Daimler mit Steinwürfen erpresst: Prozessauftakt

dpa Paderborn. 15 Kilo schwer war die geworfene Betonplatte, die auf der A44 bei Soest eine Frontscheibe durchschlug. Die Fahrerin blieb unverletzt. Die Tat soll Auftakt einer versuchten Erpressung des Autobauers Daimler gewesen sein. Der mutmaßliche Täter steht jetzt vor Gericht.

Das Logo der Daimler AG ist an der Konzernzentrale im Mercedes Benz-Werk in Untertürkheim zu sehen. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Das Logo der Daimler AG ist an der Konzernzentrale im Mercedes Benz-Werk in Untertürkheim zu sehen. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Eine Betonplatte stürzt von einer Autobahnbrücke und schlägt mit voller Wucht in das Führerhaus eines Kleinlasters ein: Es soll ein Mordversuch aus Habgier gewesen sein, als ein 21 Jahre alter Mann im April die 15 Kilogramm schwere Platte auf die A44 bei Soest geworfen haben soll. Der Mann aus Geseke soll beabsichtigt haben, eine Drohkulisse für eine Zahlung von 250 000 Euro vom Stuttgarter Autobauer Daimler aufzubauen. Seit Donnerstag muss sich der Mann vor dem Landgericht Paderborn wegen versuchten Mordes und versuchter schwerer räuberischer Erpressung verantworten.

Bei der Tat hatte die 15 Kilo schwere Platte die Windschutzscheibe des Mercedes durchschlagen und die damals 25 Jahre alte Fahrerin und einzige Insassin nur knapp verfehlt. Die Kurierfahrerin blieb unverletzt. Wenige Tage später wurden auf der A33 im Raum Paderborn zwei Lastwagen leicht beschädigt, als sie über einen Haufen Steinbrocken fuhren, die auf der Fahrbahn lagen. Auch auf dem Zubringer zum Flughafen Paderborn-Lippstadt soll der Angeklagte eine Steinplatte abgelegt haben, jedoch ohne dass Fahrzeuge beschädigt wurden.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte den Autohersteller erpressen wollte. Er soll mehrfach Emails sowohl an Daimler als auch an das Polizeipräsidium Dortmund geschickt haben, um seine Forderungen zu stellen und weitere Taten anzukündigen, sollte die Erpressersumme nicht gezahlt werden. Zu einer Zahlung kam es trotz der Anschlagserie und zweiwöchigen Verhandlungen per Email nicht. Mitte Mai wurde der mutmaßliche Erpresser von Spezialkräften in seiner Wohnung festgenommen.

Nach der Anklageverlesung am Donnerstag vertagte sich das Schwurgericht. Grund war, dass der psychiatrische Gutachter, der die Schuldfähigkeit des Angeklagten untersuchen muss, beim Prozessauftakt nicht anwesend sein konnte. Die Kurierfahrerin tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf: Sie ist nach Worten ihrer Anwältin traumatisiert und hat ihren Job aufgegeben. Der Prozess ist zunächst bis in den Dezember terminiert.

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Erstellt:
12. November 2020, 03:49 Uhr

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