Gewinn eingebrochen
Porsche im Sinkflug – und der US-Dollar könnte alles noch viel schlimmer machen
Die amerikanische Währung fällt gegenüber dem Euro seit Monaten. Das belastet Porsche mehr als andere Autohersteller.

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Porsche-Chef Oliver Blume kämpft mit widrigen Verhältnissen.
Von Klaus Köster
Die weltwirtschaftliche Entwicklung hat Porsche in den vergangenen Monaten enorm belastet – die Schwäche des China-Geschäfts und die amerikanischen Zölle kosten das Unternehmen viel Geld, der Gewinn ist eingebrochen. Nun weist Porsche auf einen Faktor hin, der bisher wenig beachtet wurde: die Entwicklung des amerikanischen Dollars. Dieser Entwicklung ist Porsche deutlich stärker ausgesetzt als andere Hersteller.
Der Dollarkurs ist seit dem Beginn von Donald Trumps zweiter Amtszeit als US-Präsident stark gesunken. Am 20. Januar dieses Jahres, als Trump zum zweiten Mal ins Amt kam, kostete ein Euro noch 1,04 Dollar – inzwischen sind es rund 1,15 Dollar. Für einen Autohersteller wie Porsche, der in die USA so viele Autos verkauft wie in kein anderes Land, bedeutet dies eine erhebliche Belastung. Denn er bekommt für einen Dollar, den er in den USA für den Verkauf von Autos umsetzt, weniger Euros. Um einen Euro in den USA einzunehmen, muss das Unternehmen 1,15 statt vorher 1,04 Dollar in den USA umgesetzt haben.
Dass diese Entwicklung noch nicht zu Ende sein könnte, darauf weist das Unternehmen nun in seinen Halbjahreszahlen hin. „Perspektivisch könnte auch die Dollar-Entwicklung einen Einfluss haben“, heißt es von dem Unternehmen, dessen Gewinn um gut 70 Prozent eingebrochen ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Diese nach vorn gerichtete Aussage bedeutet, dass der Abwärtstrend der US-Währung nach Porsche-Einschätzung weitergehen könnte.
Porsche fehlt es an USA-Produktion
Porsche ist dieser Entwicklung in besonderem Maße ausgesetzt, weil das Unternehmen keine eigene Produktion in den USA hat. Die Kosten der Produktion fallen somit in Euro an – gedeckt werden müssen sie mit Blick auf die US-Exporte aber in Dollar. Je weniger der Dollar wert ist, desto größer wird die Lücke, wenn bei gleichem Dollar-Umsatz die Euro-Einnahmen sinken.
Autohersteller wie Mercedes und BMW können diese Schwankungen durch das so genannte Natural Hedging teilweise ausgleichen: Sie produzieren in beträchtlichem Ausmaß in den USA, was dazu führt, dass ein Teil ihrer Kosten in der gleichen Währung anfällt wie die späteren Umsätze in den USA. Durch Zulieferungen sind auch dort Kosten-Anteile in Euro enthalten, doch der Anteil ist geringer. Hersteller, die in den USA für den US-Markt fertigen, können sich somit zu einem guten Teil gegen Währungsschwankungen absichern.
Noch größer ist der Effekt, wenn – wie bei Mercedes und BMW – ein Teil der US-Produktion in den Euroraum exportiert wird. In diesem Fall tritt der umgekehrte Effekt ein – die Kosten fallen im günstigen US-Dollar an, die Umsätze in Euro. Ein Euro Umsatz im Euro-Raum kann plötzlich Produktionskosten in Höhe von 1,15 statt 1,04 Dollar abdecken. Dieses Plus lässt sich gegenüber der Lücke, die durch Exporte in die USA entsteht, teilweise gegenrechnen.
Zölle spielen wichtige Rolle für Dollarkurs
Die Belastungen durch den Dollar-Kurs addieren sich zu denen durch die Zölle, die die USA Anfang April um das Zehnfache auf 27,5 Prozent erhöht und nun auf 15 Prozent festgesetzt haben. Die Zölle und der US-Dollar sind dabei nicht unabhängig voneinander – vieles spricht dafür, dass sie eine entscheidende Rolle für den sinkenden Dollar-Kurs gespielt haben. Denn sie gehen potenziell einher mit Preissteigerungen in den USA, weil Hersteller aller Branchen – nicht nur Autobauer –, die Waren in die USA exportieren, versuchen werden, einen Teil der Zölle an die US-Verbraucher in Form höherer Preise weiterzugeben. Dies führt zu einem Anstieg der Inflation – das Sinken des Geldwerts beeinflusst dann auch den Außenwert der Währung negativ.
Vor diesem Hintergrund sind auch die heftigen, in der Öffentlichkeit ausgetragen Attacken von Trump gegen US-Notenbankchef Jerome Powell zu erklären. Eine hohe Inflation spricht aus Sicht von Währungshütern für hohe Zinsen, die die Nachfrage und damit auch die Inflation dämpfen; Trump dagegen fordert von ihm aggressiv Zinssenkungen. Diese würden den Außenwert des Dollar gegenüber dem Euro aber wahrscheinlich weiter senken. Powell ist damit ein Verbündeter deutscher Autohersteller, die nach Amerika exportieren – und erst recht von Porsche.