Zahl der Betrüger nimmt rasant zu
Produktfälscher bauen sogar komplette Mercedes-Modelle nach
Die Zahl der Betrüger, die mit gefälschten Mercedes-Benz-Teilen, Kasse machen wollen, nimmt rasant zu. 1,5 Millionen Produktfälschungen wurden 2024 beschlagnahmt.

© Mercedes-Benz AG
Oft nicht sofort zu erkennen: AMG-Felgen, Fälschung (links) und Original (rechts).
Von Andreas Schröder
Sicherheitsrelevante Fälschungen stehen ganz besonders im Fokus der Experten des Autobauers Mercedes-Benz. Auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden – doch nach Erkenntnissen des Konzerns bergen Produktfälschungen „erhebliche Risiken für Millionen Verkehrsteilnehmende“, sie verursachen zudem „immense wirtschaftliche Schäden“, deren Höhe Mercedes allerdings nicht benennt. Allein im Jahr 2024 haben die Behörden laut Konzernangaben mehr als 1,5 Millionen Mercedes-Benz-Produktfälschungen bei 793 Razzien und mit Hilfe des Zolls weltweit beschlagnahmt – Tendenz steigend.
Mercedes-Benz gehe in enger Zusammenarbeit mit Zoll-, Gewerbeaufsichts- und Strafverfolgungsbehörden gegen die Fälscher vor. Die Fälschungen „erfüllen nicht die hohen Sicherheits- und Qualitätsstandards von Mercedes-Benz und können schwere Unfälle herbeiführen“, erläutert Renata Jungo Brüngger, Mercedes-Vorstandsmitglied für Integrität, Governance & Nachhaltigkeit.
Hochgiftige Bremsbeläge
„Mit unserem breit angelegten Kampf gegen die Fälscherindustrie schützen wir Verkehrsteilnehmende vor schwerwiegenden Unfällen, bewahren Kundinnen und Kunden vor Täuschungen und stärken das Vertrauen in unsere Marke“, so die Managerin. Als drastische und für Autofahrer gefährliche Beispiele nennen die Mercedes-Experten Luftfilter aus leicht entzündlichem Material, minderwertige Bremsteile und Bremsbeläge mit gefährlichen Materialien wie Blei und Arsen. Produkte wie diese seien bei Durchsuchungen beschlagnahmt worden.
Der Kampf gegen die Verbrecher ist mühsam: Den Razzien gehen oft monatelange Ermittlungen und Vorbereitungen voraus. Die Markenschützer bei Mercedes-Benz prüften Angebote auf Internetseiten, gingen Hinweisen auf Fälschungen nach und recherchierten intensiv, um die Produktionsstätten der Fälscher auszumachen. „Die Ermittlungsergebnisse stellt das Team den Behörden zur Verfügung, diese durchsuchen die Werkstätten der Fälscher, in denen oft katastrophale Arbeitsbedingungen herrschen und ernsthafte Umweltschäden verursacht werden“, so Mercedes weiter.
Die Verbrecher gingen dabei auch immer dreister vor: Zunehmend würden hochwertige High-end- Markenprodukte, zum Beispiel von Mercedes-Benz Maybach und AMG, gefälscht. „Dabei werden auch Mercedes-Fahrzeuge unter Verletzung von geistigem Eigentum umgebaut und sogar komplette Fahrzeuge nachgebaut. Gegen solche illegalen Replikas und Umbauten geht das Markenschutzteam von Mercedes-Benz konsequent vor.“
Zudem nutzten Fälscherbanden zunehmend Online-Plattformen und soziale Medien, um Produktfälschungen großflächig zu vertreiben. Dabei profitierten sie von der weitgehenden Anonymität und der dezentralen Struktur dieser Marktplätze und Technologien sowie der Schnelllebigkeit von Social Media. „Mercedes-Benz verstärkt daher seit Jahren seine Maßnahmen gegen Fälschungen, insbesondere auch im Online-Umfeld“, heißt es. 2024 haben die Markenschützer mehr als 212 000 Angebote gefälschter Mercedes-Benz-Produkte und markenrechtsverletzender Inhalte gelöscht – ein Anstieg um etwa die Hälfte gegenüber dem Vorjahr, wie der Konzern mitteilt.
So fallen Produktfälschungen auf
- Der erste Schritt ist die sorgfältige Prüfung auffälliger Angebote im (Online)-Alltag.
- Typische Warnsignale für Fälschungen sind ein deutlich niedrigerer Preis, auffällige Mängel in der Produktqualität oder der Verkauf über fragwürdige (Online-)Quellen.
- Manchmal erkennt man bereits an den Produktbildern oder Bezeichnungen, dass es sich nicht um Originale handeln kann, besonders wenn Mercedes-Benz diese Produkte gar nicht herstellt.