Polizisten und Soldaten proben Kampf gegen Terroristen

dpa/lsw Stetten am kalten Markt. Autobombe, bewaffnete Attentäter und viele Tote und Verletzte: In einem komplexen Übungs-Szenario erproben Einsatzkräfte ihre Strategie im Anti-Terror-Kampf. Dass Polizei und Bundeswehr Seite an Seite agieren, ist auch politisch brisant.

Einsatzkräfte in ballistischer Zusatzausstattung bei der Übung auf dem Truppenübungsplatz Heuberg. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Einsatzkräfte in ballistischer Zusatzausstattung bei der Übung auf dem Truppenübungsplatz Heuberg. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Bei einer großangelegten Übung haben Polizisten und Soldaten den gemeinsamen Kampf gegen den Terror in der Praxis geübt. Nur wenige Tage nach dem antisemitischen Attentat von Halle spielten Einsatzkräfte am Samstag bei einer Großübung in Baden-Württemberg ein Szenario durch, bei dem ein Anschlag in der Konstanzer Fußgängerzone mit einer Autobombe, mehreren schwer bewaffneten Terroristen und Dutzenden Toten simuliert wurde.

Eine Übung in dieser Form und Größe mit rund 2500 Mitwirkenden auf dem Truppenübungsplatz in Stetten am kalten Markt (Kreis Sigmaringen) und in mehreren Kliniken im Land gab es dem baden-württembergischen Innenministerium zufolge noch nie. Die beteiligten Organisationen zogen eine positive erste Bilanz. Man sei gut gerüstet, hieß es. Nun soll die Auswertung im Detail folgen.

Bereits am Freitag war das Szenario in einer Stabsrahmenübung hinter verschlossenen Türen durchgespielt worden. Am Samstag wurde in der Praxis und vor Publikum geübt. Spezialkräfte der Polizei bekämpften die „Attentäter“. In mehreren Kliniken in Baden-Württemberg wurden die „Terroropfer“ versorgt. Das Szenario sah vor, dass die Polizei so überlastet ist, dass sie die Hilfe der Bundeswehr anfordern muss. Die Soldaten transportierten deshalb in der Übung Verletzte mit gepanzerten Fahrzeugen aus der Gefahrenzone.

Man müsse die Sicherheitspolitik danach ausrichten, dass man länderübergreifend von einer großen Terrorlage getroffen werde, sagte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU). Der Anschlag von Halle habe vor Augen geführt, dass es wichtig sei, sich auf Situationen vorzubereiten, von denen man glaube, dass sie nie eintreten werden.

Die Grünen forderten eine transparente Auswertung der Übung mit Beteiligung des Landtages. Man habe gesehen, dass es grundsätzlich sinnvoll sei, ein solches Szenario zu üben, um Abläufe und Kommunikationswege zu überprüfen, betonte die Abgeordnete Andrea Bogner-Unden. „Um sicherzustellen, dass die Kommandostrukturen auch im Ernstfall klar geregelt sind, fordern wir, dass die Übung transparent ausgewertet und unter Einbindung parlamentarischer Gremien evaluiert wird“, sagte sie.

Strobl sagte am Sonntag eine akribische und transparente Analyse zu und versicherte zugleich, dass das Kommando auch im Ernstfall immer bei der Polizei liege. „Die Gefahrenabwehr ist Aufgabe der Polizei, und die Bundeswehr unterstützt die Polizei“, sagte Strobl. „Ohne jede Ausnahme bleibt die Kommandogewalt bei der Polizeiführung, da gibt es kein Vertun.“

Zum Artikel

Erstellt:
20. Oktober 2019, 14:15 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen