament eingebracht hat, dass vegetarische Fleischersatzprodukte künftig nicht mehr Burger, Schnitzel und Wurst heißen sollen. „Es geht um Transparenz und Klarheit für den Verbraucher und um Anerkennung für die Arbeit unserer Landwirte“, sagte Imart in einer Parlamentsdebatte zum Thema. Die im Supermarkt gebräuchlichen Bezeichnungen seien irreführend.

Zuhause auf dem Bauernhof in Südfrankreich

Beim Thema Landwirtschaft weiß Céline Imart, wovon sie redet. In ihrer kleinen Heimatgemeinde Cuq-Toulza mit knapp 700 Einwohnern im südfranzösischen Département Tarn betreibt sie einen Hof mit über 200 Hektar, auf denen sie Getreide, Saatgut und Mais anbaut. Ihre bodenständige Herkunft macht die konservative Politikerin geschickt zu ihrem politischen Markenkern und präsentiert sich als Gegenentwurf zu den Vertretern einer abgehobenen Politikerkaste. In Interviews geht sie wortreich auf maximale Distanz zur Welt der Politik. Im Herzen sei sie Landwirtin, betont Céline Imart ostentativ und unterstreicht, dass sie nicht zum in Frankreich verhassten Pariser Machtzirkel gehöre.

Ihr Lebenslauf führte die Frau allerdings nicht auf geradem Wege auf den Hof ihrer Eltern, den die Familie nun in sechster Generation bewirtschaftet. Studiert hat Céline Imart Literaturwissenschaften, bevor in ihr der Wunsch erwachte, als Diplomatin ins Ausland zu gehen. Sie habe damals „ihrem Land Frankreich dienen“ wollen, ist ein typischer Satz der 43-Jährigen, mit dem sie Werbung in eigener Sache macht.

Sie bewarb sich an der elitären Ausbildungsstätte Sciences Po, wurde genommen, durchlief alle Stationen der Kaderschmiede – und wurde dann doch nicht Diplomatin. Stattdessen arbeitete sie einige Jahre bei verschiedenen Firmen in der Finanzbranche, bis sie im Jahr 2011 dem Ruf aus der Heimat folgte. Ihr Vater habe sich zur Ruhe gesetzt und sie habe keinen Moment gezögert, den Hof ihrer Eltern zu übernehmen, erzählt Céline Imart in einem Interview. „Ich finde, es ist ein sinnvoller Job; man arbeitet im Freien, ist unabhängig und muss viele verschiedene Dinge regeln.“

Eine Frau mit sehr viel Energie und Ideen

Dennoch schien sie die Arbeit nicht auszufüllen, denn sie engagierte sich sehr erfolgreich in mehreren Verbänden. Schnell war sie Mitglied des Vorstands der heimischen Landwirtschaftsverbandes FDSEA im Tarn, Sprecherin des französischen Branchenverbands für Getreide, Intercéréales, und Mitglied des Vorstands des Allgemeinen Verbands der Maisproduzenten. Ihre politische Heimat fand Céline Imart bei Les Républicains, jener konservative Partei, die einst unter dem Namen UMP das politische Leben in Frankreich mitbestimmte, aus der Präsidenten wie Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy hervorgegangen sind und die nach parteiinternen Machtkämpfen nun gegen die Bedeutungslosigkeit ankämpft.

Céline Imart steht in der siechenden Partei für den Neuanfang, machte schnell Karriere und sitzt nun für die Konservativen im Europaparlament. „Als junge Mutter ist sie das Symbol des hart arbeitenden Frankreichs, das ihr Land trägt“, wurde sie von Eric Ciotti beschrieben, kurz bevor dieser als Vorsitzender von Les Républicains geschasst wurde, weil er mit dem rechtsextremen Rassemblement National koalieren wollte.

Keine Angst vor pointierten Aussagen

Über die Vergangenheit der konservativen Partei verliert die 43-Jährige allerdings wenig Worte, sie redet lieber über die Zukunft. Dabei beweist auch sie, dass sie durchaus die Fähigkeit zum pointierten, rechten Populismus hat. Die Gefängnisse in Frankreich seien zu Freizeitanlagen geworden, schreibt Céline Imart auf ihrem Instagram-Account und bedient ein bei Franzosen gern gehegtes Vorurteil. In eine ähnliche Kerbe schlägt ihre Aussage: „Nein zum Hidschab“.

Auffallend ist, dass sie zwar ständig betont, im Herzen Landwirtin zu sein, auf ihrem Instagram-Account allerdings keine Bilder von ihrem Hof zu finden sind. Zu sehen ist sie als Rednerin bei Versammlungen, im Europaparlament oder an der Seite von Parteigrößen. Aber vielleicht ist auch das nur eine sympathische Seite an Céline Imart, die versucht, ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit rauszuhalten.

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Erstellt:
10. Oktober 2025, 13:12 Uhr
Aktualisiert:
10. Oktober 2025, 17:23 Uhr

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